Dem Rezidiv zuvorkommen

SABCS 2024 Mascha Pömmerl

Die ZEST-Studie untersuchte die Wirksamkeit bei ctDNA-positiven Mammakarzinom-Patient:innen, wurde jedoch vorzeitig beendet. Die ZEST-Studie untersuchte die Wirksamkeit bei ctDNA-positiven Mammakarzinom-Patient:innen, wurde jedoch vorzeitig beendet. © Nadezhda Buravleva – stock.adobe.com

Forschende wollten in der ZEST-Studie bei nach definitiver Therapie ctDNA-positiven Patient:innen mit frühem Mammakarzinom die Wirksamkeit von Niraparib untersuchen. Die Studie wurde aber wegen mangelnder ctDNA-Nachweise vorzeitig beendet. Dennoch lieferte sie wichtige Erkenntnisse. 

Zirkulierende Tumor-DNA (ctDNA) im Plasma kann als Biomarker für minimale Krankheitsresiduen (MRD) nach antitumoraler Therapie dienen und somit einen Hinweis auf einen Krankheitsrückfall liefern, bevor klinische Symptome auftreten. Prof. Dr. Nicholas  Turner, The Royal Marsden, London, präsentierte die randomisierte Phase-3-Studie ZEST, an der Patient:innen mit frühem (Stadium I–III) triple-negativem Brustkrebs (TNBC) oder HR+ HER2- Mammakarzinom mit BRCA-Mutation teilnahmen.

Bei den Erkrankten musste nach Abschluss ihrer Therapie (HR+ Personen durften weiter eine endokrine Behandlung erhalten) die MRD mittels ctDNA nachgewiesen worden sein, ohne dass sich radiologisch bereits ein Rezidiv angekündigt hatte. ctDNA+ Patient:innen erhielten dann entweder Niraparib oder Placebo; primärer Endpunkt war das krankheitsfreie Überleben. 

Von den 1.901 auf ctDNA getesteten Teilnehmenden wurde bei 147 (8 %) ctDNA nachgewiesen. In 55 % der Fälle detektierten die Forschenden diese innerhalb von sechs Monaten nach Therapieende. Etwa die Hälfte der ctDNA+ Personen wies bereits ein radiologisches Rezidiv auf. ctDNA+ Erkrankte hatten häufiger 

  • größere Tumoren,
  • befallene Lymphknoten,
  • keine pathologische Komplettremission (pCR) nach einer neoadjuvanten Chemotherapie erreicht und
  • eine neoadjuvante und adjuvante Therapie erhalten. 

„Das sind natürlich die gleichen Faktoren, die auch mit einem erhöhten Rezidivrisiko zusammenhängen“, kommentierte Prof. Turner. Rezidive bei ctDNA- Patient:innen gab es sehr selten, was die hohe Sensitivität der Testung unterstreiche.

So wurde auf ctDNA getestet

Für den Nachweis der ctDNA wurde wie in der deutschen Mammakarzinom-Nachsorgestudie SURVIVE ein „tumor-informed test“ verwendet, der personalisiert die jeweils individuellen Mutationen des Tumors jeder Person im Plasma detektiert. Der Zeitpunkt des Beginns der seriellen Testung auf ctDNA nach Therapieende war nicht festgelegt. 

Frühzeitige ctDNA-Testung bei TNBC

Insgesamt konnten bis zur vorzeitigen Beendigung der Studie nur 40 ctDNA+ Personen (90 % mit TNBC) randomisiert werden, wobei 18 mit Niraparib behandelt wurden und 22 Placebo erhielten. Das mediane rezidivfreie Überleben betrug 11,4 Monate vs. 5,4 Monate in Prüfarm vs. Kontrolle. Zur Wirksamkeit von Niraparib lassen sich aufgrund der geringen Fallzahlen und vorzeitigen Beendigung der Studie keine verlässlichen Aussagen treffen. Allerdings wies Prof. Turner auf einige Beobachtungen während der Rekrutierungsphase hin, die für künftige Proof-of-Principle-Studien wichtig sein könnten, und gab zwei Empfehlungen ab: 

  • ctDNA bei TNBC früher testen: Da die Hälfte der ctDNA+ Patient:innen bereits ein Rezidiv aufwies, sollte zukünftig deutlich früher getestet werden. Bei 60 % der ctDNA+ TNBC-Erkrankten war die ctDNA in der ersten Testung und innerhalb der ersten sechs Monate nach Therapieabschluss nachgewiesen worden. Dies sei typisch für die schnell rezidivierenden TNBC, so Prof. Turner.
  • Bessere Selektion: Wichtig sei die Selektion von Erkrankten mit deutlich erhöhtem Risiko, um die Anzahl der Personen zu reduzieren, die gescreent werden müssten.

Das betonten sowohl Prof. Turner als auch Prof. Dr. Dr. Ian Krop, Yale School of Medicine, New Haven, der die Studie kommentierte.2 „In ZEST hatten zwei Drittel eine Erkrankung im Stadium I oder II, aber die meisten, bei denen ctDNA nachgewiesen wurde, waren im Stadium III“, so Prof. Kropp. In höheren Krankheitsstadien (IIB und III) ohne pCR nach NACT sei die Wahrscheinlichkeit für einen ctDNA-Nachweis höher, sagte Prof. Turner. Die beiden Experten hoben die Problematik der kurzen Lead Time hervor, also der Vorlaufzeit bis zum manifesten Rezidiv. 

Es bräuchte Proof-of-Principle-Studien, so Prof. Kropp. Denn noch stehe der formelle Nachweis aus, dass sich mit der frühen therapeutischen Intervention, die auch Toxizität mit sich bringe, bei ctDNA+ Patient:innen das Gesamtüberleben tatsächlich in einer bedeutsamen Größenordnung beeinflussen lasse – auch wenn der derzeitige Kenntnisstand dies vermuten lasse. Vorteilhaft für zukünftige Studien seien wohl die serielle Testung auf ctDNA sowie noch sensitivere Verfahren, erklärte Prof. Kropp. Er verwies hier auf beim ASCO 2024 vorgestellte Daten mit einem negativen und positiven prädiktiven Vorhersagewert von 100 %. Derzeit läuft eine Reihe von Studien zur MRD-gesteuerten Therapieeskalation bei verschiedenen Mammakarzinomsubtypen.

Quellen:
1. Turner N et al. San Antonio Breast Cancer Symposium 2024; Abstract GS3-01
2. Kropp I. San Antonio Breast Cancer Symposium 2024; GS3-02: „Discussant about GS3-01“

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Die ZEST-Studie untersuchte die Wirksamkeit bei ctDNA-positiven Mammakarzinom-Patient:innen, wurde jedoch vorzeitig beendet. Die ZEST-Studie untersuchte die Wirksamkeit bei ctDNA-positiven Mammakarzinom-Patient:innen, wurde jedoch vorzeitig beendet. © Nadezhda Buravleva – stock.adobe.com