Reduzierte Rezidivrate bei Hochrisikopatienten mit frühem HR+/HER2- Mammakarzinom

Birgit-Kristin Pohlmann

Erster Fortschritt seit mehr als 20 Jahren. Erster Fortschritt seit mehr als 20 Jahren. © iStock/Staras

Als „klinisch relevant“ bewertet ein Onkologe die Ergebnisse der monarchE. In der Studie reduzierte Abemaciclib das frühe Risiko für Rezidive und Fernmetastasen signifikant. „Die Überlebensdaten sind noch nicht reif“, hält ein Kollege dagegen.

Etwa 20 % der Männer und Frauen mit hormonrezeptor-positivem und HER2-negativem frühem Mammakarzinom rezidivieren trotz guten Ansprechens auf die initiale Therapie innerhalb von zehn Jahren. Professor Dr. Stephen Johnston von der Breast Unit am The Royal Marsden NHS Foundation Trust in London erläuterte, welche Konstellationen das Hochrisikokollektiv definieren:

  • mindestens vier befallene Lymphknoten,
  • 1–3 positive Lymphknoten und großer Primärtumor (T ≥5 cm)
  • und/oder schlecht differenziertes Karzinom (G3)
  • und/oder hoher Proliferationsindex (Ki67 ≥ 20 %).

Die Hochrisikopatienten rezidivierten oft frühzeitig, innerhalb der ersten Jahre. Hilft ihnen dagegen zusätzlich zur adjuvanten endokrinen Therapie ein CDK4/6-Inhibitor? Der aktuellen Zwischenauswertung der Phase-3-Studie monarchE zufolge scheint die Kombination vielverspechend. Sowohl die Rate von frühen Rezidiven als auch die von Fernmetastasen fielen im Prüfarm signifikant niedriger aus.

Rezidivrisiko nach 15 Monaten um ein Viertel verringert

In die monarchE-Studie wurden 5637 prä- und postmenopausale Frauen sowie Männer mit Brustkrebs mit potenziell hohem Rezidivrisiko eingeschlossen. Randomisiert in zwei Studienarme erhielten Patienten in der Kontrolle eine adjuvante endokrine Standardtherapie und in der experimentellen Gruppe zusätzlich den CDK4/6-Inhibitor Abemaciclib 150 mg BID. Primärer Studienendpunkt war das invasive krankheitsfreie Überleben.

Innerhalb einer Nachbeobachtungszeit von median 15,5 Monaten reduzierte zusätzliches Abemaciclib das frühe Rezidivrisiko signifikant um 25,3 % im Vergleich zu alleiniger endokriner Therapie (Hazard Ratio [HR] 0,747; p = 0,0096). Nach zwei Jahren waren noch 92,2 % der Patienten im Prüfarm ohne invasives Rezidiv im Vergleich zu 88,7 % im Kontrollarm.

Analoge Ergebnisse zeigten sich hinsichtlich des fernmetastasenfreien Überlebens mit einer relativen Risikoreduktion um 28,3 % (HR 0,717; p = 0,0085) zugunsten der zusätzlichen Abemaciclib-Gabe. Der absolute Vorteil der Zwei-Jahres-Rate betrug 3,3 Prozentpunkte (93,6 % vs. 90,3 %).

Es traten keine neuen Sicherheitssignale auf

Insbesondere zu Knochen- und Lebermetastasen kam es unter zusätzlichem CDK4/6-Inhibitor deutlich seltener, erklärte Prof. Johnston. Die Subgruppenauswertung ergab sowohl für das invasive krankheitsfreie als auch das fernmetastasenfreien Überleben sehr konsistente Ergebnisse.

Im Abemaciclib-Arm traten insgesamt mehr Nebenwirkungen auf als unter rein endokriner Therapie. Die Behandlung mit dem Prüfmedikament brachen 16,6 % der Patienten aufgrund von Toxizitäten ab. Wie von der CDK4/6-Inhibition bekannt, traten insbesondere Diarrhöen und Blutwertveränderungen häufig auf. Erstere waren laut dem Referenten mehrheitlich mild bis moderat ausgeprägt, solche vom Schweregrad 2/3 entwickelten Patienten primär in den ersten fünf bis sechs Tagen. Zu Arthralgien und Hitzewallungen kam es unter der kombinierten Behandlung seltener.

Prof. Johnston sprach von klinisch relevanten Ergebnissen. Erstmals sei es seit mehr als 20 Jahren gelungen, für besagte Patienten das frühe Risiko für Rezidive und Fernmetastasen signifikant zu senken. Professor Dr. George W. Sledge, Stanford University, School of Medicine, kommentierte die Studie und schränkte ein, dass die Überlebensdaten noch nicht reif seien und abgewartet werden müssten. 

Quelle: Johnston S et al. ESMO Virtual Congress 2020, Abstract LBA5_PR

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