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Achillessehne reißt Läufer aus der Bahn
Bei über der Hälfte aller Mittel- und Langstreckenläufer treten während der aktiven Laufbahn Probleme mit der Achillessehne auf. Aber auch jedem zehnten Nichtsportler macht die zugkräftigste Sehne des Körpers irgendwann zu schaffen. Wie Sie diagnostisch und therapeutisch vorgehen, erläutert ein Experte.
Die Achillessehne muss einiges aushalten: Beim Laufen wirkt das 2,5- bis 12,5-Fache des Körpergewichts auf die Sehne ein – während eines Marathons kommen da schon mal 30 000 Tonnen zusammen, erklärte Dr. Lukas Weisskopf von der Rennbahnklinik in Muttenz. Noch stärkere Kräfte wirken auf die Sehne ein, wenn der Rückfuß asymmetrisch belastet wird.
Allein die Anatomie der Achillessehne leistet späteren Läsionen Vorschub: Verantwortlich dafür sind das ungünstige Verhältnis von Muskelquerschnitt zu Sehnendicke und die spärliche Versorgung mit Blutgefäßen. Somit ist es nicht weiter erstaunlich, dass gerade diese Sehne am häufigsten von Rupturen betroffen ist.
Chronische Überlastung am häufigsten
Im Praxisalltag hat man es aber viel öfter mit chronischen Überlastungsschäden im Sinne einer Tendinopathie der Achillessehne zu tun. Als Risikofaktoren gelten langjähriges Lauftraining und metabolische Ursachen, z.B. erhöhte Harnsäure und Diabetes. Doch auch Medikamente wie Kortison, NSAR und Fluorchinolone können der Sehne zusetzen.
Die Tendopathie beginnt meist schleichend, oft werden die ersten Symptome nicht ernst genommen. Viele Sportler suchen erst ärztlichen Rat, wenn sportliche Aktivitäten aufgrund von Schmerzen nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich sind, so die Erfahrung des Spezialisten.
Sonographisch lässt sich die Tendinose – meist im mittleren Sehnendrittel – durch typische Veränderungen nachweisen, z.B. vergrößerten Sehnendurchschnitt und Texturstörungen. Neugefäßbildungen im Sehnengewebe zeigt der Doppler. Mittels MRT können Rupturen oder Teilrupturen ausgeschlossen werden, insbesondere bei akut aufgetretener Symptomatik oder schlagartiger Verschlechterung.
Zu häufiges Training und falsche Lauftechnik
Bei jedem Patienten mit einer Achillessehen-Tendinopathie stehen zwei Fragen an, um potenzielle Ursachen abzuklären: Was treibt die Sehnenbelastung hoch und welche Faktoren reduzieren die Belastbarkeit der Sehne? Im Einzelfall kann die Überbeanspruchung verschiedenste Gründe haben, z.B. Trainingsfehler („zu viel, zu früh“), mangelnde Stabilität und Flexibilität, schlechte Lauftechnik, instabiles oberes Sprunggelenk, schlechte Ausrüstung (Laufschuhe) oder auch ungünstige Laufbedingungen (nasses, rutschiges Laub).
Eine reduzierte Belastbarkeit lässt sich wiederum erklären durch höheres Alter, genetische Faktoren, Hormonstörungen (Hypothyreose, Östrogenmangel), Stoffwechselstörungen, Adipositas, Medikamente, körperliche Inaktivität oder auch Rauchen.
Kortison verschlechtert Prognose, besser Nitrospray!
Eine antientzündliche Behandlung ist in der Regel nicht indiziert – schließlich liegt keine Entzündung vor, betonte der Experte. NSAR und Kortison führen ggf. kurzfristig zur Erleichterung, verschlechtern aber die Sehnenqualität. Falls relativ rasch eine Schmerzreduktion gewünscht wird, können die neu gebildeten Gefäße unter Ultraschallkontrolle sklerosiert werden. Die Sehne selbst sollte dabei keinesfalls mit der Nadel getroffen werden.
Um Patienten kurzfristig den Sehnenschmerz zu lindern, empfahl der Experte Nitrospray (z.B. 2 x 2 Hübe Nitrolingual®). Von Kortison-Injektionen riet Dr. Weisskopf hingegen dringend ab: Mit der kurzfristigen Schmerzerleichterung erkauft man sich ein erhöhtes Rupturrisiko – und damit ein höheres Komplikationsrisiko wie Re-Ruptur (22 %) und Wundheilungsstörungen (56 %) bei notwendigen Operationen. Außerdem sei zu beachten, dass injiziertes Kortison 3–4 Monate im Gewebe verbleibt, warnte der Orthopäde.
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