HER2-Kinasehemmer wirkt zuverlässig gegen intensiv vorbehandelten Brustkrebs

Birgit-Kristin Pohlmann

Gibt man zusätzlich den Tyrosinkinasehemmer, steigt nicht nur das Ansprechen. Gibt man zusätzlich den Tyrosinkinasehemmer, steigt nicht nur das Ansprechen. © istock/sorbetto

In einer Phase-1-Studie wurde Tucatinib bereits gegen HER2+ metastasierten Brustkrebs eingesetzt. In einer zulassungsrelevanten Untersuchung wird nun deutlich, dass auch Patientinnen mit Hirnmetastasen von dem Wirkstoff profitieren können.

Tucatinib ist ein oraler Tyrosinkinaseinhibitor, der sehr selektiv an die Kinasedomäne von HER2 bindet – mit nur geringer Inhibition des epidermalen Wachstumsfaktorrezeptors (EGFR), erläuterte Professor Dr. Rashmi Murthy, MD Anderson Cancer Center, Houston. Dieser wurde in der randomisierten doppelblinden Zulassungsstudie HER2CLIMB geprüft, an der insgesamt 15 Länder teilgenommen haben; darunter auch Zentren aus Deutschland.

Die 612 Patientinnen hatten ein HER2+ metastasiertes Mammakarzinom und waren mit den etablierten Anti-HER2-Therapien vorbehandelt. Im experimentellen Arm erhielten sie zusätzlich zur Kombination Capecitabin/Trastuzumab den oralen TKI Tucatinib. Die Kontrollgruppe wurde mit Capecitabin/Trastuzumab plus Placebo behandelt.

Das besondere ist, so Prof. Murthy, dass in die Studie auch Frauen mit Hirn- bzw. ZNS-Metastasen eingeschlossen wurden. Dies sei wichtig, da beim HER2+ Mammakarzinom mit fortschreitender Erkrankung das Risiko für solche Metastasen zunimmt. Knapp die Hälfte der Patientinnen war ZNS-metastasiert, darunter knapp 20 % mit unter Therapie progredienter ZNS-Metastasierung.

Ein Drittel nach einem Jahr noch progressionsfrei

Beim primären Studienendpunkt, dem progressionsfreien Überleben (PFS), wurden nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 14 Monaten statistisch hoch signifikante Vorteile zugunsten der zusätzlichen Behandlung mit Tucatinib deutlich. Nach einem Jahr waren noch 33 % der Frauen im Prüfarm progressionsfrei gegenüber 12 % in der Kontrolle. Dies bedeutet eine relative Risikoreduktion um fast 50 % (HR 0,54; p < 0,00001). Median blieben sie 7,8 Monate ohne Progression versus 5,6 Monate in der Kontrolle. Die PFS-Auswertung erfolgte anhand der RECIST-Kriterien (v1.1) durch ein verblindetes unabhängiges und zentrales Review-Verfahren, so die Referentin.

Der PFS-Vorteil übertrug sich auch in einen Gesamtüberlebensvorteil: Nach zwei Jahren waren noch 45 % der mit dem TKI behandelten Patientinnen am Leben, aber nur 27 % im Kontrollarm (HR 0,66; p = 0,005). Die mediane Überlebenszeit betrug 21,9 Monate versus 17,4 Monate. Der Überlebensvorteil bestätigte sich auch in der Subgruppenanalyse. Zudem zeichnete sich eine Überlegenheit bezüglich der objektiven Ansprechrate ab (41 % vs. 23 %; p = 0,00008).

Die Teilnehmerinnen vertrugen die Prüfmedikation gut, berichtete die Referentin. Diarrhö, Hand-Fuß-Syndrom und Übelkeit standen im Fokus, waren aber meist nur mild/moderat ausgeprägt und handhabbar. Die Therapieabbruchrate war trotz der intensiven Vorbehandlung bei niedriger Inzidenz nicht erhöht.

PFS-Benefit bestätigt sich in untersuchten Subgruppen

Alle untersuchten Subgruppen profitierten in einem vergleichbaren Ausmaß von der zusätzlichen Tucatinibgabe – u.a. unabhängig vom Alter und Allgemeinzustand, dem HR-Status sowie dem Vorliegen von Hirnmetastasen bei Therapiebeginn. Während im Kontrollarm nach einem Jahr alle Patientinnen mit Hirnmetastasen progredient waren, waren unter Tucatinib 25 % ohne erneute Progression bei einem medianen PFS von 7,6 Monaten (vs. 5,4 Monate; HR 0,48; p < 0,00001).

Kinasehemmer könnte neuer Standard werden

Derzeit ist der TKI nicht zugelassen für die Behandlung des HER2+ Mammakarzinoms. Prof. Murthy sieht aber in der Kombinationstherapie mit Capecitabin/Trastuzumab plus Tucatinib eine potenzielle neue Standardoption für Patientinnen mit HER2+ metastasiertem Mammakarzinom, die bereits mit den etablierten Anti-HER2-Therapien vorbehandelt sind. Insbesondere mit Blick auf die häufige ZNS-Metastasierung dieser Frauen biete Tucatinib eine wichtige neue Perspektive. 

Quelle: Murthy R et al. SABCS 2019; Abstract GS1-01; San Antonio Breast Cancer Symposium 2019

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