Verlängertes PFS bei Patienten mit ZNS-Metastasen

SABCS 2021 Mascha Pömmerl

Was ist mit Frauen, die eine geringe oder fehlende HER2-Expression aufweisen? Was ist mit Frauen, die eine geringe oder fehlende HER2-Expression aufweisen? © iStock/gmast3r

Die Therapie mit Trastuzumab-Deruxtecan zeigte in der Zweitlinie von Erkrankten mit metastasiertem HER2-positivem Mammakarzinom einen in dieser Größenordnung noch nicht gesehenen Vorteil gegenüber T-DM1. Neue Subgruppen-Analysen bestätigten jetzt diese Überlegenheit. Eine weitere Studie liefert zudem Hinweise auf die Aktivität der Substanz bei geringer oder fehlender HER2-Expression.

Das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Trastuzumab-Deruxtecan (T-DXd) ist zugelassen für Patienten mit fortgeschrittenem HER2+ BrustkrebsKrankheitsbild Detailseite. In der DESTINY-Breast03-Studie wurde die Substanz gegen ihren Vorgänger Trastuzumab-Emtansin (T-DM1) bei 524 mit Trastuzumab und einem Taxan vorbehandelten Personen mit meta­stasiertem HER2+ Mammakarzinom geprüft. Das Risiko für Krankheitsprogression oder Tod verringerte sich um 72 % (HR 0,28) in der Interventionsgruppe.1

In einer neuen Analyse bestätigte sich die signifikante Verbesserung von medianem progressionsfreiem Überleben (PFS) und objektiver Ansprechrate (ORR) in allen zu Studienbeginn definierten Subgruppen.2 Wie Prof. Dr. Sara A. Hurvitz von der University of California, Los Angeles, berichtete, hatten der Hormonrezeptorstatus, die Anzahl vorhergehender Therapielinien, eine Vorbehandlung mit Pertuzumab oder das Vorhandensein von viszeraler Erkrankung oder stabilen Hirnmetastasen keinen Einfluss auf die Wirksamkeit von T-DXd.

Etwa 15 % der Teilnehmer in beiden Armen hatten zu Studienbeginn stabile, behandelte Hirnmetastasen. In dieser Subgruppe betrug das mediane PFS unter T-DXd 15 Monate vs. 3,0 Monate unter T-DM1 (HR 0,25). Auch die intrakranielle ORR war mit 63,9 % vs. 33,4 % im Prüfarm höher als in der Kontrolle. 27,8 % vs. 2,8 % der Betroffenen erzielten intrakraniell eine komplette Remission.

Die mediane Therapiedauer betrug unter T-DXd 14,3 Monate und unter T-DM1 6,9 Monate. Es gab keine Fälle einer interstitiellen Lungenerkrankung (ILD) von Grad 4 oder 5. Die ILD-Rate unter T-DXd unterschied sich nicht zwischen der asiatischen und der nicht-asiatischen Studienpopulation und lag insgesamt bei 10,5 % vs. 2,5 % unter T-DM1. Die Daten untermauerten, dass T-DXd für die Zweitlinie von Patienten mit metastasiertem HER2+ Mammakarzinom als Standard betrachtet werden sollte, schloss Prof. Hurvitz.

T-DXd auch bei fehlender HER-Expression wirksam

Doch was ist mit Frauen, die eine geringe oder fehlende HER2-Expression aufweisen? Bisher erhalten nur Betroffene mit einem als HER2-positiv klassifizierten Tumor gegen HER2 gerichtete Behandlungen. T-DXd hat aber bereits bei gegenüber Standardtherapien refraktären Mammakarzinom-Patientinnen mit geringer HER2-Expression eine vielversprechende Wirksamkeit gezeigt.3

Die Autoren der Phase-2-Studie DAISY4 verglichen nun die Effektivität von T-DXd bei Erkrankten mit hoher (Kohorte 1), niedriger (Kohorte 2) und fehlender HER2-Expression (Kohorte 3). Die Teilnehmer waren insgesamt stark vorbehandelt: Über 50 % hatten fünf oder sechs Therapielinien für ihre metastasierte Erkrankung erhalten. Die Autoren bezifferten die ORR in Kohorte 1 auf 71 %, in Kohorte 2 auf 38 % und in Kohorte 3 auf 30 %. Damit zeigte T-DXd auch bei Personen mit niedriger und sogar fehlender HER2-Expression eine klinisch bedeutsame Aktivität.

Prof. Dr. Priyanka Sharma von der University of Kansas, die das Poster im Rahmen des SABCS diskutierte, verwies auf den Bystander-Effekt von T-DXd und sagte: „Vielleicht ist diese neue Generation von Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten bei jeglicher Stärke der HER2-Expression wirksam.“ Immerhin zeigte auch Trastuzumab Duocarmazin in einer Phase-1-Studie vielversprechende klinische Aktivität bei intensiv vorbehandelten Patientinnen mit geringer HER2-Expression.5

Quellen:
1. Cortés J et al. ESMO 2021; Abstract LBA1
2. Hurvitz S et al. SABCS 2021; Abstract GS3-01
3. Modi S et al. J Clin Oncol 2020; 38: 1887-1896; DOI: 10.1200/JCO.19.02318
4. Diéras V et al. SABCS 2021; Abstract P2-13-46
5. Banerji U et al. Lancet Oncol 2019; 20: 1124-1135; DOI: 10.1016/S1470-2045(19)30328-6
2021 San Antonio Breast Cancer Symposium

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