Soziale Ungleichheit Ärmere Menschen mit Diabetes schlechter versorgt
„Arm im Beutel, krank am Herzen“ – mit diesem Goethe-Zitat startete Prof. Dr. Gerhard Trabert seinen Vortrag. Das Thema sei bei Ärzt*innen noch nicht genügend angekommen, dabei sollten „wir Ärztinnen und Ärzte, alle, die wir im Gesundheitssektor aktiv sind, noch mehr Lobbyisten sein für Menschen, die am Rande unserer Gesellschaft sind und uns engagieren, dass es eine adäquate Gesundheitsversorgung gibt“. Er fordert u.a. die Implementierung einer Arbeitsgruppe „Armut und Gesundheit“ beim Bundesgesundheitsministerium, außerdem niedrigschwellige Gesundheitsversorgungsangebote.
Zahlen belegen die ungleiche Behandlung
Wie sieht es mit der Gesundheitsversorgung von armen Menschen mit Diabetes aus, welche Diabetestherapie bekommen sie? Da gibt es durchaus signifikante Disparitäten zwischen privilegierten und benachteiligten Personen, wie die Zahlen von Marianne Auzanneau vom Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie am ZIBMT an der Universität Ulm zeigen, und zwar sowohl bei Kindern und Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes als auch bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes. Diese Gruppen sind benachteiligt bei der Nutzung von Technologie und Medikamenten – und dies wird auch erkennbar in den Outcomes.
Auzanneau hatte Daten aus dem DPV-Register mitgebracht: Sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes steigt mit der Deprivation auch der HbA1c-Wert an. Kinder mit Typ-1-Diabetes aus der privilegiertesten Gruppe haben einen HbA1c-Wert von 7,4 %, in den am meisten benachteiligten Gruppe liegt der Wert bei 7,8 %, bei Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes sind es 7,7 % zu 8,4 %. Bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes verwenden diejenigen aus der privilegiertesten Gruppe zu 26,9 % SGLT2-Hemmer, in der benachteiligsten Gruppe sind es nur 14,2 % (GLP1-Analoga: 18,5 % vs. 9,6 %).
Den Blick auf weitere benachteiligte Patientengruppen lenkten die niedergelassenen Diabetologen Stephan Maxeiner und Friedhelm Petry. Sie behandeln auch Patient*innen mit Handicap, also z.B. mit Entwicklungsstörungen und Seh- und Hörstörungen, und stellten einige ihrer Patient*innen ausführlich vor.