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ADC wirkt auch in der Gruppe der HER2ultralow-Tumoren

Die erste Auswertung der Studie DESTINY-Breast06 bestätigt, dass Personen mit HR+/HER2low metastasiertem Mammakarzinom einen Nutzen aus Trastuzumab-Deruxtecan (T-DXd) ziehen. Prof. Dr. Dr. Giuseppe Curigliano, European Institute of Oncology, IRCCS, Mailand, sprach von einem klinisch bedeutsamen Vorteil beim progressionsfreien Überleben.1 Die Ergebnisse seien auch für die Subgruppe der HR+/HER2ultralow-Tumoren konsistent, die 20–25 % der HER2- metastasierten Mammakarzinome ausmachten. Offensichtlich wirke T-DXd in früherer Therapielinie, so Prof. Curigliano, denn: Die Teilnehmenden hatten für die metastasierte Erkrankung zuvor keine Chemotherapie erhalten. Die Zulassung von T-DXd für HER2low-Tumoren bezieht sich auf chemotherapeutisch vorbehandelte Patient:innen.
Für DESTINY-Breast06 waren 866 Personen mit HR+/HER2low (IHC2+/ISH- oder IHC1+) metastasiertem Brustkrebs, darunter 153 Teilnehmende mit HER2ultralow Tumoren, eingeschlossen. Letztere waren definiert als IHC0 mit inkompletter Membranfärbung in ≤ 10 % der Krebszellen. 1:1 randomisiert erhielten die Erkrankten T-DXd versus eine Monochemotherapie nach Wahl der Prüfärzt:innen (Capecitabin [59,8 %], Paclitaxel [15,8 %], nab-Paclitaxel [24,4 %]). Alle Patient:innen waren für ihre metastasierte Erkrankung endokrin vorbehandelt: Im Median hatten sie zwei Therapielinien erhalten, rund 90 % einen CDK4/6-Inhibitor.
Nach einem medianen Follow-up von 18,2 Monaten ergab sich ein sig-nifikanter PFS-Vorteil von median 5,1 Monaten für Teilnehmende mit HR+/HER2low-Tumoren. Das entsprach einer relativen Risikoreduktion um 38 % gegenüber der Kontrolle (medianes PFS: 13,2 Monate vs. 8,1 Monate; HR 0,62; p < 0,0001). Laut Subgruppenanalyse war das längere PFS u.a. unabhängig von der Chemotherapie im Kontrollarm, dem Nachweis von Lebermetastasen oder der Anzahl der endokrinen Vortherapien, so Prof. Curigliano.
Der Benefit bestätigte sich in der ITT-Auswertung für die Gesamtpopulation (HER2low + HER2ultralow) mit einem medianen PFS von 13,2 Monaten vs. 8,1 Monate (HR 0,63; p < 0,0001). Auch die präspezifizierte explorative Auswertung zum HER2ultralow metastasierten Brustkrebs ergab konsistente Vorteile für T-DXd (13,2 Monate vs. 8,3 Monate; HR 0,78). Die Ergebnisse zum Gesamtüberleben sind laut Prof. Curigliano noch nicht reif. Die Forschenden beobachteten einen numerischen Vorteil zugunsten von T-DXd sowohl für Personen mit HER2low-Tumoren (HR 0,83; p = 0,1181) als auch im Rahmen der ITT-Auswertung (HR 0,81) und bei Erkrankten mit HER2ultralow-Mammakarzinomen (HR 0,75).
Studienendpunkte
Das durch ein unabhängiges Expert:innenreview evaluierte PFS für Personen mit HER2low-Tumoren (ohne HER2ultralow) bildete den primären Endpunkt. Das PFS für die Intent-to-Treat-Population (HER2low + HER2ultralow) war ein zentraler sekundärer Endpunkt.
Handhabbare Nebenwirkungen unter dem ADC
Mit 11,0 Monaten vs. 5,6 Monate war die mediane Therapiedauer unter T-DXd fast doppelt so lang wie in der Kontrolle. Die Nebenwirkungsrate sei unter dem ADC numerisch höher, aber handhabbar, so Prof. Curigliano. Therapiebedingte Nebenwirkungen Grad ≥ 3 entwickelten 40,6 % der Teilnehmenden unter T-DXd vs. 31,4 % in der Kontrolle. Die Rate behandlungsbedingter Abbrüche betrug 14,3 % vs. 9,4 %. Häufigster Grund war im T-DXd-Arm eine Pneumonitis (5,3 %). Mit 24,7 % vs. 38,6 % mussten mehr Erkrankte in der Kontrollgruppe die Dosis therapiebedingt reduzieren. Häufigste Nebenwirkung unter T-DXd war die Übelkeit mit 65,9 % (alle Grade; Grad ≥ 3: 1,6 %). Eine interstitielle Lungenerkrankung/Pneumonitis erlitten 49 Patient:innen unter T-DXd, die meist den Schweregrad 1/2 erreichte (Grad 3 und 5: jeweils 0,7 %).
Prof. Dr. Dr. Ian Krop, Yale Cancer Center, New Haven, sprach von einer „well done study“.2 Darin habe sich eine klare Wirksamkeit für T-DXd im First-Line-Setting des HR+/HER2low metastasierten Mammakarzinoms nach endokriner Therapie ergeben. Die genaue Positionierung im klinischen Alltag in Abgrenzung zu anderen Optionen müsse noch validiert werden.
Quellen:
1. Curigliano G et al. 2024 ASCO Annual Meeting; Abstract LBA1000
2. Krop IE. 2024 ASCO Annual Meeting; Vortrag: „Discussion of LBA1000“
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