Paradigmenwechsel: T-DXd als Standard gefordert

Für DESTINY-Breast04 waren 557 vorbehandelte Personen mit ­HER2^low inoperablem und/oder metastasiertem Brustkrebs 2:1 zu 5,4 mg/kg T-DXd alle drei Wochen oder einer Chemotherapie nach Wahl des Arztes randomisiert worden. Die Teilnehmenden hatten median bereits drei systemische Vorbehandlungen für die metastasierte Erkrankung erhalten.

Rund 70 % der Patient:innen mit positivem Hormonrezeptor(HR)-Status waren bereits mit einem CDK4/6-Inhibitor vorbehandelt. Die Personen im Kontrollarm erhielten Eribulin (51,1 %), Capecitabin (20,1 %), nab-Paclitaxel, Gemcitabin (jeweils 10,3 %) oder Pac­litaxel (8,2 %).

Medianes PFS verdoppelt sich auf 10 Monate

Als primären Studienendpunkt definierten die Autor:innen das progressionsfreie Überleben der HR⁺ Erkrankten, die mit 89 % die Mehrzahl ausmachten. Teilnehmende des T-DXd-Arms hatten ein um etwa 50 % geringeres Progressionsrisiko als diejenigen der Kontrolle (HR 0,51; p < 0,0001). Das mediane PFS betrug 10,1 Monate vs. 5,4 Monate.

Ähnliche Vorteile zeigten sich für die Gesamtpopulation mit einem medianen PFS von 9,9 Monaten vs. 5,1 Monate (HR 0,50; p < 0,0001). Die Subgruppenauswertung für die HR⁺ Gruppe bestätigte konsistente Ergebnisse zugunsten von T-DXd, betonte Prof. Modi. 

Die HR⁺ Patient:innen lebten mit median 23,9 Monaten vs. 17,5 Monate rund ein halbes Jahr länger als diejenigen in der Kontrolle (HR 0,64; p = 0,0028). Die Ergebnisse der Gesamtpopulation waren nahezu identisch mit einem medianen OS von 23,4 Monaten vs. 16,8 Monate (HR 0,64; p=0,0010).

Besonders deutlicher Benefit für HR^- Personen

Eine zusätzliche explorative Analyse ergab, dass HR^- Teilnehmende besonders von T-DXd profitierten, mit einem medianen PFS von 8,5 Monaten vs. 2,9 Monate (HR 0,46) und einem medianen OS von 18,2 Monaten vs. 8,3 Monate (HR 0,48). 

Neue Sicherheitssignale gab es laut Prof. Modi nicht. Lungentoxizitäten seien Nebenwirkungen von speziellem Interesse, die unter T-DXd auftreten können. Die Betroffenen müssten daher regelmäßig kontrolliert werden, um ggf. frühzeitig zu intervenieren. 

Auch Prof. Dr. Patricia ­LoRusso, Yale School of Medicine, New Haven, betonte, dass sich der Standard of Care für Personen mit HER2^low Brustkrebs aufgrund der Daten von DESTINY-Breast04 nun ändern wird. Sie forderte jedoch sensitivere Testmethoden für eine adäquate Patient:innenselektion. Ziel müsse es sein, die heterogene Gruppe der HER2^low Mammakarzinome akkurater zu definieren.  

Quelle: Modi S. 2022 ASCO Annual Meeting; Abstract LBA3

Kongressbericht: 2022 ASCO Annual Meeting