Verträglichkeit der Behandlung beachten und Patient:innen interaktiv einbinden 

ASCO 2023 Birgit-Kristin Pohlmann

Zwei Präsentationen des diesjährigen ASCO-Kongresses adressierten das Thema Therapieerfolg in der Behandlung des metastasierten Brustkrebs. Zwei Präsentationen des diesjährigen ASCO-Kongresses adressierten das Thema Therapieerfolg in der Behandlung des metastasierten Brustkrebs. © PintoArt – stock.adobe.com

Eine qualitativ hochwertige Patient:innenversorgung geht über die reine Therapie hinaus. Um Effektivität und Verträglichkeit einer Behandlung adäquat auszuloten, muss der Austausch mit den Betroffenen gefördert werden. Auf der ASCO-Jahrestagung wurde dieses Thema mit zwei Präsentationen zum metastasierten Brustkrebs adressiert, die sich mit der Dosierung von Capecitabin und dem Einsatz von eHealth-Anwendungen beschäftigten.

Capecitabin ist ein etabliertes Zytostatikum für die Behandlung des metastasierten Mammakarzinoms (MBC). Vorteile umfassen die orale Gabe und die kaum auftretenden Alopezien und Neuropathien, erläuterte Prof. Dr. ­Qamar J. ­Khan, University of Kansas Cancer Center, Westwood.1 Typische Nebenwirkungen sind das Hand-Fuß-Syndrom sowie Diarrhö und Stomatitis. 
Forschende verglichen in einer Studie mit 153 MBC-Patient:innen zwei Dosierungen der Substanz:

  • eine Fixdosis von 1.500 mg Capecitabin zweimal täglich (BID) über sieben Tage mit nachfolgender 7-tägiger Therapiepause, alle 14 Tage (sog. 7/7-Schedule) 
  • die Standarddosierung Capecitabin 1.250 mg/m² BID, Tag 1–14 und 7-tägiger Therapiepause, alle 21 Tage

Bei ähnlicher Effektivität traten zum Teil signifikant weniger Nebenwirkungen auf. Nach 36 Monaten lebten im 7/7-Arm 11 % der Teilnehmenden ohne Progression vs. 0 % in der Standardgruppe (p = 0,24). Jeweils 23 % waren nach drei Jahren noch am Leben.

Eine wichtige Alternative

Die Rate an Grad-3/4-Nebenwirkungen lag mit 11,3 % vs. 27,4 % im 7/7-Arm deutlich niedriger (p = 0,02), was mit einer signifikant reduzierten Therapieabbruchrate (7,5 % vs. 28,7 %; p < 0,0006) und signifikant weniger Dosisanpassungen (7,5 % vs. 23,3 %; p = 0,0063) einherging. Speziell Grad 2–4 Diarrhöen (p = 0,0008), Hand-Fuß-Syndrom (p = 0,0019) und Mukositis (p = 0,0001) traten unter der Fixdosis signifikant seltener auf. 

Numerischer Prognosevorteil

Das mediane PFS war mit 21,4 Monaten vs. 18,7 Monate im CANKADO-aktiv-Arm numerisch etwas länger, mit einer Zwei-Jahres-PFS-Rate von 41,6 % vs. 39,2 %. Das mediane Gesamtüberleben war noch nicht erreicht vs. 42,6 Monate in der Vergleichsgruppe. 

Laut Prof. ­Khan ist das 7/7-Regime eine wichtige Alternative, um ohne Effektivitätseinbuße Toxizitäten zu minimieren. Es sei ideal für zukünftige Kombinationstherapien.

Erste Ergebnisse der PreCycle-Studie aus Deutschland bestätigen den Einsatz von eHealth-Systemen als wichtige, den Therapieerfolg unterstützende Maßnahme, erläuterte Prof. Dr. ­Nadia ­Harbeck, LMU Klinikum München.2 In der multizentrischen randomisierten Phase-4-Studie PreCycle nutzten Patient:innen mit HR+/HER2- lokal fortgeschrittenem oder MBC unter endokrinbasierter Kombinationstherapie mit Palbociclib die digitale Gesundheitsanwendung CANKADO PRO-React Onco. Die Erkrankten wurden täglich nach ihrer Befindlichkeit befragt, konnten potenzielle Beschwerden anhand eines CTCAE-basierten Fragebogens eigenständig erfassen und erhielten auf Basis ihrer Angaben Verhaltensempfehlungen. In der Kontrolle wurde die ­CANKADO-inform-App mit limitierter Funktionalität eingesetzt.

In der Personengruppe, die die interaktive CANKADO-App nutzte, dauerte es signifikant länger, bis sich die Lebensqualität verschlechterte (HR 0,70; p = 0,03). Ernste Nebenwirkungen traten deutlich später auf (HR 0,67; p = 0,04). Insbesondere belastende Nebenwirkungen wurden weniger angegeben. Die Ergebnisse unterstützen den Einsatz validierter interaktiver eHealth-Tools für die klinische Routine, resümierte Prof. Harbeck.

Quellen:
1.    Khan QJ et al. 2023 ASCO Annual Meeting; Abstract 1007
2.    Harbeck N et al. 2023 ASCO Annual Meeting; Abstract 1008

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Zwei Präsentationen des diesjährigen ASCO-Kongresses adressierten das Thema Therapieerfolg in der Behandlung des metastasierten Brustkrebs. Zwei Präsentationen des diesjährigen ASCO-Kongresses adressierten das Thema Therapieerfolg in der Behandlung des metastasierten Brustkrebs. © PintoArt – stock.adobe.com