Tag der Organspende Wo ein Wille ist, fehlt oft ein Spenderausweis

Gesundheitspolitik Autor: Lara Sommer

Ein Organspendeausweis sowie Informationsmaterialien lassen sich kostenlos von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) anfordern. Ein Organspendeausweis sowie Informationsmaterialien lassen sich kostenlos von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) anfordern. © Alexander Raths – stock.adobe.com

Obwohl laut Umfragen die Mehrheit der Deutschen positiv zur Organspende eingestellt ist, überlässt mehr als die Hälfte die Entscheidung im Ernstfall den Angehörigen. Der Tag der Organspende macht  jedes Jahr am ersten Samstag im Juni auf das Thema aufmerksam.

Anlässlich des Tags der Organspende (3. Juni 2023) erinnert Kai ­Klose, Minister für Soziales und Integration in Hessen, daran, dass in Deutschland etwa 8.500 Menschen auf ein Spenderorgan warten. „Für schwerstkranke Menschen ist eine Organspende häufig lebensrettend, und vielen anderen kann eine belastende und risikoreiche Therapie mit Medikamenten oder medizinischen Geräten erspart werden.“ Nur jeder zehnte Patient auf der Warteliste erhalte innerhalb eines Jahres ein Transplantat. Diese Zahl sähe noch wesentlich schlechter aus, würde Deutschland über den Eurotransplant-Verbund nicht mehr Organe erhalten als es anderen Ländern zur Verfügung stellt. „Auch die letzte Überarbeitung des Transplantationsgesetzes hat leider nicht dazu geführt, dass sich die hohe Akzeptanz der Organspende, die sich in Umfragen wiederspiegelt, in tatsächlichen Spenden wiedergefunden hätte“, beklagt der Minister.

Obwohl die Anzahl der organspendebezogenen Kontakte von Krankenhäusern zur Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) 2022 stieg, konnten die Transplantationen nur in 27 % der Fälle realisiert werden, berichtet PD Dr. Ana Paula Barreiros von der DSO. Die Zahl der tatsächlichen postmortalen Spenden sank von 933 auf 869. 

Am häufigsten scheiterte es letztendlich daran, dass Angehörige nicht zustimmten. Allein in Hessen konnte außerdem bei 14 Verstorbenen kein entscheidungsberechtigter Angehöriger identifiziert werden. Umfragen zeigen regelmäßig, dass 8 von 10 Befragten eine Organspende befürworten. „In den Situationen 2022, in denen in einem Krankenhaus die Möglichkeit für eine Organspende bestand, lag allerdings nur in etwa 15 % der Fälle eine schriftliche Willensbekundung der Verstorbenen vor“, benennt die Ärztin das Problem. Minister Klose appelliert, sich intensiv mit dem Thema Organ- und Gewebespende zu befassen und die Entscheidung in einem Ausweis zu dokumentieren. Damit entlaste man im Ernstfall auch die eigenen Angehörigen. Dr. ­Barreiros schließt sich dieser Bitte an und betont: „Alter ist keine Kontraindikation.“ Die älteste Spenderin in Deutschland verstarb mit 98 Jahren, eine Leber wurde erfolgreich transplantiert.

Ein Organspendeausweis sowie Informationsmaterialien lassen sich beispielsweise kostenlos von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) anfordern. Um die eigene Entscheidung rechtssicher zu dokumentieren, reichen Apps, digitale Ausweise oder Tattoos nicht aus. Diese können allenfalls Angehörigen einen Anhaltspunkt bieten, wie der persönlichen Wille aussieht. Wenn das angekündigte Online-Register die Arbeit aufnimmt, bleiben der klassische Organspendeausweis sowie Patientenverfügungen gültig. Die DSO rät dennoch, sich zusätzlich registrieren zu lassen. 

Der Katholische Krankenhausverband hat im Mai in Zusammenarbeit mit der BZgA die Initiiative „Organ- und Gewebespende. Jetzt entscheiden. Weitersagen!“ gestartet. Sie soll Menschen motivieren, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und ihren Willen schriftlich festzuhalten. In Düsseldorf läuft noch bis zum 3. Juni die Kampagne ­#DüsseldorfEntscheidetSich. Diese will mit 26 Partnern und 90 Auslageorten in der Stadt Organspendeausweise niederschwellig zugänglich machen. Mit dabei sind u.a. das Rote Kreuz, verschiedene Kliniken, aber auch die Heinrich-Heine-Universität, der Flughafen und Fortuna Düsseldorf. Im Rahmen der Veranstaltungen zum Tag der Organspende sollen die Aktionen und Ergebnisse der im letzten September gestarteten Kampagne präsentiert werden.

Medical-Tribune-Bericht