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HER2+ Mammakarzinom: Für die Therapie auf mehrere Biomarker setzen

Die Behandlung des Mammakarzinoms wird immer differenzierter. Ziel ist es, die Therapie individuell anzupassen. Beim frühen HER2+ Mammakarzinom lässt sich etwa mit einer neoadjuvanten anti-HER2-gerichteten Behandlung ohne Hinzunahme einer Chemotherapie bei bis zu 30 % der Patientinnen eine pathologische Komplettremission (pCR) erzielen.
Studienziel: Entwicklung eines Multiparameter-Klassifiers
Um diese Frauen besser zu identifizieren, sei eine Biomarkerstudie durchgeführt worden, welche ein differenzierteres Vorgehen nahelege. Zudem untermauere diese die Bedeutung der HER2-Expression und des PIK3CA-Status beim HER2+ Mammakarzinom, erläuterte Professor Dr. Jamunarani Veeraraghavan, Baylor College of Medicine, Houston.
Das Besondere an der Studie sei, dass nicht auf einen Biomarker fokussiert, sondern mehrere potenzielle Klassifier untersucht wurden, betonte die Referentin. Es sollte ein Multiparameter-Klassifier etabliert werden, um Mammakarzinome mit einer hohen HER2-Abhängigkeit zu identifizieren, bei denen auch ohne neoadjuvante Chemotherapie eine gute Chance auf eine pCR besteht. Der eingesetzte Multiparameter-Klassifier, der dem späteren Entscheidungsalgorithmus zugrunde lag, basierte auf der HER2-Genexpression sowie den HER2-Proteinleveln, der intratumoralen Heterogenität, dem intrinsischen HER2-enriched Subtyp und dem PIK3CA-Mutationsstatus.
Die Studiengruppe führte die Analysen zunächst an einem Modell durch – dem sogenannten Trainingsset. Die dort erzielten Ergebnisse wurden anhand der Daten aus der neoadjuvanten PAMELA-Studie validiert (sog. Validierungsset). Die neoadjuvante Behandlung bestand aus Lapatinib/Trastuzumab (± endokrine Therapie) und keiner neoadjuvanten Chemotherapie, wie Prof. Veeraraghavan erklärte.
Im Rahmen des Trainingssets wurden 55 % der Betroffenen anhand des Multiparameter-Klassifiers als pCR-Patienten identifiziert. Diese hatten:
- eine höhere GPA-Ratio (HER2-Genkopienzahl Ratio ≥ 4,5 UND 90 % der Zellen waren IHC3+),
- mehrheitlich einen HER2-enriched Subtyp und
- keine PIK3CA-Mutation.
In der nachfolgenden Validierungsstudie erzielten 44 % der Patienten, die diese Kriterien erfüllten, unter der neoadjuvanten Therapie mit Lapatinib/Trastuzumab und ggf. endokriner Therapie eine pCR. Umgekehrt erwiesen sich ein niedriges HER2-Level oder ein non-HER2-enriched Subtyp oder der Nachweis einer PIK3CA-Mutation als Prädiktoren für eine non-pCR.
Neues Modell ermöglicht bessere Vorhersage
Das erarbeitete Multiparameter-Klassifier-Modell kann laut Prof. Veeraraghavan besser voraussagen, welche Patienten mit frühem HER2+ Mammakarzinom möglicherweise unter einer chemotherapiefreien neoadjuvanten Systemtherapie eine pCR erreichen. Vor dem Hintergrund, dass einige neue Tyrosinkinasehemmer für die Behandlung des HER2+ Mammakarzinoms zugelassen wurden bzw. kurz vor der Zulassung stehen, seien dies wichtige Ergebnisse.
Eine prospektive Validierung der Daten sei notwendig. Zudem weisen die Ergebnisse laut der Expertin darauf hin, dass – in Analogie zur Stärke der HR-Expression – eine differenziertere Bestimmung der HER2-Positivität sinnvoll und notwendig sei, um die Behandlung weiter zu individualisieren.
Quelle:
Veeraraghavan J et al. J Clin Oncol 2020; 38 (suppl; abstr 1011); DOI: 10.1200/JCO.2020.38.15_suppl.1011
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