Beim HR+ HER2- Mammakarzinom lohnt eine endokrine Therapie

Friederike Klein

Brustkrebs kann mittels Mammographie frühzeitig erkannt werden. Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren steht die Untersuchung zu. Brustkrebs kann mittels Mammographie frühzeitig erkannt werden. Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren steht die Untersuchung zu. © Myroslava – stock.adobe.com

Die adjuvante endokrine Therapie gilt beim hormonrezeptorpositiven, HER2-negativen Brustkrebs als Mittel der Wahl. Für pT1a-Tumoren war die Evidenz bislang dürftig. Das ändert eine Studie auf Basis der US-amerikanischen Krebsdatenbank.

Die deutsche S3-Leitlinie Mammakarzinom empfiehlt ebenso wie das US-amerikanische National Comprehensive Cancer Network bei hormonrezeptorpositiven (HR+), HER2-negativen (HER2-) Mammakarzinomen grundsätzlich eine adjuvante endokrine Therapie.1,2 Die Evidenz für diese Behandlung war bis dato allerdings bei kleinen pT1a-Tumoren, wie sie aufgrund der Screening-Mammographie heute häufiger entdeckt werden, eher schwach. Analysen der nationalen Krebsdatenbank in den USA stärken jetzt jedoch die Empfehlung für die endokrine Therapie bei HR+, HER2- Mammakarzinomen auch im Falle eines Tumordurchmessers von maximal 0,5 cm.3

Klarer Überlebensvorteil unter Hormontherapie

Ein Team um Dr. Sung Jun Ma vom Department of Radiation Medicine des Roswell Park Comprehensive Cancer Center in Buffalo wertete Informationen von 42 708 in der Datenbank erfassten Patientinnen aus. Sie hatten zwischen Januar 2010 und Dezember 2015 die Diagnose eines HR+ HER2- pT1aN0 Mammakarzinoms erhalten. Im Median waren die Erkrankten zu diesem Zeitpunkt 63 Jahre alt. Knapp drei Viertel der Frauen (N = 31 509) sollten eine endokrine Therapie erhalten, die übrigen nicht. Für die Auswertung berücksichtigten die Autoren weitere Einflussfaktoren auf das Überleben wie Behandlungszentrum und -größe sowie die Patientenmerkmale Alter, Herkunft, Einkommen, Versicherungsart und Komorbiditäten. Adjustiert ergab sich ein signifikanter Überlebensvorteil, wenn der behandelnde Arzt eine endokrine Therapie angeordnet hatte. Die Hazard Ratio (HR) für das Gesamtüberleben betrug 0,69 zugunsten der Hormonbehandlung (95%-KI 0,63–0,76; p < 0,001).

Effekt unabhängig von Alter, Stadium und Komorbiditäten

Um das Ergebnis abzusichern, führten die Autoren zusätzlich weitere Auswertungen durch. In einer Propensity-Score-Analyse verglichen sie 7544 in den Charakteristika ähnliche Patientinnenpaare mit und ohne endokrine Therapie und fanden ebenfalls einen signifikanten Vorteil für Frauen, die eine Hormonbehandlung bekommen sollten. (HR 0,76; 95%-KI 0,66–0,88; p < 0,001). Charakteristika wie Alter, Komorbiditätsindex oder Tumorgrad beeinflussten den Vorteil der Intervention nicht. Wurden Teilnehmerinnen aus der Analyse ausgeklammert, die innerhalb von sechs Monaten nach Diagnose gestorben waren, blieb der positive Effekt der endokrinen Therapie dennoch bestehen. Verglichen die Wissenschaftler Frauen, die trotz Empfehlung des betreuenden Mediziners eine Hormontherapie abgelehnt hatten, mit denen, die sie wahrgenommen hatten, ergab sich ebenfalls für die Behandlung ein Vorteil (HR 0,80; 95%-KI 0,69–0,94; p = 0,007).

Die Analysen der Autoren stärken die Empfehlung der endokrinen Therapie für Patientinnen mit kleinem HR+ HER2- Mammakarzinom. In der Praxis sollten Kollegen aber immer den potenziellen Vorteil der adjuvanten Hormonbehandlung gegen mögliche Langzeitnebenwirkungen für die Patientin individuell abwägen, betonen die Forscher. 

Quellen:
1. S3-Leitlinie Interdisziplinäre Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms, AWMF-Register-Nr. 032-045OL, www.awmf.org
2. NCCN Guideline Breast Cancer, www.nccn.org
3. Ma SJ et al. JAMA Network Open 2020; 3: e2013973; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2020.13973

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Brustkrebs kann mittels Mammographie frühzeitig erkannt werden. Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren steht die Untersuchung zu. Brustkrebs kann mittels Mammographie frühzeitig erkannt werden. Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren steht die Untersuchung zu. © Myroslava – stock.adobe.com