Zahnärzte kritisieren Konzept der Medizinischen Versorgungszentren
Investorengetragene Medizinische Versorgungszentren (i-MVZ) sind der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung ein Dorn im Auge. Die KZBV berichtet von Dentalketten in Spanien und Frankreich, die pleite gingen oder von den Behörden geschlossen wurden und die ihre Patienten, welche bereits in Vorkasse getreten waren, mit unvollendeten Behandlungen oder den Folgen von Fehlern zurückließen. „Wollen wir derartige Zustände in absehbarer Zeit auch hierzulande haben? Die Antwort kann nur lauten: Nein!“, meint die KZBV. Deshalb hat sie zwei Gutachten beauftragt. Eines bei dem Berliner Juristen Professor Dr. Helge Sodan und eines zu Entwicklung und Auswirkungen von i-MVZ auf die vertragszahnärztliche Versorgung beim Berliner IGES-Institut.
Das IGES stellt einen sprunghaften Zuwachs von Zahnarzt-MVZ fest – von 21 im Jahr 2014 auf 1000 im ersten Quartal 2020. Von diesen 1000 befinden sich 207 über vorgeschaltete Tochtergesellschaften im (Mit-)Eigentum von privatem Beteiligungskapital. Getragen werden die i-MVZ nahezu ausschließlich von (zum Teil eigens dafür erworbenen) Krankenhäusern oder in der Konstellation Klinik plus Zahnärzte als minderheitsbeteiligten Gesellschafter. Derzeit stehen hinter den i-MVZ zwölf verschiedene Investoren. Die größte Kette hat 23 Praxisstandorte.
Mit viel Fremdkapital rein und hohem Erlös flugs wieder raus
Nur jedes siebte Ärzte-MVZ steht in ländlicher Umgebung
Allerdings „ähneln die nicht-investorenbetriebenen MVZ in vielen untersuchten Aspekten den i-MVZ stark“, schreibt das IGES zum Abrechnungsverhalten – worauf die KZBV jedoch nicht weiter eingeht. Das betrifft auch die Ansiedlungspolitik. Alle MVZ-Träger bevorzugen großstädtische Standorte, „die sich durch eine überdurchschnittlich einkommensstarke sowie jüngere und weniger von Pflegebedürftigkeit betroffene Bevölkerung auszeichnen“, heißt es im Gutachten. Auch bei den MVZ in der vertragsärztlichen Versorgung fällt der KBV auf, dass die meist als Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) oder Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) betriebenen MVZ bevorzugt in Kernstädten (48 %) sowie Ober- und Mittelzentren (38 %) angesiedelt werden. Nur 512 der bundesweit 3539 MVZ (14 %) befinden sich in ländlichen Gemeinden (Stand: Ende 2019). Im Länderranking liegt Bayern mit 4000 Ärzten in 716 MVZ an der Spitze, gefolgt von Nordrhein mit 2403 Medizinern in 404 Einrichtungen. „In Thüringen und Hamburg arbeitet mittlerweile jeder fünfte Arzt, der an der vertragsärztlichen Versorgung teilnimmt, in einem MVZ“, meldet die KBV. Das sei bundesweit der höchste Anteil. Von den insgesamt gut 20 000 angestellten Ärzten arbeiten 63 % in Teilzeit.Medical-Tribune-Bericht