
Problemfall endokrine Resistenz

Mutationen im ESR1-Gen von Brustkrebszellen führen dazu, dass die Aktivierung des Östrogenrezeptors und damit des Tumorwachstums nicht mehr über Östradiol erfolgt. Sie gelten als eine Ursache für die Resistenz gegenüber Aromataseinhibitoren, erinnerte Prof. Dr. François-Clément Bidard, Institut Curie & UVSQ/Universität Paris-Saclay. Dass die Entwicklung einer ESR1-Mutation in den Tumorzellen frühzeitig erkannt werden kann und eine entsprechende Therapieänderung mit einem signifikanten Vorteil für die Patientinnen assoziiert ist, demonstrieren Daten der PADA-1-Studie.1 Prof. Bidard sprach von einem „window of opportunity“, das ein frühes Monitoring eröffne.
In der randomisierten, unverblindeten Phase-3-Studie erhielten zunächst 1017 Patientinnen mit einem metastasierten HR+/HER2- Mammakarzinom eine Erstlinie mit einem Aromatasehemmer und dem CDK4/6-Inhibitor Palbociclib. Alle zwei Monate wurde die im Blut zirkulierende Tumor-DNA der Teilnehmerinnen auf die Entstehung einer ESR1-Mutation untersucht.
Diejenigen mit beginnender ESR1-Mutation, aber ohne gleichzeitigen Krankheitsprogress wurden randomisiert. Diese 172 Personen erhielten:
- weiterhin den Aromatasehemmer plus Palbociclib (Standard-Arm; n = 84) oder
- den SERD Fulvestrant plus Palbociclib (experimenteller Arm; n = 88).
Therapieumstellung verdoppelt das PFS
Nach einer medianen Nachbeobachtung von 26 Monaten war das mediane progressionsfreie Überleben im experimentellen Arm mit 11,9 Monaten doppelt so lang wie im Standard-Arm mit 5,7 Monaten (HR 0,63; 95%-KI 0,45–0,88; p = 0,007). Auch wenn noch keine Daten zum Gesamtüberleben vorliegen, sei die Vorgehensweise des Monitorings und Gegensteuerns unter laufender Erstlinientherapie für den klinischen Alltag potenziell relevant, betonte Prof. Bidard. Der beobachtete Benefit lasse sich möglicherweise mit längerem Abwarten und einer Standard-Zweitlinie mit Fulvestrant nicht erzielen.
Bindung induziert Abbau
Elacestrant könnte Progressionsrisiko deutlich minimieren
In der von Prof. Dr. Aditya Bardia, Massachusetts General Hospital Cancer Center, Boston, vorgestellten Phase-3-Studie EMERALD verglichen Kollegen den neuen, oral zu applizierenden SERD Elacestrant in 1:1-Randomisierung mit einer endokrinen Therapie* nach Wahl des Arztes. Eingeschlossen wurden 477 postmenopausale Patientinnen und Patienten mit metastasiertem HR+ Mammakarzinom mit Progress nach ein oder zwei endokrinen Behandlungslinien (eine davon mit CDK4/6-Inhibitor) und maximal einer Chemotherapie im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium. 228 der Teilnehmenden hatten eine ESR1-Mutation. In der Gesamtpopulation reduzierte Elacestrant das Risiko für Krankheitsprogression oder Tod um 30 % (HR 0,697; 95%-KI 0,552–0,88; p = 0,0018), in der Gruppe mit ESR1-Mutation um 45 % (HR 0,546; 95%-KI 0,387–0,768; p = 0,0005). Ähnliche PFS-Vorteile wurden beim Vergleich der mit Elacestrant vs. Fulvestrant behandelten Personen beobachtet, berichtete der Vortragende. Beim OS zeigte sich in beiden Gruppen ein Trend hin zu einem Vorteil für Elacestrant. Die Auswertung des OS wird für Ende 2022 erwartet. Nebenwirkungen ab Grad 3 waren mit 7,2 % unter Elacestrant deutlich häufiger als im Kontrollarm (3,1 %), Hauptursache hierfür war Übelkeit. Unerwartete Nebenwirkungen traten nicht auf. Prof. Bardia bezeichnete die Nebenwirkungen als „handhabbar und reversibel“. Elacestrant habe das Potenzial zum neuen Therapiestandard.* Fulvestrant, Anastrozol, Letrozol oder Exemestan
Quellen:
1. Bidard FC et al. SABCS 2021; Abstract GS3-05
2. Badia A et al. SABCS 2021; Abstract GS2-02
2021 San Antonio Breast Cancer Symposium
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