Trend zur Deeskalierung – Hypofraktionierung bei frühem Brustkrebs erwägen
Die moderat hypofraktionierte Ganzbrustbestrahlung mit 15–16 Fraktionen ist ein bevorzugtes Schema bei ER+/HER2- Mammakarzinom im Stadium I/II und brusterhaltender OP mit negativen Schnitträndern. Dieser Konsens der Experten aus St. Gallen gelte unabhängig vom Alter der Erkrankten. Das ultra-hypofraktionierte Schema mit nur fünf Fraktionen favorisierten bereits 9 % der Panelisten.
Benötigt eine Patientin nach Mastektomie und sofortigem Brustaufbau eine Thoraxwand-Bestrahlung, befürworteten die Kollegen mehrheitlich unabhängig vom Tumorsubtyp die moderate Hypofraktionierung ohne weitere Einschränkungen. In einer späteren, separaten Abstimmung sprach sich eine knappe Mehrheit (59 %) generell dafür aus, dass die hypofraktionierte Radiatio eine Standardoption für Brust, Thoraxwand und Lymphabflussgebiete sei. Lediglich seltene Umstände wie eine erneute Bestrahlung nahmen die Kollegen hiervon aus.
Gut 20 % würden die moderate Hypofraktionierung nur nach brusterhaltender OP einsetzen – dann aber unabhängig vom Alter. Gut 15 % hatten Bedenken im Fall eines hohen klinischen Rückfallrisikos oder eines prognostisch ungünstigen Subtyps.
Kritisch äußerten sich die Panelisten zu Abrechnungsmodellen, die auf der Anzahl der Bestrahlungsfraktionen basieren. Sie stünden der Implementierung und Akzeptanz der Hypofraktionierung im klinischen Alltag entgegen.
Daten mit Follow-up über mehr als zehn Jahre fehlen
Ob eine brusterhaltend operierte über 70-jährige Frau mit ER+/HER2- Mammakarzinom und einer Lebenserwartung von über zehn Jahren eine adjuvante Radiotherapie erhalten sollte, wollten die Experten weder generell bejahen (90 %) noch generell verneinen (73 %). Ein Verzicht auf die zusätzliche Radiatio wurde mehrheitlich (88 %) bei einem kleinen ER+/HER2- Tumor von weniger als 2,5 cm und niedrigen klinischen bzw. genomischen Risiko befürwortet. Das Problem sei, dass nur Studiendaten mit einer Beobachtungszeit von ca. zehn Jahren nach dem Eingriff vorliegen.
Quelle: 17. St. Gallen International Breast Cancer Conference (virtuell)