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Mammakarzinom: Bei wem man besonders auf Nummer sicher gehen sollte

In den Brustkrebsleitlinien versteckt sich ein Widerspruch. Und diesen deckte Professor Dr. Ulrich Karck von der Frauenklinik des Klinikums Stuttgart gleich zu Beginn seines Vortrages auf. So ist zu lesen, dass man allen Frauen ab dem 30. Lebensjahre die klinische Brustuntersuchung (Inspektion, Palpation, Lymphabfluss beurteilen) im Rahmen der gesetzlichen Früherkennung anbieten sollte. Doch ebenso findet sich der Hinweis, dass die klinische Untersuchung allein nicht reicht. Bei auffälligen Befunden ist eine Bildgebung samt Histo indiziert. „Sobald man etwas ertastet, handelt es sich nicht mehr um eine Früherkennung“, kritisierte Prof. Karck.
Vorsorge nach dem Alter anbieten | |
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Alter | Diagnostik |
ab Vorsorgebeginn | Tastuntersuchung |
ab 40 Jahre | Sono jährlich |
ab 45–50 Jahre bis 75 Jahre (nach Leitlinie ab 50–70 Jahre) | zusätzl. Mammographie (alle 2 Jahre) |
ab 70 bzw. 75 Jahre | individuell |
generell | Kernspin bei nicht anders abklärbarem Befund |
Durch das Mammographiescreening sinkt die Mortalitätsrate bei Brustkrebs und schützt 3–6 von 1000 Frauen. Zwischen 50 und 69 Jahren profitieren sie am meisten, führte der Kollege aus. Ihr Risiko schrumpft um ca. 40 %. Da nimmt frau die Strahlenexposition doch sicher in Kauf? Nach Einschätzung des Kollegen folgen zu wenige den Aufrufen.
„Nur knapp zwei Drittel der aufgeforderten Patientinnen gehen zur Mammographie“, bedauerte er. Vielleicht, weil die Untersuchung in der Publikumspresse oftmals schlecht wegkommt. In einem Spiegelbeitrag aus 2014 war zum Beispiel zu lesen, dass unzählige gesunde Frauen eine Fehldiagnose und daraufhin eine Übertherapie durch die Mammographie erhalten würden.
Dieser pauschalen Aussage widersprechen allerdings die Ergebnisse einer Untersuchung der IARC*, die 2015 etwa 40 Studien zum Thema analysierte. Demnach ist die Beweislage, dass das Screening das Risiko, an Brustkrebs zu sterben,
- für 50- bis 74-Jährige ausreichend und
- für 40- bis 49-Jährige begrenzt reduziert.
Beim Röntgen gibt es neben der Strahlenexposition weitere potenzielle Mankos. So kommen z.B. auch Tumoren zutage, die keinesfalls tödlich verlaufen würden. Zudem darf die Gefahr falsch positiver Befunde nicht unterschätzt werden, die auf der Seele der Betroffenen lasten.
Zum Schallkopf greifen bei
- mammographisch dichtem Drüsengewebe,
- Frauen < 40 Jahre (palpable Befunde in Brust und Axilla kontrollieren) und
- ergänzend zu Screening oder MRT,
- wenn suspekte oder nicht sicher eingestufte Befunde vorliegen
- in der Mammographie Zysten sichtbar sind (Fibroadenom!)
- um Dignität abzuklären (sonographisch gesteuerter Punktion)
- mindestens drei Verwandte unter einem Mammakarzinom leiden,
- jeweils eine Angehörige an Brust- bzw. Eierstockkrebs erkrankt oder
- jemand ≤ 35 betroffen ist.
Quelle: 125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin
* International Agency for Research on Cancer
** breast cancer related antigen
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