Mammakarzinom: Endokrine Therapie mit Trastuzumab ist Chemotherapie nicht unterlegen

ASCO 2021 Birgit-Kristin Pohlmann

HR+/HER2+ doppelt positive Brustkrebszellen lassen sich durch eine endokrine Erstlinie möglicherweise genauso gut aufhalten wie mit einer Chemotherapie – auch im metastasierten Stadium. HR+/HER2+ doppelt positive Brustkrebszellen lassen sich durch eine endokrine Erstlinie möglicherweise genauso gut aufhalten wie mit einer Chemotherapie – auch im metastasierten Stadium. © iStock/Christoph Burgstedt

Bei positivem HR-Status ist die endokrinbasierte Therapie in der Erstlinie Standard. Ob auch Brustkrebspatientinnen in der metastasierten Situation profitieren, ist kaum durch Evidenz gestützt. Erste Hinweise liefert eine Studie aus China.

Für SYSUCC-002 hatten chinesische Forscher 392 Frauen mit HR+/HER2+ metastasiertem Mammakarzinom 1:1 auf die beiden Arme Trastuzumab plus einem Aromatasehemmer/Östrogenrezeptormodulator versus Trastuzumab/Chemotherapie (Taxane, Capecitabin oder Vinorelbin; CT) randomisiert. Die Kombination mit der endokrinen Therapie war jener mit Chemobehandlung im primären Endpunkt, dem progressionsfreien Überleben, dabei nicht unterlegen (Hazard Ratio [HR] 0,88; p = 0,25). Bezüglich des Gesamtüberlebens ergab sich sogar ein leichter Vorteil zugunsten der endokrinen Kombination (HR 0,82; p = 0,09), erläuterte Professor Dr. Zhong­-Yu­ Yuan­ vom Sun Yatsen University Cancer Center in Guangzhou.1

Durch eine explorative Subgruppenanalyse zum progressionsfreien Überleben entdeckten die Wissenschaftler, dass Patientinnen mit einem krankheitsfreien Überleben von mehr als 24 Monaten nach adjuvanter endokriner Therapie stärker von der endokrinen Kombination profitierten (HR 0,77). Bei Teilnehmerinnen mit einem krankheitsfreien Überleben von maximal 24 Monaten war es umgekehrt, sie blieben unter der Chemotherapie länger ohne Progression (HR 1,39).

Klare Vorteile ergaben sich für die Betroffenen unter der endokrinen Kombination in puncto Verträglichkeit. Dies galt sowohl für die Anzahl leicht bis moderat ausgeprägter Nebenwirkungen als auch für schwere Effekte, die unter der Chemobehandlung jeweils deutlich stärker ausfielen:

  • Leukopenie von Grad 4: 5,1 % vs. 0 % bzw. Grad 3: 15,8 % vs. 0,5 %
  • Hand-Fuß-Syndrom von Grad 3: 15,8 % vs. 0 %
  • Alopezie von Grad 3: 18,4 % vs. 0 %

Auch Gelenk- und Muskelschmerzen waren im CT-Arm häufiger.

Prof. Yuan sieht die endokrine Kombination mit Trastuzumab aufgrund der Nicht-Unterlegenheit bei besserer Verträglichkeit daher als therapeutische Alternative für Frauen mit HR+/HER2+ Brustkrebs. Der unabhängige Diskutant Professor Dr. William­ Gradishar­, Comprehensive Cancer Center Northwestern University, Chicago, schloss sich ihm mit Einschränkungen an.2

Sicherlich gebe es Patientinnen, bei denen ein Verzicht auf eine Chemotherapie unter Verträglichkeitsgesichtspunkten sinnvoll sei. In der Erstliniensituation sei es aber prognostisch wichtig, eine optimale anti-HER2-gerichtete Behandlung zu wählen. Er verwies dabei auf die CLEOPATRA-Studie, in der ein hoch signifikanter Überlebensvorteil für die Chemotherapie plus Pertuzumab/Trastuzumab versus Chemotherapie/Trastuzumab plus Placebo gefunden wurde. Kritisch merkte er an, dass unklar bliebe, welche anti-HER2-gerichteten Folgebehandlungen die Teilnehmerinnen in SYSUCC-002 erhalten haben.

Quellen:
1. Yuan Z et al. 2021 ASCO Annual Meeting; Abstract 1003; DOI: 10.1200/JCO.2021.39.15_suppl.1003
2. Gradishar W. 2021 ASCO Annual Meeting

Kongressbericht: 2021 ASCO Annual Meeting (virtuell)

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HR+/HER2+ doppelt positive Brustkrebszellen lassen sich durch eine endokrine Erstlinie möglicherweise genauso gut aufhalten wie mit einer Chemotherapie – auch im metastasierten Stadium. HR+/HER2+ doppelt positive Brustkrebszellen lassen sich durch eine endokrine Erstlinie möglicherweise genauso gut aufhalten wie mit einer Chemotherapie – auch im metastasierten Stadium. © iStock/Christoph Burgstedt