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Mammakarzinom: Deeskalieren oder dran bleiben?

Die Indikation für eine Chemotherapie müsse gut überprüft sein, betonte Professor Dr. Christoph Thomssen, Direktor der Klinik und Poliklinik für Gynäkologie, Universitätsklinikum Halle (Saale). Um die Indikation einzugrenzen, seien die klassischen prädiktiven und prognostischen klinischen Faktoren weiterhin der Standard, sagte der Experte mit Verweis auf die aktuellen AGO-Empfehlungen.
Genexpressionsanalysen sollten nur dann eingesetzt werden, wenn die klassischen klinischen Parameter für eine Therapieentscheidung nicht ausreichen. Ein interessanter Verlaufsparameter sei etwa der Proliferationsmarker Ki67. Sinkt ein erhöhter Ki67-Wert unter endokriner Therapie nicht innerhalb von vier Wochen, sollte auf eine Chemotherapie gewechselt werden.
Epirubicin kann durch Docetaxel ersetzt werden
Besteht eine Chemotherapie-Indikation, sind vier Zyklen Epirubicin/Cyclophosphamid (EC) alle 14 Tage, gefolgt von der wöchentlichen Paclitaxelgabe bzw. vice versa Standard, so Prof. Thomssen. Je nach Ausgangssituation – Komorbidität und Nebenwirkungen – könne das Regime modifiziert und angepasst werden. Es lasse sich dreiwöchentlich geben und problemlos um eine Antikörpertherapie oder Platin erweitern.
Eine Alternative sieht der Referent im TC-Regime mit sechs Zyklen Docetaxel/Cyclophosphamid, das konventionell dosiertem EC-Taxan im direkten Vergleich nicht unterlegen war. Ob dies auch für die dosisdichte EC-Gabe gefolgt von wöchentlichem Paclitaxel gilt, ist allerdings unklar. Zudem sind sechs Zyklen TC nicht weniger toxisch, aber es lässt sich die Kardiotoxizität der Anthrazykline umgehen.
Beim triplenegativen Mammakarzinom (TNBC) ist laut Prof. Thomssen der Einsatz von Carboplatin eine Alternative zum Anthrazyklin. Die Kombination nab-Paclitaxel/Carboplatin erreichte beispielsweise in der ADAPT-Studie eine Rate pathologischer Komplettremissionen (pCR) von fast 45 %.
Für Patientinnen mit HER2-positivem Mammakarzinom, die eine gegen HER2 gerichtete Therapie benötigen, ist auch die Monochemotherapie mit Paclitaxel (plus HER2-Antikörper) eine wirksame Therapieoption – speziell für Frauen mit kleinem Primärtumor (< 1 cm) und ohne Lymphknotenbefall (N0). Dies bestätige sich auch im Langzeitverlauf nach sieben Jahren. Keine Kompromissmöglichkeiten sieht der Experte allerdings bei der Therapiedauer von Trastuzumab. Diese müsse ein Jahr betragen.
CDK4/6-Hemmer bei metastasierter Erkrankung
Anhaltendes Risiko für Fernmetastasierung
Die endokrine Therapie beim HR-positiven Brustkrebs sollte dagegen eher nicht deeskaliert werden, erläuterte Privatdozent Dr. Peter Kern, Universitätsfrauenklinik Essen. Dies gelte für das frühe sowie das metastasierte Erkrankungsstadium. Dr. Kern verwies auf das anhaltende Risiko für eine Fernmetastasierung, das ab Erstdiagnose über mehr als zehn Jahre bestehe. Die endokrine Behandlung sollte daher speziell bei erhöhtem Rückfallrisiko gerade in der nicht-metastasierten Situation tendenziell ausgedehnt werden. Das Risiko definiere sich im Wesentlichen über:- die Tumorbiologie sowie
- das junge Alter einer Patientin (< 35–40 Jahre) und
- ein hohes Grading.
Nach der Menopause gilt grundsätzlich das Gleiche
Für postmenopausale Frauen mit frühem HR+ Brustkrebs gelten grundsätzlich die gleichen Kriterien für den Einsatz einer erweiterten endokrinen Therapie. Für Betroffene ohne Lymphknotenbefall ist laut Dr. Kern die zehnjährige Tamoxifentherapie eine Option. Patientinnen mit Lymphknotenbefall oder lobulärer Histologie sollten auf jeden Fall einen Aromatasehemmer erhalten – mindestens über fünf Jahre und bei erhöhtem Risiko besser sieben bis zehn Jahre. Alternativ könne auch erst nach fünfjähriger Tamoxifengabe für weitere fünf Jahre auf den Aromatasehemmer gewechselt werden.Quelle: 39. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie
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