Adjuvantes Olaparib wirksam bei HER2-Mammakarzinom und BRCA1/2-Keimbahnmutation

ASCO 2021 Birgit-Kristin Pohlmann

Die Brustkrebsbehandlung schränkte die Lebensqualität nicht ein. Die Brustkrebsbehandlung schränkte die Lebensqualität nicht ein. © Axel Kock – stock.adobe.com

Mit Spannung wurden die Ergebnisse der Phase-3-Studie OlympiA erwartet. Sie bestätigen dem PARP-Inhibitor Olaparib bei Frauen mit frühem HER2-Brustkrebs und BRCA1/2-Keimbahnmutation eine hohe Wirksamkeit. Die Daten werden Experten zufolge wohl die klinische Praxis verändern.

Patientinnen mit frühem HER2-Mammakarzinom und einer BRCA1/2-Keimbahnmutation können trotz neo­adjuvanter oder adjuvanter Chemotherapie ein hohes Rezidivrisiko aufweisen. Eine PARP-Inhibition, die bislang nur für die metastasierte Situation zugelassen ist, bringt den Betroffenen laut den Ergebnissen der OlympiA-­Studie hier deutliche Vorteile. Forscher um Professor Dr. Andrew Tutt vom King’s College in London prüften darin den adjuvanten Einsatz des PARP-Hemmers Olaparib.

Signifikant mehr Patientinnen ohne invasives Rezidiv

Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 2,5 Jahren führten die Autoren eine Intention-to-treat-Auswertung durch. In Bezug auf das invasive krankheitsfreie Überleben (iDFS) zeigte sich ein statistisch hochsignifikanter Vorteil zugunsten der mit Olaparib weiterbehandelten Frauen. Nach drei Jahren war die Zahl der Patientinnen, die kein invasives Rezidiv hatten, im Prüfarm um 8,8 Prozentpunkte erhöht im Vergleich zur Kontrollgruppe (85,9 % vs. 77,1 %; Hazard Ratio [HR] 0,58; p < 0,0001).

Eine separate Auswertung der ers­ten 900 Teilnehmerinnen, die median bereits 3,5 Jahre nachbeobachtet werden konnten, untermauere die Ergebnisse des iDFS nach drei Jahren mit einem fast identischen Unterschied (86,1 % vs. 77,5 %). Speziell Fernmetastasen traten unter dem PARP-Inhibitor mit 7,8 % im Vergleich zu 13,1 % seltener auf.

Lebensqualität litt unter der Behandlung nicht

Dies machte sich hinsichtlich des fernmetastasenfreien Überlebens (DDFS) bemerkbar: Nach drei Jahren lebten 87,5 % versus 80,4 % der Frauen ohne Fernmetastasen (HR 0,57; p < 0,0001). Numerische Vorteile ergaben sich in Bezug auf das Gesamtüberleben. Die Drei-Jahres-Rate betrug 92,0 % im Vergleich zu 88,3 %. Trotz eines Deltas von 3,7 % (HR 0,68; p = 0,024) wurde der präspezifizierte p-Wert nicht erreicht.

Studiendesign

Die Forscher schlossen 1836 Hochrisikopatientinnen mit HER2- Mammakarzinom und BRCA1/2-Keimbahnmutation in die Studie ein. Sie wiesen alle Stadium II/III auf. Gut 80 % hatten ein triple-negatives Mammakarzinom und knapp 20 % einen positiven Hormonrezeptor(HR)-Status (HR+/HER2-). Alle Frauen hatten sich vor der Randomisierung einer OP unterzogen und etwa zur Hälfte entweder eine neoadjuvante oder adjuvante Chemotherapie erhalten. Zusätzlich wurde ein Teil postoperativ bestrahlt und bekam im Falle eines positiven HR simultan eine endokrine Therapie. Die neoadjuvant behandelten Teilnehmerinnen hatten keine pathologische Komplettremission erzielt (CPS+EG-Score ≥ 3 bei HR+). Nach einer 1:1-Randomisierung nahmen die Patientinnen im experimentellen Arm adjuvant über ein Jahr zweimal täglich 300 mg Olaparib ein. Teilnehmerinnen im Kontrollarm erhielten ein Placebo. Als primären Endpunkt definierten die Autoren das invasiv krankheitsfreie Überleben.

Die Subgruppenanalyse zum iDFS bestätigt Prof. Tutt zufolge den konsistenten Nutzen zugunsten der adjuvanten Olaparib-Behandlung – unter anderem unabhängig von HR-Status, der Vortherapie und BRCA1/2-Mutationen. Die Verträglichkeit entsprach dem bekannten Nebenwirkungsprofil. Hauptsächlich traten Übelkeit und Fatigue auf (alle Grade: 57 % bzw. 40 %). Sie waren mehrheitlich mild oder moderat ausgeprägt. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität war gegenüber Placebo nicht beeinträchtigt. Laut Prof. Tutt ist die gBRCA1/2-Mutation ein wichtiger Biomarker für das frühe Mammakarzinom.

Fazit für den klinischen Alltag: mehr testen!

Mit Blick auf die Zukunft ergänzte die Diskutantin Professor Dr. N­adine Tu­ng von der Havard Medical School in Boston, dass genetische Testungen in den klinischen Alltag beim frühen Brustkrebs integriert werden müssten, um Therapieentscheidungen zu treffen. Die zusätzliche Adjuvanz mit Olaparib über ein Jahr nach (neo)adjuvanter Standardbehandlung habe das Drei-Jahres-iDFS sowie das Risiko für Fernmetastasen deutlich verbessert. Und zwar, ohne dass es zu nennenswerten Sicherheitssignalen gekommen sei. Diese Ergebnisse seien „practice changing“.

Quelle: Tutt A. 2021 ASCO Annual Meeting (virtuell); Plenary Session & Abstract LBA1; DOI: 10.1200/JCO.2021.39.15_suppl.LBA1

Kongressbericht: 2021 ASCO Annual Meeting (virtuell)

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Die Brustkrebsbehandlung schränkte die Lebensqualität nicht ein. Die Brustkrebsbehandlung schränkte die Lebensqualität nicht ein. © Axel Kock – stock.adobe.com