Mammakarzinom: Liste der prognostischen und prädiktiven Faktoren erweitert

Birgit-Kristin Pohlmann

Genetische Informationen sollen helfen, die Therapie des Mammakarzinoms effektiver zu machen. Genetische Informationen sollen helfen, die Therapie des Mammakarzinoms effektiver zu machen. © freshidea – stock.adobe.com

Prognostische und prädiktive Faktoren sollen dazu beitragen, das Outcome bei Brustkrebspatientinnen weiter zu verbessern. Die AGO Mamma hat nun weitere Faktoren in ihre Empfehlungen aufgenommen.

Für prognostische sowie prädiktive Faktoren gilt, dass sie anhand evidenzbasierter Untersuchungen und Studienergebnisse validiert sein müssen, betonte Privatdozent Dr. Marc Thill, Agaplesion Markus Krankenhaus, Frankfurt/Main. Er stellte die aktuellen Änderungen in den Therapieempfehlungen der AGO Mamma zu diesem Thema vor.

Unverändert sind die klassischen Faktoren wie Tumorgröße, Lymphknotenstatus, Nachweis von Fernmetastasen sowie der histologische Subtyp, das Grading und das Alter der Patientin wichtige Prognosefaktoren bei Brustkrebs. Die AGO Mamma bewertet sie allesamt mit Doppelplus. Das gilt auch für das Erreichen einer pathologischen Komplettremission in Brust und Axilla (pCR: ypT0/is ypN0) nach neoadjuvanter Chemotherapie (NACT).

Prognosefaktoren zählen auch für Luminal-B-Subtyp

Neu ist jedoch, dass die AGO Mamma dies jetzt zusätzlich zu den HER2-positiven und triplenegativen Mammakarzinomen auch auf Patientinnen mit einem luminal-B-like Mammakarzinom ausgeweitet hat. Neu ist zudem, dass die prognostische Bedeutung der pCR eingeschränkt wurde, wenn ein invasiv lobuläres Mammakarzinom vorliegt sowie bei Patientinnen mit Lymphknotenbefall (N+) und jenen mit lokal fortgeschrittener Erkrankung (cT3/4). Denn: In diesen Situationen ist nach Studiendaten von einem erhöhten Rezidivrisiko auszugehen [2a B +/-].

Bei molekularen Tests bleibt alles beim Alten

Keine Änderungen gab es bei der Bewertung kommerziell erhältlicher molekularer Testsysteme. Sie bieten bei der Behandlung von Patientinnen mit einem HR+/HER2- frühen Mammakarzinom ohne bzw. mit geringem Lymphknotenbefall (N0–1) eine Entscheidungshilfe für oder gegen eine zusätzliche Chemotherapie-Indikation. Reichen die klinisch-pathologischen Kriterien nicht aus bzw. sind sie diskordant, ist der Einsatz eines Multigen-Assays eine Option, betonte Dr. Thill. Die AGO Mamma bewertet alle vier in Deutschland verfügbaren Multigen-Assays weiterhin mit einem Plus.

Cell-free DNA nur im Einzelfall nutzen

Wie Dr. Thill betonte, wird die prognostische Bedeutung disseminierter Tumorzellen (DTC) im Knochenmark diskutiert. Die AGO Mamma passte ihre Empfehlung diesbezüglich leicht an [I A +/-]. Das höhere Grading geht auf eine Metaanalyse aus Deutschland zurück, wonach es einen Zusammenhang zwischen dem Mammakarzinom-Phänotyp und dem Auftreten von DTC gibt. Erstmals hat die AGO Mamma auch zur „cell-free DNA“ (cfDNA) im Blut als prognostisches Kriterium für das krankheits- bzw. progressionsfreie sowie das Gesamtüberleben Stellung genommen. Die cfDNA spielt eine Rolle bei der Diskussion um die Validität bzw. den Einsatz einer „Liquid Biopsy“ als Alternative oder Ergänzung zur Gewebebiopsie. Metaanalysen weisen auf eine prognostische Bedeutung der cfDNA hin. Die Daten basieren jedoch laut dem Referenten auf kleinen Patientenzahlen und sehr unterschiedlichen Detektionstechniken. Deshalb sei eine klinisch valide Aussage derzeit nicht möglich. Entsprechend sieht die AGO Mamma hier eine Option für den Einzelfall (I B +/- bzw. I A +/-]. Mit der PD-L1-Bestimmung und dem Nachweis einer BRCA1/2-Mutation in der Keimbahn (gBRCA1/2) hat die AGO Mamma zwei neue prädiktive Faktoren für die Begleitdiagnostik definiert. Hintergrund sind die positiven Studiendaten zur PARP-Inhibition (OlympiA- und EMBRACA-Studien) sowie der PD-L1-Checkpoint-Hemmung (IMpassion130-Studie). Die Experten vergaben für die gBRCA1/2-Bestimmung eine Doppelplus-Bewertung [1a A ++]. Die PD-L1-Bestimmung auf den Immunzellen erhielt eine „Plus“-Empfehlung [1b B +].

Quelle: AGO Mamma State of the Art Meeting 2019

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