Dehnen, dehnen und noch mal dehnen bei Achillodynie
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Überlastung, Muskelverkürzung, mechanische Irritationen durch Knochenkanten oder zu enges Schuhwerk – die Ursachen für Sehnenschmerzen sind so vielfältig wie deren Lokalisation. Bei der Achillodynie z.B. handelt es sich um einen Sammelbegriff verschiedener Diagnosen, schreiben Professor Dr. Ralph Gaulke und Professor Dr. Christian Krettek von der Unfallchirurgischen Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover. Junge Sportler leiden mit einer Prävalenz von etwa 2 % darunter.
Findet sich ein lokaler Druck- und Dehnungsschmerz am Muskel-Sehnen-Übergang, liegt dies oft an einer plötzlichen Zerrung oder einem Faser- bzw. Bündelriss des nicht vorgedehnten, schlecht durchbluteten Wadenmuskels. Akut hilft eine lokale Kälteanwendung, nach Abklingen folgt eine Dehnungsbehandlung bis zur Schmerzgrenze. Unterstützend können lokale Wärme, Querfriktion oder eine Therapie nach dem Fasziendistorsionsmodell zum Einsatz kommen.
Übungen bereits in der akuten Phase durchführen
Schmerzen im Sehnenverlauf rühren häufig von einer chronisch erhöhten Spannung eines zu kurzen Triceps surae her. Betroffene klagen über einen Anlaufschmerz nach längerer Ruhephase. Auch hier setzen die Autoren auf vorsichtiges Dehnen – bereits in der akuten Phase. Die Übungen in Eigenregie empfinden die meisten Patienten als angenehm, innerhalb weniger Wochen bis Monate sind sie sehr oft beschwerdefrei.
In der chronischen Phase zeigen sich sonographisch eine Aufreibung der Achillessehne sowie zentrale Inhomogenitäten als Zeichen einer Nekrose. Zur Diagnostik der Tendosynovialitis gehört aber auch die klinische Untersuchung: Beim Tasten mit Daumen und Zeigefinger lassen sich Krepitationen der verdickten Sehnenscheide am besten nachweisen.
Haglund-Exostose ist eine häufige Fehlbezeichnung
Zu hartes Schuhwerk reizt den Schleimbeutel
Kortisoninjektionen sollten wegen der Nebenwirkung einer Hypovaskularisation und konsekutiver Ruptur nicht mehr angewendet werden, raten die Experten. Erreichen etwaige Nekrosen ein Drittel des Sehnenquerschnitts, droht eine Ruptur. In diesem Fall besteht die Indikation zur Operation. Verkalkungen sollten erst entfernt werden, wenn sie Beschwerden verursachen.Zu Insertionstendinopathien der Achillessehne am Fersenbein führen vor allem zwei Ursachen:
- Die mechanische Überlastung bei Muskelverkürzung geht oft mit einer Bursitis subachillae einher.
- Der mechanische Reiz durch zu hartes Schuhwerk führt zu einer Bursitis subcutanea achillae.
Eine Überlastung kann zudem weiteren Sehnen am Fuß, wie der des M. tibialis anterior, zu schaffen machen. Der Reiz entsteht unter dem Retinaculum extensorum, im Verlauf zeigen sich klinisch die typischen Zeichen der Tendosynovialitis. Bei fortbestehender mechanischer Irritation droht sogar eine Ruptur. Studien zur Behandlung fehlen. Schonen und passives Dehnen lautet die Empfehlung. In der akuten Phase können eine kurzzeitige Ruhigstellung im Gips und eine NSAR-Gabe nützen, eine Operation ist i.d.R. nur selten erforderlich. Unter dem Retinaculum geraten mitunter auch die Zehenstreckersehnen unter Druck, insbesondere bei einer Lähmung des M. tibialis anterior.
Keine korrigierenden Einlagen bei Polyneuropathie
Schmerzen aufgrund eines Knick-Senkfußes manifestieren sich am häufigsten in Form einer Tibialis-posterior-Tendinopathie. Dabei gelingt die aktive Adduktion des Fußes nur mäßig oder bei Vorliegen einer ausgeprägten Sehnenentzündung bzw. Ruptur überhaupt nicht. Als konservativer Ansatz steht eine aktive muskuläre Korrektur der Fehlstellung durch Physiotherapie im Vordergrund, ggf. ergänzt durch Einlagen (cave: keine korrigierenden Einlagen bei Polyneuropathie oder fixierten Fußfehlstellungen!).Quelle: Gaulke R, Krettek C. Unfallchirurg 2017; 120: 205-213
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