Brustkrebs: Adjuvante Boost-Radiotherapie ist dem Standard nicht unterlegen

Technische Fortschritte erlauben es heute, die adjuvante Bestrahlung bei brusterhaltender Operation des Mammakarzinoms als simultanen integrierten Boost (IMRT-SIB) durchzuführen. Ob dieses Vorgehen der 3D-konformalen Radiotherapie mit sequenziellem Boost (3D-CRT-seqB) ebenbürtig ist, wurde jedoch bisher nicht in kontrollierten Studien geprüft.

In einer ­prospektiven Phase-3-Untersuchung haben die Wissenschaftler um Privatdozentin Dr. ­Juliane ­Hörne­r-­R­ieber vom Universitätsklinikum Heidelberg kürzlich nach der fehlenden Evidenz gesucht. Als primäre Endpunkte analysierten die Kollegen die lokalen Kontrollraten (LC) nach zwei und fünf Jahren sowie die kosmetischen Resultate nach sechs Wochen und zwei Jahren. Für die Beurteilung des kosmetischen Ergebnisses zogen die Kliniker die photographische Dokumentation mit Berechnung des sog. relative breast retraction assessment(pBRA)-Scores heran.

Zwischen 2011 und 2015 wurden 502 Frauen mit brusterhaltender Operation eines Mammakarzinoms randomisiert. Sie erhielten entweder eine IMRT-SIB oder eine 3-D-CRT-seqB.

Nach einem medianen Follow-up von rund fünf Jahren betrug die LC nach zwei Jahren in beiden Armen 99,6 % (Hazard Ratio [HR] 0,602; p = 0,487). Auch hinsichtlich kosmetischer Ergebnisse war die IMRT-SIB der 3-D-CRT-seqB nicht unterlegen.

Lokale Kontrollrate beider Arme anhaltend ähnlich

Die Autoren bezifferten den medianen pBRA-Score nach sechs Wochen in beiden Gruppen auf 9,1 %. Nach zwei Jahren betrug er mit IMRT-SIB 10,4 % versus 9,8 % in der Kontrolle (p = 0,332). Keine signifikanten Unterschiede gab es zudem in Bezug auf langfristige toxische Gewebeeffekte und Gesamtüberleben, schreiben die Forscher.

Erstmals hat damit eine prospektive Studie belegt, dass die IMRT-SIB dem Standard nicht unterlegen ist, schlussfolgern die Autoren. Es sei damit möglich, die Radiatio substanziell zu verkürzen, ohne das klinische Outcome negativ zu beeinflussen.

Quelle: Hörner-Rieber J et al. Int J Radiat Oncol Biol Phys; 109: P1311-1324; DOI: 10.1016/j.ijrobp.2020.12.005