„Window of Opportunity“ bei frühem Mammakarzinom identifiziert

Dr. Katharina Arnheim

Vielversprechende Ergebnisse mit Immuncheckpoint-Inhibition in der Neoadjuvanz. Vielversprechende Ergebnisse mit Immuncheckpoint-Inhibition in der Neoadjuvanz. © iStock/KatarzynaBialasiewicz

Auch beim Mammakarzinom werden Checkpoint-Inhibitoren jetzt verstärkt geprüft. So in der deutschen Neoadjuvanz-Studie GeparNuevo bei TNBC, in der die zusätzliche Gabe des PD-L1-Inhibitors Durvalumab zur Standardchemotherapie eine deutliche Steigerung in der Rate pathologisch kompletter Remissionen bewirkte.

Der triplenegative Brustkrebs (TNBC) ist durch eine ungünstige Prognose charakterisiert, zudem gibt es weiterhin nur wenige effektive Therapieoptionen. Professor Dr. Sibylle Loibl von der German Breast Group, Neu-Isenburg, verwies jedoch darauf, dass beim TNBC von einem hohen immunogenen Potenzial auszugehen ist. Vielversprechend seien außerdem Hinweise darauf, dass das Ansprechen auf PD-L1-Blocker bei Kombination mit Zytostatika verbessert werden kann.

Vor diesem Hintergrund wurde die Phase-II-Neoadjuvanz-Studie GeparNuevo initiiert, in der 174 Patientinnen mit primärem TNBC (cT1b–cT4d) zunächst randomisiert für zwei Wochen entweder Durvalumab oder Placebo erhielten.1 An diesen Studienteil, den Prof. Loibl als „Window of Opportunity“ bezeichnete, schloss sich eine Chemotherapie mit nab-Paclitaxel plus entweder Durvalumab oder Placebo über zwölf Wochen an. Patientinnen mit klinischem Ansprechen erhielten danach vier Zyklen Epirubicin/Cyclophosph­amid wiederum plus Durvalumab oder Placebo. Primärer Endpunkt war die Rate pathologisch kompletter Remissionen (pCR-Rate), definiert als fehlender residueller Tumor in Brust und Lymphknoten (ypT0 ypN0).

Die Therapie erwies sich als gut durchführbar: Knapp zwei Drittel der Patientinnen schlossen die gesamte neoadjuvante Behandlung protokollgerecht ab. Zudem kam es durch die zusätzliche Durvalumab-Gabe nicht zu vermehrten Therapieabbrüchen.

Die pCR-Rate unter Placebo betrug 44,2 %. Sie konnte durch die Zugabe von Durvalumab auf 53,4 % verbessert werden (adjustierte Odds Ratio [OR] 1,53; p = 0,182). Subgruppenanalysen weisen auf mehrere Kollektive hin, die verstärkt von dem PD-L1-Antikörper profitierten: So war die Chance auf eine pCR bei Patientinnen, die Durvalumab bereits im „Window of Opportunity“ erhalten hatten, mehr als doppelt so hoch wie bei Frauen im Placeboarm (OR 2,22). In diesem Subkollektiv stieg die pCR-Rate von 41,4 % unter Placebo auf 61,0 % mit Durvalumab (p = 0,052).

Auch Patientinnen mit einem Tumor im Stadium IIA und höher hatten bei Durvalumab-Zugabe eine größere Wahrscheinlichkeit für das Erreichen einer pCR als Patientinnen mit Tumoren der Stadien 0 oder 1 (55,4 vs. 38,6 %; OR 1,97); ebenso profitierten jüngere Frauen unter 40 Jahren deutlicher im Vergleich zu Älteren (69,2 vs. 42,9 %; OR 3,0). Die Daten von GeparNuevo untermauern die Ergebnisse der Phase-II-Studie I-SPY 2: Hier führte die zusätzliche Gabe eines Anti-PD1-Antikörpers zur Chemotherapie zu einer Verdreifachung der pCR-Rate im Vergleich zur alleinigen Zytostase (60 vs. 20 %).2

Bei der Hämatotoxizität gab es laut Expertin keine unerwarteten Ergebnisse. Schwere Anämien und Thrombozytopenien (Grad 3–4) waren in beiden Armen selten. Schwere Neutropenien vom Grad 3–4 traten bei jeweils rund 40 % der Teilnehmerinnen auf. Die Rate febriler Neutropenien war mit einer Inzidenz von 4,3 % im Durvalumab- und 2,4 % im Placeboarm niedrig, was die Referentin auf die G-CSF-Prophylaxe zurückführte. Auch immunbedingte Nebenwirkungen waren in beiden Armen ähnlich häufig. Aufgrund der Ergebnisse sollte Durvalumab bei Patientinnen mit primärem TNBC weiter evaluiert werden, so Prof. Loibl. Vielversprechend sei der günstige Effekt im „Window of Opportunity“.

Quellen:
1. Loibl S et al. J Clin Oncol 2018; 36 (suppl; abstr 104)
2. Nanda R et al. J Clin Oncol 2017; 35 (suppl; abstr 506)

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Vielversprechende Ergebnisse mit Immuncheckpoint-Inhibition in der Neoadjuvanz. Vielversprechende Ergebnisse mit Immuncheckpoint-Inhibition in der Neoadjuvanz. © iStock/KatarzynaBialasiewicz