12,5 Jahre Ärztemarathon bis zur adäquaten Schmerzlinderung
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Schmerz ist ein biopsychosoziales Gesamtereignis mit gravierenden Auswirkungen auf alle Lebensbereiche, sagte Privatdozent Dr. Dominik Irnich von der Interdisziplinären Schmerzambulanz der LMU München. In Deutschland klagen etwa 23 Millionen Menschen über ständige Schmerzen – jedoch erfüllen nur circa sechs Millionen auch tatsächlich die Kriterien eines chronischen, nicht tumorbedingten Schmerzes (CNTS).
Immer mehr Jüngere mit chronischen Beschwerden
Darunter befinden sich immer mehr jüngere Menschen mit chronischen Kopf- und Rückenschmerzen. Für die meisten liegt der Griff zum rezeptfreien Schmerzmittel nahe. Kein Wunder, dass der Analgetikaabusus mit Abstand die häufigste Form der Medikamentenabhängigkeit ist.
Optionen zur multimodalen Behandlung von Schmerzen
- Analgetika
- Psychotherapie
- Physiotherapie
- Neuraltherapie
- Akupunktur, -pressur
- Ernährung
- Wickel
- Seminare
- alternative Möglichkeiten: Yoga, Meditation, Qigong, Tuina, Kunst-, Atemtherapie, Psychotonik, Rhythmik
Verordnung von Opioiden stieg massiv an
Aber auch die ärztlichen Verordnungen von Opioiden erhöhten sich in Deutschland zwischen 2000 und 2010 massiv. CNTS-Patienten erhielten 75 % aller Opioid-Tagesdosen. Dabei verdoppelte sich insbesondere die der retardierten WHO-3-Opioide von 16 % auf 33 %. Auch die Therapiedauer erhöhte sich. So stiegt die Rate der Langzeitbehandlungen von 4,3 % auf 7,5 % an. Im Gegensatz dazu gab es bei den Tumorpatienten in den vergangenen Jahren keine wesentlichen Änderungen. Nach Dr. Irnich sei diese Gruppe in puncto Opioidverordnungen sogar eher unterversorgt.Durchschnittlich weisen Patienten bereits 12,5 Jahre chronische Schmerzen auf, bis sie sich endlich einem Schmerztherapeuten vorstellen. Bei 80 % von ihnen bestehen Dauerschmerzen.„Im niedergelassenen Bereich fehlt es an Vertrauen“
Als wichtige Grundlage einer erfolgreichen Schmerztherapie gilt die vertrauensvolle Arzt-Patienten-Beziehung. „Gerade im niedergelassenen Bereich fehlt sie oftmals“, bedauerte der Referent. Deshalb irren viele Schmerzpatienten jahrelang erfolglos von Arzt zu Arzt, sodass die Doktor-Liste immer länger und die Patientenakte immer dicker wird. Im Schnitt haben Betroffene sich bereits 15,6 Therapien und in 40 % der Fälle an der Beschwerdestelle einer Op. unterzogen. Einige Patienten resignieren mit der Zeit unter der monomodalen Behandlung oder entwickeln eine Depression. Nur auf Basis einer ausführlichen Diagnostik lässt sich ein individuelles Konzept zusammenstellen. In manchen Fällen reicht die allein jedoch nicht aus. Dann erfolgt eine multidisziplinäre Diagnostik teilstationär in einer Schmerzambulanz oder stationär in einer Klinik.Multidisziplinäre Diagnostik bei drei von vier Merkmalen
Dies ist indiziert, wenn der Patient mindestens drei der folgenden Merkmale aufweist:- Beeinträchtigung von Lebensqualität und/oder Arbeitsfähigkeit
- Fehlschlag einer unimodalen Schmerztherapie, einer Op. oder einer Entzugsbehandlung
- Medikamentenabhängigkeit oder Fehlgebrauch
- gravierende psychische oder somatische Begleiterkrankung
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