PARP-Inhibitor bewährt sich bei Brustkrebs und BRCA-Keimbahnmutation

Josef Gulden

Der PARP-Inhibitor verzögert die Remission langfristiger als eine platinfreie Chemotherapie. Der PARP-Inhibitor verzögert die Remission langfristiger als eine platinfreie Chemotherapie. © iStock/7activestudio

Der PARP-Inhibitor Talazoparib ist bei vorbehandelten Patientinnen mit fortgeschrittenem Mammakarzinom und einer BRCA1/2-Keimbahnmutation wirksam. Dies bestätigte sich nun in einer großen Phase-III-Studie gegenüber einer Standardchemotherapie.

In präklinischen Modellen weist der PARP-Inhibitor Talazoparib zum einen eine starke Inhibition der katalytischen Funktion von Poly(Adenosindiphosphat-Ribose)-Polymerase (PARP) auf, zum anderen verfügt er vor allem um ein etwa hundertfach höheres PARP-Trapping-Potenzial als andere Inhibitoren. In Phase-I- und Phase-II-Studien resultierte dies in einer deutlichen Aktivität bei Patientinnen mit fortgeschrittenem Mammakarzinom und Keimbahnmutationen von BRCA1 oder 2. So lag die Ansprechrate in der Phase-II-Studie ABRAZO bei Patientinnen, die zuvor bereits mindestens drei Chemotherapien ohne Platin-Komponente erhalten hatten, bei 37 %.

Wirkmechanismen der PARP-Inhibition

Einerseits hemmen PARP-Inhibitoren die katalytische Funktion des PARP-Enzyms. Andererseits können PARP-Inhibitoren auch ein sogenanntes „PARP trapping“ an den Stellen der DNA-Schäden induzieren. In ihrer Fähigkeit zum Trapping von PARP-DNA-Komplexen unterscheiden sich die verschiedenen Inhibitoren; diese korreliert in keiner Weise mit der katalytischen Hemmwirkung, scheint aber präklinischen Daten zufolge stärkere Anti-Tumor-Wirkung zu zeigen.

Primärer Endpunkt in Phase-III-Studie erreicht

In die offene, randomisierte Phase-III-Studie EMBRACA wurden daher 431 Patientinnen mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Mammakarzinom und einer Keimbahn-BRCA-Mutation eingeschlossen. Sie erhielten im Verhältnis 2:1 entweder Talazoparib (1 mg/d oral) oder eine Standardmonotherapie nach Wahl des behandelnden Arztes (Capecitabin, Eribulin, Gemcitabin oder Vinorelbin). Der primäre Endpunkt war das progressionsfreie Überleben, das durch ein verblindetes zentrales Gutachtergremium bestimmt wurde. Bei diesem Parameter war Talazoparib den Kontrolltherapien mit im Median 8,6 gegenüber 5,6 Monaten signifikant überlegen (Hazard Ratio 0,54; p < 0,001). Das Mortalitätsrisiko wurde um rund ein Viertel reduziert (HR 0,76; p = 0,11) – ein Unterschied, der noch nicht signifikant ist, wobei man berücksichtigen muss, dass zum Auswertungszeitpunkt erst etwas mehr als die Hälfte der Todesfälle eingetreten war. Signifikant überlegen war der PARP-Inhibitor hingegen bei der Gesamtansprechrate (62,6 vs. 27,2 %; Odds Ratio 5,0; p < 0,001). Bei den hämatologischen Nebenwirkungen schlugen unter Talazoparib insbesondere Anämien zu Buche: Ereignisse der Grade 3 und 4 waren hier mit 55 vs. 38 % deutlich häufiger. Diese konnten jedoch mithilfe von Dosisreduktionen oder einem Aussetzen der Behandlung gut beherrscht werden. Nicht-hämatologische Toxizitäten waren hingegen mit 32 vs. 38 % seltener unter Talazoparib. Bei den Patient Reported Outcomes (PRO) war durchgehend der PARP-Inhibitor im Vorteil: Bei der globalen gesundheitsbezogenen Lebensqualität, gemessen anhand des EORTC-QLQ-C30-Fragebogens, zeigten die Patientinnen eine Verbesserung um durchschnittlich 3,0 Punkte, während sich im Kontroll­arm eine Verschlechterung um 5,4 Punkte ergab. Auch bei den Brustsymptomen dieses Fragebogens gingen die Werte unter Talazoparib mit einer Abnahme um im Mittel 5,1 Punkte gegenüber lediglich 0,1 Punkten unter den Chemotherapien stärker zurück. Darüber hinaus wurde eine Verschlechterung des Gesamtzustands wie auch der Brustsymptomatik unter dem PARP-Inhibitor deutlich und klinisch relevant gegenüber dem Kontrollarm hinausgezögert. Die signifikante und klinisch relevante Verlängerung des progressionsfreien Überlebens durch Talazoparib sei also mit einem guten Nutzen-Risiko-Profil assoziiert, schreiben die Autoren. Sie ergänzen, dass für die Zukunft zu klären bleibe, wie dieser Inhibitor gegenüber einer platinbasierten Therapie und anderen PARP-Inhibitoren abschneidet und wie sinnvoll eine Sequenztherapie, bestehend aus PARP-Inhibition und platinbasierter Chemotherapie, sein könnte.

Quelle: Litton JK et al. N Engl J Med 2018; 379: 753-763

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Der PARP-Inhibitor verzögert die Remission langfristiger als eine platinfreie Chemotherapie. Der PARP-Inhibitor verzögert die Remission langfristiger als eine platinfreie Chemotherapie. © iStock/7activestudio