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HER2+ Mammakarzinom: Welche Rolle spielt der CD16A-Genotyp bei der Therapie?
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Wenn die bisherigen gegen HER2 gerichteten Antikörper nicht mehr wirken, könnte Margetuximab ins Spiel kommen. Der Wirkstoff wird momentan bei metastasiertem Brustkrebs geprüft.
Für Patientinnen mit HER2-positivem metastasiertem Mammakarzinom, die bereits mit den etablierten Anti-HER2-Therapien vorbehandelt sind, besteht ein „unmet medical need“, erläuterte Professor Dr. Hope Rugo, Helen Diller Family Comprehensive Cancer Center, San Francisco.
Plateaubildung bei der Progressionsfreiheit
Eine neue Perspektive erhoffe man sich von Margetuximab. Die Substanz wird derzeit in der SOPHIA-Studie bei besagten Patientinnen mit Trastuzumab verglichen – jeweils in Kombination mit einer Chemotherapie, die der behandelnde Arzt unter Berücksichtigung der Vortherapie und der Gesamtsituation auswählt.
Die zweite Interimsanalyse untermauert die Ergebnisse der ersten Auswertung: Mit einem medianen PFS von 5,7 Monaten versus 4,4 Monate (HR 0,71; p = 0,0006) ist der Vorteil gegenüber dem Kontrollarm fast identisch geblieben, so Prof. Rugo. Über die Zeit habe sich ein Plateau ausgebildet. Ein deutlicher Benefit bestätigte sich auch bei der objektiven Ansprechrate (25,2 % vs. 13,7 %; p = 0,0006) und dem Clinical Benefit (48,1 % vs. 35,6 %; p = 0,0025).
Beim medianen Gesamtüberleben (OS) hatte sich 2018 ein vorsichtiger Trend zugunsten der Behandlung mit Margetuximab angedeutet. Dieser konnte ausgebaut werden mit einer aktuellen medianen Überlebenszeit von 21,6 Monaten versus 19,8 Monate (HR 0,89; p = 0,326). Eine statistische Signifikanz wurde aber weiterhin nicht erreicht. Laut Subgruppenanalyse zum OS haben die Frauen, die als Chemotherapie-Backbone Eribulin erhalten haben, den deutlichsten Vorteil (HR 0,73). Außerdem scheinen diejenigen mit mehr als zwei Vortherapien stärker von Margetuximab zu profitieren (HR 0,70) sowie solche mit HER23+ Mammakarzinom (HR 0,71).
Die ersten prospektiven Daten zur Bedeutung des CD16A-Genotyps als Prädiktor für das Ansprechen auf eine Anti-HER2-Antikörper-Therapie weisen zudem darauf hin, dass Patientinnen, die ein 158F-Allel aufweisen, möglicherweise einen ausgeprägteren Überlebensvorteil haben, wenn sie mit Margetuximab behandelt werden statt mit Trastuzumab. Die mediane Überlebenszeit dieser Patientinnen betrug 23,7 Monate versus 19,4 Monate (HR 0,79; p = 0,087). Jedoch war auch in diesem Fall keine statistische Signifikanz gegeben. Man geht davon aus, so die Expertin, dass gut 85 % der besagten Frauen ein CD16A-158F-Allel tragen.
158VV-Allel spricht eher für Trastuzumab-Einsatz
Umgekehrt ergab die explorative Analyse für homozygote Patientinnen mit einem CD16A-158VV-Allel eine deutlich längere mediane Überlebenszeit im Kontrollarm (33,3 Monate vs. 19,7 Monate; HR 1,65; p = 0,157). Eine statistische Signifikanz war aufgrund der kleinen Fallzahl nicht möglich. Zudem war die Patientengruppe klinisch schlecht balanciert – zugunsten der Kontrolle, wie Prof. Rugo betonte. Keine klinisch relevanten Unterschiede zwischen beiden Studienarmen zeigten sich bei der Sicherheit und Verträglichkeit.
Die finale Auswertung zum Gesamtüberleben wird Ende 2020 erwartet. Sollte sich ein signifikanter Überlebensvorteil bestätigen, wäre Margetuximab eine wichtige neue Option für das geprüfte Patientenkollektiv, betonte Prof. Rugo. Die Bedeutung des CD16A-Genotyps als potenzieller Prädiktor für die HER2-Therapie müsse weiter validiert werden.
Quelle:
Rugo H et al. SABCS 2019; Abstract GS1-02
San Antonio Breast Cancer Symposium 2019
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