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Ovarielle Funktionssuppression beim frühen HR+ Brustkrebs unabhängig vom Risiko aufgewertet

Gut zwei Drittel der 60 Kollegen auf der St. Gallen International Breast Cancer Conference empfahlen, bei prämenopausalen Patientinnen mit HR+/HER2- Mammakarzinom im klinischen Stadium II grundsätzlich zusätzlich zur adjuvanten endokrinen Behandlung eine ovarielle Funktionssuppression (OFS) durchzuführen. Bei einer Frau unter 40 Jahren würden sogar 94 % sie einsetzen. Damit gehen die Panelisten weiter als die AGO Mamma, die nur bei erhöhtem Risiko eine Indikation sieht.
Ist eine Patientin mit ER+/HER2- Brustkrebs im Stadium II nach initialer Chemotherapie noch immer prämenopausal, befürworteten 43 % der Kollegen eine OFS (plus Tamoxifen), während 52 % die zusätzliche Suppression nur bei hohem Risiko einsetzen würden. In einer Abstimmung bestand der Konsens, dass Frauen, deren Rezidivrisiko eine Chemotherapie begründet, im Rahmen der endokrinen Therapie eine OFS erhalten sollten.
Wurde eine prämenopausale Patientin mit ER+/HER2- Mammakarzinom und hohem Rezidivrisiko über fünf Jahre adjuvant mit Tamoxifen/OFS behandelt, sollte die endokrine Therapie laut den Panelisten über weitere fünf Jahre fortgeführt werden. Eine knappe Mehrheit (45 %) favorisierte in diesem Fall eine Monotherapie mit Tamoxifen, 41 % wollten auf einen Aromatase-Inhibitor (plus OFS, bei weiterhin prämenopausalem Status) wechseln. Nur 4 % der Onkologen würden Tamoxifen/OFS fortsetzen.
Abhängig der Lymphknoten Abemaciclib off label nutzen
CDK4/6-Inhibitoren sind bislang in Deutschland nicht für die adjuvante Behandlung des ER+/HER2- Mammakarzinoms zugelassen. Positive Studiendaten liegen für den adjuvanten Einsatz von Abemaciclib aus der monarchE-Studie vor. Die Nachbeobachtungszeit liegt jedoch noch unter 20 Monaten. Dennoch befürwortete eine knappe Mehrheit der Panelisten bei mindestens vier befallenen Lymphknoten zusätzlich adjuvantes Abemaciclib. Für Frauen mit 1–3 befallenen Lymphknoten und weiteren Risikofaktoren wie G3 und/oder T3 oder hoher Ki-67 wurde dies jedoch abgelehnt.
Eine hoffnungsvolle therapeutische Perspektive ist beim frühen BRCA1/2-assoziierten Brustkrebs der Einsatz von PARP-Inhibitoren. Fast die Hälfte der Konferenzteilnehmer würde den adjuvanten Einsatz von Olaparib beim BRCA1/2-assoziierten Mammakarzinom befürworten. Voraussetzung war, dass in der Zulassungsstudie OlympiA Olaparib ein um mehr als 5 Prozentpunkte verlängertes invasives krankheitsfreies Überleben nach drei Jahren Beobachtungszeit bewirkt.
Frauen mit HER2+ Brustkrebs erhalten im Fall einer Chemotherapie-Indikation in der Regel auch eine adjuvante HER2-gerichtete Behandlung. Bei ER+ mit sehr hohem Rezidivrisiko, zum Beispiel mindestens vier befallenen Lymphknoten, befürworteten immerhin zwei Drittel der Kollegen adjuvantes Neratinib für (neo-)adjuvant mit Trastuzumab/Pertuzumab und/oder mit Trastuzumab-Emtansin (T-DM1) vorbehandelte Patientinnen. Es müsse jedoch individuell abgewogen werden, da es derzeit keine klinischen Daten zu dieser Situation gibt. Knapp 30 % lehnten adjuvantes Neratinib ab.
Quelle: 17th St. Gallen International Breast Cancer Conference (virtuell)
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