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Auf CDK4/6-Blockade fokussiert

Durch den Einsatz von CDK4/6-Inhibitoren konnte die Therapie für Patientinnen mit Brustkrebs deutlich verbessert werden. Aufgrund der Zulassung mehrerer Medikamente aus dieser Substanzklasse zur Behandlung des HR+/HER2- metastasierten Mammakarzinoms hat das Leitlinienprogramm Onkologie unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. eine Aktualisierung der Leitlinie „Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms“ herausgegeben.1 In den zulassungsrelevanten Phase-3-Studien bestätigte sich für die drei CDK4/6-Hemmer Abemaciclib, Palbociclib und Ribociclib jeweils ein signifikanter Vorteil hinsichtlich des progressionsfreien Überlebens für prä-, peri- sowie postmenopausale Frauen, schreiben die Autoren. Weniger konsistent sind die Daten zum Gesamtüberleben.
Angepasste Empfehlungen von europäischer Seite
Progression unter Inhibition verlangsamt
Die Substanzen hemmen die cyclinabhängigen Kinasen, die das Zellwachstum kontrollieren und in den Tumorzellen des HR+/HER2- Mammakarzinoms vermehrt aktiv sind. „Bei HER2- Patientinnen mit hormonabhängig wachsendem metastasiertem Brustkrebs können CDK4/6-Inhibitoren in Kombination mit einer Hormontherapie das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen,“ erklärte der Leitlinienkoordinator Professor Dr. Achim Wöckel vom Universitätsklinikum Würzburg in einer Pressemitteilung.2 Die Autoren grenzen die endokrine bzw. endokrinbasierte Behandlung gegenüber der Chemotherapie ab. Da Letztere deutlich toxischer sei, sollten die endokrinen Ansätze favorisiert werden. Das gelte insbesondere für Betroffene, die- ein langes krankheitsfreies Intervall hatten,
- auf eine vorangegangene antihormonelle Behandlung ansprachen und
- nicht zu der kleinen Gruppe von Frauen gehören, bei denen ein sehr rascher Wirkeintritt nötig ist (z.B. im Fall von Luftnot bei diffuser Lungenmetastasierung).
Evidenz spricht auch für den Einsatz in Folgelinien
Laut S3-Leitlinie sollte die endokrinbasierte Therapie prämenopausaler Frauen mit einem CDK4/6-Inhibitor unter Ausschaltung der Ovarialfunktion und zusammen mit einem Aromatasehemmer (AI) oder Fulvestrant erfolgen. Für postmenopausale Erkrankte empfehlen die Autoren ebenfalls die Kombination aus CDK4/6-Blocker plus AI oder Fulvestrant. Letzeres sollte primär nach vorangegangener Gabe eines AI eingesetzt werden, könne aber auch als erste Therapielinie dienen – speziell wenn Betroffene noch nicht endokrin vorbehandelt wurden. Wurde in der Erstlinie von postmenopausalen Patientinnen noch kein CDK4/6-Inhibitor verwendet, sollte dies in den weiteren endokrin-basierten Linien geschehen. Insgesamt spreche die Evidenz für einen Einsatz der zielgerichteten Substanzen auch in der Zweit- und Folgetherapie, so die Experten. Postmenopausale Patientinnen, die mit einem nicht-steroidalen AI plus CDK4/6-Hemmer vorbehandelt sind, können in der Folge Exemestan/Everolimus erhalten. Als weitere endokrine Sequenzen empfehlen die Kollegen je nach Vortherapie- Alpelisib bei Nachweis einer PI3KA-Mutation bzw.
- Anti-Östrogene,
- Östrogenrezeptor-Antagonisten oder
- den Wechsel des AI von steroidal auf nicht-steroidal bzw. vice versa.
Überlebensvorteile überwiegen Nachteile
Die Experten weisen darauf hin, dass eine abschließende Interpretation der Subgruppen aufgrund statistischer Einschränkungen erschwert ist. Die neuen Empfehlungen der S3-Leitlinie basieren daher auf den Analysen der jeweiligen Gesamtpopulation. Durch die Hinzunahme von CDK4/6-Inhibitoren zur endokrinen Behandlung stieg die Rate unerwünschter Ereignisse, ohne dass sich relevante Unterschiede zwischen den analysierten Kollektiven zeigten. Diese lassen sich laut Leitliniengruppe durch ein sorgfältiges Therapiemanagement reduzieren. Zudem gehe es in der klinischen Praxis primär um den Vergleich mit der Chemotherapie, die mit mehr Nebenwirkungen assoziiert sei als eine endokrinbasierte Kombination mit einem CDK4/6-Hemmer. Aus Sicht der Experten „überwiegen die Überlebensvorteile etwaige fehlende Effekte“ hinsichtlich der gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie der erhöhten Ereignisrate.1. „Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms“, AWMF-Register-Nr. 032 - 045OL, www.awmf.org
2. Pressemitteilung der Deutschen Krebsgesellschaft
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