ER+ Mammakarzinom: einmaliger Test zirkulierender Tumorzellen zur Risikostratifikation

Ulrike Viegener

Von allen Patientinnen wurde einmalig eine Blutprobe auf Vorhandensein und Anzahl von CTC hin untersucht. Von allen Patientinnen wurde einmalig eine Blutprobe auf Vorhandensein und Anzahl von CTC hin untersucht. © iStock/andresr

Rezidive bei HR-positivem Brustkrebs sind in mindestens der Hälfte der Fälle Spätrezidive. Eine Studie lässt vermuten: Die einmalige Testung auf zirkulierende Tumorzellen fünf Jahre nach Ersttherapie kann helfen, Patientinnen mit hohem Risiko für ein spätes Rezidiv zu identifizieren.

Bei der jetzt veröffentlichten Studie handelt es sich um den „Nachgang“ zu einer doppelblinden Phase-III-Studie, für die zwischen 2007 und 2011 Frauen mit HER2-negativem, nodal positivem oder nodal negativem Hochrisiko-Mammakarzinom im Stadium II–III rekrutiert worden waren. Nach chirurgischer Primärtherapie und anschließender Chemotherapie (Doxorubicin/ Cyclophosphamid) wurden die Patientinnen im Rahmen der Studie entweder mit Paclitaxel/Bevacizumab oder Paclitaxel/Placebo behandelt. Zum Zeitpunkt der Folgestudie waren die Frauen 4,5 bis 7,5 Jahre nach Erstdiagnose klinisch rezidivfrei.

Rund fünf Jahre Nachbeobachtung

Die Bestimmung zirkulierender Tumorzellen (CTC) erfolgte einem Subprotokoll entsprechend rund fünf Jahre nach der Erstdiagnose. 353 Frauen mit Östrogen­rezeptor(ER)-positivem und 193 Frauen mit ER-negativem Mammakarzinom waren in die Studie eingeschlossen. Von allen Patientinnen wurde einmalig eine Blutprobe auf Vorhandensein und Anzahl von CTC hin untersucht. Als CTC-positiv wurde ein Testergebnis von mindestens 1 CTC pro 7,5 ml Blut gewertet. Das Resultat wurde weder Ärzten noch Patientinnen mitgeteilt.

Bei 18 der 353 (5,1 %) Frauen mit positivem Östrogenrezeptor-Status waren zirkulierende Tumorzellen im peripheren Blut nachweisbar. 23 der 353 (6,5 %) Frauen erlitten in der Folgezeit ein klinisches Rezidiv. Die Rezidivraten pro Patientenjahr im Follow-up-Zeitraum betrugen bei den CTC-positiven bzw. CTC-negativen Frauen 21,4 und 2,0 %. Die Multivarianzanalyse ergab ein um den Faktor 13,1 erhöhtes Risiko bei positivem CTC-Befund. Zum zeitlichen Zusammenhang zwischen zirkulierenden Tumorzellen und Rezidiv wurde folgende Aussage gemacht: Bei 7 der 23 Frauen mit einem Spätrezidiv waren zirkulierende Tumorzellen median 2,8 Jahre im Vorfeld des Rezidivs nachweisbar.

Optimierungsbedarf besteht

Auf dem diagnostischen Potenzial zirkulierender Tumorzellen (CTC), die sich aus Primärtumoren bzw. Metastasen gelöst haben, liegen große Hoffnungen: Minimale Resterkrankungen, Rezidive sowie die Ausstreuung von Metastasen sollen sich durch CTC im peripheren Blut abbilden lassen. Allerdings scheint es sich um heterogene Populationen zu handeln: So sind wohl nur bestimmte CTC-Subpopulationen in der Lage, in entfernte Gewebe einzuwandern. Für bestimmte Fragestellungen dürfte eine differenzierte CTC-Analyse erforderlich sein.

Bei Frauen mit ER-negativem Mammakarzinom wurden jedoch 8 der erfassten 193 Frauen (4,1 %) positiv auf CTC getestet. Nur eine ER-negative Patientin – bei der keine CTC gefunden wurden – entwickelte ein Spätrezidiv. Laut Autoren könnten somit CTC zur Risikostratifizierung genutzt werden: Beim ER-positiven Brustkrebs scheint die einmalige Testung rund fünf Jahre nach Erstdiagnose eine relevante Aussagekraft für das Spätrezidivrisiko zu besitzen.

Quelle: Sparano J et al. JAMA Oncol 2018; doi:10.1001/jamaoncol.2018.2574

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Von allen Patientinnen wurde einmalig eine Blutprobe auf Vorhandensein und Anzahl von CTC hin untersucht. Von allen Patientinnen wurde einmalig eine Blutprobe auf Vorhandensein und Anzahl von CTC hin untersucht. © iStock/andresr