Triplenegativer Brustkrebs: Immun/Chemo-Kombination bringt Überlebensvorteil

Friederike Klein

Liegt vor uns der Weg zu einer veränderten Therapie von Brustkrebs? Liegt vor uns der Weg zu einer veränderten Therapie von Brustkrebs? © iStock.com/MargoeEdwards

Die Erkenntnisse zur Immunonkologie ebnen den Weg zu einer veränderten Therapie des Mammakarzinoms. Aber auch auf die Klassifikation der Tumoren könnten sie Einfluss nehmen.

Wir müssen eine weitere Schicht der Komplexität in die Klassifikation des Mammakarzinoms integrieren“, sagte Dr. Marleen Kok, Niederländisches Krebsinstitut, Amsterdam. Vorrangig müsse man unterscheiden nach:

  • „heißen“ Tumoren mit hoher Immunogenität
  • Tumoren, die therapeutisch von „kalt“ zu „heiß“ verändert werden können und
  • gänzlich „kalten“ Tumoren

Ein heißer Tumor kann dabei unabhängig vom Rezeptorstatus gekennzeichnet sein durch eine hohe Zahl tumorinfiltrierender Leukozyten (TIL), eine hohe PD-L1-Expression, eine starke Interferon-g-Signatur und/oder Mikrosatelliteninstabilität. Für die anderen zwei Gruppen schlug sie nachgeordnet die Unterscheidung in Östrogenrezeptor-positiv, HER2-positiv oder triplenegativ vor.

Größter Benefit bei Patienten mit hoher PD-L1-Expression

Triplenegativer Brustkrebs (TNBC) gehört eher zu den kalten Tumoren. Aber es gibt Subtypen mit einer Immunaktivierung, die eine bessere Prognose und höhere Ansprechraten auf die Chemotherapie aufweisen. Zudem ermöglicht die Kombination mit einer Chemo, die Immunogenität zu steigern, wie Professor Dr. Lisa A. Carey, Lineberger Comprehensive Cancer Center, University of North Carolina, erläuterte.

Die Kombination des PD-L1-Inhibitors Atezolizumab mit nab-Paclitaxel führte erstmals seit Langem zu einem Überlebensvorteil einer interventionellen Therapie beim metastasierten oder inoperablen fortgeschrittenen TNBC: In der Phase-III-Studie IMpassion 130 verlängerte die Kombination signifikant das progressionsfreie Überleben (PFS) dieser Patienten gegenüber der Chemotherapie alleine. Absolut war der PFS-Gewinn mit 1,7 Monaten zwar mäßig, schlug sich aber in einer Interims-analyse bereits in einem um 3,7 Monate verlängerten Gesamtüberleben (OS) in der Kombinationsgruppe nieder. Besonders profitierten Patienten mit einem PD-L1-positiven Tumor. Das mediane PFS lag hier bei 7,5 vs. 5,0 Monaten (HR 0,62; 95%-KI 0,49–0,78; p < 0,001). Das mediane OS betrug 25,0 vs. 15,5 Monate (HR 0,62; 95%-KI 0,45–0,86).

Ticken HR+ Tumoren anders?

Auch beim hormonsensitiven (HR+) Mammakarzinom sind die Primärtumoren in den frühen Therapielinien möglicherweise immunogener als in späteren, ist Dr. Kok überzeugt. In translationalen Studien scheinen Kombinationen von zielgerichteter und Immuntherapie, Chemo- und Immuntherapie sowie verschiedenen Immuntherapien das Ansprechen zu verbessern und die Immunogenität zu erhöhen. Paradoxerweise ging allerdings bei Östrogenrezeptor-positiven Mammakarzinomen eine hohe TIL-Zahl mit einer ungünstigeren Prognose einher, nicht wie beim TNBC mit einer günstigeren.

Prof. Carey geht davon aus, dass die Immuntherapie in früheren Erkrankungsstadien noch erfolgreicher sein wird, weil frühe TNBC möglicherweise immunogener sind als rezidivierte und metastasierte Mammakarzinome. Professor Dr. Sherene Loi, Peter MacCallum Cancer Centre, Melbourne, ist überzeugt, dass die Immuntherapie im Falle des HER2-positiven Mammakarzinoms gerade in der lokal fortgeschrittenen und metastasierten Situation helfen kann, eine längere krankheitsfreie Zeit zu erreichen. Die Studie PANACEA prüft derzeit, ob die Gabe des Anti-PD-L1-Antikörpers Pembrolizumab bei Patienten mit fortgeschrittenem HER2-positivem Mammakarzinom eine Resistenz gegenüber Trastuzumab überwinden kann. Die objektive Ansprechrate lag nach ersten Berichten in der Gruppe von Patienten mit PD-L1-Expression bei 20 %, das mediane Ein-Jahres-OS bei 65 %, so die Expertin. Prognostisch relevant war neben der PD-L1-Expression auch die Zahl der TIL – hier waren viele TIL mit einer günstigen Prognose assoziiert. 

Quellen:
Carey LA, Loi S, Kok M; ESMO 2018; Special Symposium „Combination strategies of immunotherapy in breast cancer“
ESMO-Jahrestagung 2018

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