Bei Krankheitskontrolle deeskalieren?

Maria Weiß

Studien legen nahe, dass die Remissionsraten bei metastasiertem Brustkrebs unter endokriner Therapie bis zu 30 % erreichen. Studien legen nahe, dass die Remissionsraten bei metastasiertem Brustkrebs unter endokriner Therapie bis zu 30 % erreichen. © Science Photo Library

Die Kombination von endokriner Therapie und CDK4/6-Inhibitoren ermöglicht vielen Frauen mit metastasiertem HR+/HER2- Mammakarzinom eine lange Remission während der Erhaltung. Ob man bei Krankheitskontrolle auf CDK4/6-Hemmer verzichten und ob eine intermittierende Chemotherapie den Mutationsdruck senken kann, sollen zwei Studien klären.

DISCO-C

Professor Dr. Thomas Decker vom St. Elisabethen-Klinikum in Ravensburg stellte das Konzept der DISCO-C-Studie vor. Die Rationale dahinter sei die Beobachtung von 25 Patientinnen aus Ravensburg mit lang anhaltender Krankheitskontrolle. Sie hatten zuerst eine endokrine Therapie plus CDK4/6-Inhibitoren erhalten. Letztere wurden bei Krankheitskontrolle ausgesetzt, bis der Tumor progredient wurde. Einem großen Teil dieser Frauen reichte so über einen längeren Zeitraum die endokrine Monotherapie.

Dies bedeutete für die Frauen eine Reduktion von Nebenwirkungen wie Alopezie oder Übelkeit, betonte der Referent. In vier Fällen wurde aufgrund einer Progression die Behandlung mit CDK4/6-Inhibitoren wieder aufgenommen, was erneut zur Stabilisierung der Krebserkrankung führte.

In der randomisierten Phase-2-Studie soll jetzt in einem größeren Kollektiv untersucht werden, ob eine lang anhaltende Krankheitskontrolle auch nach zwischenzeitlichem Absetzen von CDK4/6-Inhibitoren machbar ist. Eingeschlossen werden 165 Patientinnen mit einem metastasierten HR+/HER2- Mammakarzinom und einer lang anhaltenden Remission unter endokriner Therapie plus CDK4/6-Inhibitoren.

Arbeitsgruppe Lebensqualität hat das Konzept mitentwickelt

Nach einer 3:1-Randomisierung wird der CDK4/6-Inhibitor abgesetzt und die endokrine Therapie fortgeführt oder die Kombination beibehalten. Primärer Endpunkt ist der Anteil von Frauen mit einem progressionsfreien Überleben nach zwölfmonatiger Erhaltung. Wichtige sekundäre Endpunkte umfassen die Lebensqualität, das progressionsfreie Überleben und die Ansprechrate nach Wiederaufnahme der CDK4/6-Inhibitoren sowie die Zeit bis zum Versagen der Therapiestrategie und die Zeit bis zur Chemotherapie nach Progress. Die AIO-Arbeitsgruppen Mammakarzinom und Lebensqualität haben das Studienkonzept gemeinsam entwickelt, erzählte Prof. Decker. 

Reality-Check im OPAL-Register

Als „Sahnetorte“ bezeichnete Prof. Decker das prospektive, qualitätsgesicherte Register OPAL. Besonders hob er die integrierte Biobank und die Erfassung von patientenberichteten Endpunkten (PRO) hervor. Im Unterprojekt für fortgeschrittenen Brustkrebs wurden in 177 aktiven Zentren inzwischen 1.810 Patientinnen registriert. Von denen mit triple-negativem fortgeschrittenem Mammakarzinom (TNBC) erhielten mit 23 % die meisten Taxane mit oder ohne Bevacizumab, 19 % Capecitabine mit oder ohne Bevacizumab. In der ersten Linie bekamen 15 % eine carboplatinbasierte Therapie. 21 % werden bereits mit einem Taxan in Kombination mit einer Immuntherapie mit Atezolizumab behandelt. Auf die PD-L1-Expression getestet werden aktuell 74 % der TNBC-Patientinnen. Dagegen ist die Testrate von 11 % für die BRCA1/2-Mutationen als Basis für eine Therapie mit einem PARP-Inhibitor recht gering, betonte Prof. Decker. Wird ein PD-L1-Test durchgeführt, liegt die Positivrate ähnlich wie in Studien im OPAL-Register bei etwa 50 %, für BRCA-Testung bei 10 %. In diesem Jahr startete zudem eine prospektive OPAL-Kohorte zum frühen Mammakarzinom. Prof. Decker betonte, dass von Comprehensive Cancer Centers und Universitätskliniken bis zu niedergelassenen Gynäkologen und Onkologen alle Versorger-Gruppen an der Rekrutierung beteiligt seien. Seit Mai 2021 wurden bereits 546 von geplanten 3.000 Patientinnen eingeschlossen. Ausgewertet werden unter anderem die eingesetzten Behandlungen, der Verlauf und PRO. Es gibt auch hier eine dezentrale Biobank. Der Arzt hofft, dass die Daten wichtige Einblicke in die im klinischen Alltag getroffenen Therapieentscheidungen geben werden. Als Beispiel nannte er die Therapie älterer Frauen mit Komorbiditäten.

Autor: Friederike Klein

CAPRI

Auch die CAPRI-Studie betrifft Frauen mit einem metastasierten Mammakarzinom unter einer Erhaltung mit endokriner Therapie plus CDK4/6-Inhibitor. Hintergrund dieses Konzeptes ist die Beobachtung, dass bei CDK4/6-Hemmung offensichtlich verstärkt neue Mutationen in den Tumorzellen auftreten. Jetzt soll in einer Phase-2-Studie geklärt werden, ob eine intermittierende Chemotherapie mit Capecit­abin den Mutationsdruck reduziert. Während der Chemotherapie werden CDK4/6-Inhibitoren abgesetzt und die endokrine Therapie wird beibehalten. Primärer Endpunkt ist die Zahl der Mutationen zum Zeitpunkt einer Progression. Sekundäre Endpunkte könnten PFS und Ansprechen auf Folgetherapien umfassen. Offen ist die Frage, ob Frauen eine alle paar Monate erfolgende Chemotherapie akzeptieren.

Quelle: Decker T. 18. AIO-Herbstkongress; Arbeitsgruppensitzung Mammakarzinom und Gynäkologische Tumoren

18. AIO-Herbstkongress

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Studien legen nahe, dass die Remissionsraten bei metastasiertem Brustkrebs unter endokriner Therapie bis zu 30 % erreichen. Studien legen nahe, dass die Remissionsraten bei metastasiertem Brustkrebs unter endokriner Therapie bis zu 30 % erreichen. © Science Photo Library