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Bei älteren Brustkrebspatientinnen ruhig auf adjuvante Bestrahlung verzichten
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Zwar erhöhte sich die Rezidivrate bei älteren Patientinnen mit primärem HR+ Mammakarzinom, die keine adjuvante Ganzbrustbestrahlung erhalten hatten. Doch die Mortalität beeinflusste das nicht. Dies besagen die Zehn-Jahres-Daten der Studie PRIME2, erläuterte Professor Dr. Ian H. Kunkler, Cancer Research UK Edinburgh Centre.
Vermehrt Rückfälle, aber weniger Metastasen
Primärer Studienendpunkt war die lokale (ipsilaterale) Rezidivrate zehn Jahre nach brusterhaltender Resektion, ein sekundärer Studienendpunkdas Gesamtüberleben. Die 1326 Patientinnen (pT1-2 pN0 M0) erhielten entweder auf die brusterhaltende OP nur eine endokrine Therapie oder zusätzlich im experimentellen Arm noch eine Ganzbrustbestrahlung à 40–50 Gy in 15–25 Fraktionen. Beide Gruppen waren laut dem Referenten gut balanciert. Das mittlere Alter betrug rund 70 Jahre. Zwischen 8–9 % der Patientinnen hatten bereits neoadjuvant eine Hormonbehandlung erhalten.
Die lokale Rezidivrate nach zehn Jahren war bei Patientinnen ohne postoperative Ganzbrustbestrahlung mit 9,8 % versus 0,9 % unter alleiniger adjuvanter endokriner Therapie signifikant höher (p = 0,00008). Das bestätigte sich auch für die lokoregionale Rezidivrate, während das Risiko für eine Fernmetastasierung deutlich niedriger lag als im Kontrollarm (2,3 % vs. 0,5 %; p = 0,014 bzw. 1,9 % vs. 3,6 %; p = 0,07). Keinen relevanten Unterschied gab es hinsichtlich kontralateraler Rezidive und dem Risiko für sekundäre Tumorerkrankungen außerhalb der Brust (1,2 % vs. 2,2 %; p = 0,20 bzw. 10,2 % vs. 8,7 %; p = 0,41).
Die höhere lokale Rezidivrate führte nicht zu einer höheren Mortalität, erläuterte Prof. Kunkler. Trotz Verzicht auf die Ganzbrust-Radiatio ähnelten sich nach zehn Jahren die Raten von metastasenfreiem und Gesamtüberleben (98,1 % vs. 96,4 %; p = 0,28 und 80,4 % vs. 81,0 %; p = 0,68). Mit 93,4 % hatten die meisten Todesfälle andere Ursachen als die Tumorerkrankung.
Niedriger Östrogenspiegel geht mit Rezidiven einher
Eine zusätzliche Untersuchung wies darauf hin, dass nicht bestrahlte Frauen mit niedriger Östrogen-Expression mehr Rezidive entwickeln als solche mit hoher Expression (18,8 % vs. 9,2 %; p = 0,007). Der Experte vermutet, dass dies einem schlechteren Ansprechen auf die endokrine Therapie geschuldet sei.
Laut Prof. Kunkler ist der Verzicht auf eine adjuvante Ganzbrustbestrahlung für ältere Patientinnen mit frühem HR+ Brustkrebs und niedrigem Rezidivrisiko (pT1–2, T ≤3 cm, G1–2) nach brusterhaltender OP eine Option. Es gebe keine Hinweise auf ein erhöhtes Metastasierungsrisiko bzw. eine erhöhte brustkrebsbedingte Mortalität. Er empfahl, den Verzicht im Einzelfall mit Betroffenen zu besprechen.
Quelle: Kunkler IH et al. San Antonio Breast Cancer Symposium 2020 virtual; GS2-03
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