HER2+ Mammakarzinom: Für die Therapie auf mehrere Biomarker setzen

Birgit-Kristin Pohlmann

Der eingesetzte Multiparameter-Klassifier basierte u.a. auf dem PIK3CA-Mutationsstatus. Der eingesetzte Multiparameter-Klassifier basierte u.a. auf dem PIK3CA-Mutationsstatus. © iStock/peterschreiber.media

Einige Betroffene mit frühem HER2+ Brustkrebs erreichen auch ohne neoadjuvante Chemo ein pathologisches Komplettansprechen. Für sie reicht eine gegen HER2 gerichtete Therapie aus. Ein Multiparameter-Klassifier soll helfen, die Subgruppe zu identifizieren.

Die Behandlung des Mammakarzinoms wird immer differenzierter. Ziel ist es, die Therapie individuell anzupassen. Beim frühen HER2+ Mammakarzinom lässt sich etwa mit einer neoadjuvanten anti-HER2-gerichteten Behandlung ohne Hinzunahme einer Chemotherapie bei bis zu 30 % der Patientinnen eine pathologische Komplettremission (pCR) erzielen.

Studienziel: Entwicklung eines Multiparameter-Klassifiers

Um diese Frauen besser zu identifizieren, sei eine Biomarkerstudie durchgeführt worden, welche ein differenzierteres Vorgehen nahelege. Zudem untermauere diese die Bedeutung der HER2-Expression und des PIK3CA-Status beim HER2+ Mammakarzinom, erläuterte Professor Dr. Jamunarani ­Veeraraghavan, Baylor College of Medicine, Houston.

Das Besondere an der Studie sei, dass nicht auf einen Biomarker fokussiert, sondern mehrere potenzielle Klassifier untersucht wurden, betonte die Referentin. Es sollte ein Multiparameter-Klassifier etabliert werden, um Mammakarzinome mit einer hohen HER2-Abhängigkeit zu identifizieren, bei denen auch ohne neoadjuvante Chemotherapie eine gute Chance auf eine pCR besteht. Der eingesetzte Multiparameter-Klassifier, der dem späteren Entscheidungsalgorithmus zugrunde lag, basierte auf der HER2-Genexpression sowie den HER2-Proteinleveln, der intratumoralen Heterogenität, dem intrinsischen HER2-enriched Subtyp und dem PIK3CA-Mutationsstatus.

Die Studiengruppe führte die Analysen zunächst an einem Modell durch – dem sogenannten Trainingsset. Die dort erzielten Ergebnisse wurden anhand der Daten aus der neoadjuvanten PAMELA-Studie validiert (sog. Validierungsset). Die neoadjuvante Behandlung bestand aus Lapatinib/Trastuzumab (± endokrine Therapie) und keiner neo­adjuvanten Chemotherapie, wie Prof. Veeraraghavan erklärte.

Im Rahmen des Trainingssets wurden 55 % der Betroffenen anhand des Multiparameter-Klassifiers als pCR-Patienten identifiziert. Diese hatten:

  • eine höhere GPA-Ratio (HER2-Genkopienzahl Ratio ≥ 4,5 UND 90 % der Zellen waren IHC3+),
  • mehrheitlich einen HER2-enriched Subtyp und
  • keine PIK3CA-Mutation.

In der nachfolgenden Validierungsstudie erzielten 44 % der Patienten, die diese Kriterien erfüllten, unter der neoadjuvanten Therapie mit Lapatinib/Trastuzumab und ggf. endokriner Therapie eine pCR. Umgekehrt erwiesen sich ein niedriges HER2-Level oder ein non-HER2-enriched Subtyp oder der Nachweis einer PIK3CA-Mutation als Prädiktoren für eine non-pCR.

Neues Modell ermöglicht bessere Vorhersage

Das erarbeitete Multiparameter-Klassifier-Modell kann laut Prof. Veeraraghavan besser voraussagen, welche Patienten mit frühem HER2+ Mammakarzinom möglicherweise unter einer chemotherapiefreien neoadjuvanten Systemtherapie eine pCR erreichen. Vor dem Hintergrund, dass einige neue Tyrosinkinasehemmer für die Behandlung des HER2+ Mammakarzinoms zugelassen wurden bzw. kurz vor der Zulassung stehen, seien dies wichtige Ergebnisse.

Eine prospektive Validierung der Daten sei notwendig. Zudem weisen die Ergebnisse laut der Expertin darauf hin, dass – in Analogie zur Stärke der HR-Expression – eine differenziertere Bestimmung der HER2-Positivität sinnvoll und notwendig sei, um die Behandlung weiter zu individualisieren.

Quelle:
Veeraraghavan J et al. J Clin Oncol 2020; 38 (suppl; abstr 1011); DOI: 10.1200/JCO.2020.38.15_suppl.1011
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Der eingesetzte Multiparameter-Klassifier basierte u.a. auf dem PIK3CA-Mutationsstatus. Der eingesetzte Multiparameter-Klassifier basierte u.a. auf dem PIK3CA-Mutationsstatus. © iStock/peterschreiber.media