Wer im Glashaus sitzt...
Eines muss man Donald Trump ja lassen: Entmutigen lässt sich der US-Präsident so schnell nicht. Kaum war sein Versuch, die Obamacare-Krankenversicherung abzuschaffen, krachend gescheitert, da wandte er sich schon dem nächsten Thema zu. Per Dekret legte er die Axt an mehrere Klimaschutz-Bestimmungen seines Amtsvorgängers. Damit werden Kernstücke der Umweltpolitik Barack Obamas aufgeweicht. Etliche Beschlüsse des Pariser Klimaschutzabkommens sind somit ausgehebelt.
Die deutsche Umweltministerin Barbara Hendricks beeilte sich zwar mit ihrer Kritik an dieser Vorgehensweise, aber es sei die Frage erlaubt, ob man mit dem Steinewerfen nicht vorsichtig sein sollte, wenn man selbst im Glashaus sitzt. Schließlich hat sich auch hierzulande der CO2-Ausstoß nicht verringert, und erst kürzlich wurde beispielsweise bekannt, dass die Bundesregierung die Lieferung von Brennelementen an den belgischen "Bröckelreaktor" Tihange weiterhin billigt. Im gleichen Atemzug aber fordert man wortreich die Abschaltung des überaus unsicheren Kernkraftwerks in der Nähe von Aachen. Wie glaubwürdig ist das denn?
"Die unermüdliche Arbeit der Kohle-Lobby hat sich ausgezahlt"
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat in der Vergangenheit mehr als einmal die Profitinteressen der Energie- und Automobilkonzerne über den Umweltschutz gestellt. Das vorläufige Scheitern des Klimaschutzplanes 2050 war ein Offenbarungseid. Die unermüdliche Arbeit der Kohle-Lobby hat sich ausgezahlt! Dazu passt, dass der Wirtschaftsflügel der Union und das CSU-geführte Verkehrsministerium bislang jede Regelung zum Ausstieg aus der Diesel-Technologie sowie zum Ende des Verbrennungsmotors bis 2030 verhindert haben.
Man muss kein Mediziner sein, um zu wissen, dass mit einem "Weiter so" in der Klima- und Energiepolitik Asthma, Allergien und Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergehen. Statistische Daten machen deutlich, dass bestimmte Umweltprobleme erhebliche Auswirkungen haben. Allein die Luftverschmutzung ist jährlich weltweit für sieben Millionen vorzeitige Todesfälle verantwortlich, so eine Studie der Weltgesundheitsorganisation aus dem März 2014.
"Weltweit sieben Millionen vorzeitige Todesfälle im Jahr durch Luftververschmutzung"
Das Umweltbundesamt hat errechnet, dass in Deutschland jährlich durchschnittlich etwa 47.000 vorzeitige Todesfälle auf die Feinstaubbelastung zurückgeführt werden können. Dies entspricht einem Verlust von zehn Lebensjahren pro 1.000 Einwohner.
Ungeachtet einer dringend notwendigen Kehrtwende in der "großen" Politik könnte diesbezüglich jeder im Kleinen damit anfangen, im wahrsten Sinne des Wortes vor der eigenen Haustüre zu kehren. Was beispielsweise geht wohl im Kopf jener übertrainierten Mami vor, die den Sprössling jeden Morgen mit dem riesigen, offroad-tauglichen 300-PS-Geländewagen zur nahen Schule karrt?