Kopf-an-Kopf-Überlegenheit beim metastasierten HER2-positiven Brustkrebs

Ulrike Viegener

Bislang ist unklar, welcher Antikörper eindeutig von Vorteil bei dieser Subgruppe ist. Bislang ist unklar, welcher Antikörper eindeutig von Vorteil bei dieser Subgruppe ist. © iStock/Dr_Microbe

Der chimäre, gegen HER2 gerichtete Antikörper Margetuximab verlängerte in der SOPHIA-Studie im Vergleich zu Trastuzumab das progressionsfreie Überleben leicht bei Frauen mit fortgeschrittenem, metastasiertem HER2-positivem Brustkrebs, der intensiv vorbehandelt worden war. Die Autoren sprechen von einer Kopf-an-Kopf-Überlegenheit.

Die Prognose des fortgeschrittenen HER2-positiven Mammakarzinoms hat sich mit der Einführung von Trastuzumab zwar verbessert, sie bleibt aber schlecht. Deshalb wird weiter intensiv daran gearbeitet, die Behandlungsoptionen für die betroffenen Patientinnen zu erweitern. Einen Ansatz bietet der chimäre Antikörper Margetuximab, der – ebenso wie Trastuzumab – durch eine Rezeptorblockade die Überflutung der Tumorzellen mit HER2-Wachsstumssignalen eindämmt. Zusätzlich hat der Antikörper eine veränderte Fc-Domäne.

Präklinische Studien sprechen für eine Wirkung

Dieses Fc-Engineering zielt darauf ab, die antikörpergesteuerte Zytotoxizität von Immunzellen zu steigern und so die gegen den Tumor gerichtete Schlagkraft des Immunsystems zu optimieren. In präklinischen Studien konnten entsprechende Effekte nachgewiesen werden, schreibt eine Arbeitsgruppe um Professor Dr. Hope S. Rugo vom Helen Diller Family Comprehensive Cancer Center der University of San Francisco.

Die entscheidende Frage, ob sich dies in einem klinischen Vorteil für die Patientinnen niederschlägt, überprüften die Wissenschaftler in der SOPHIA-Studie. An der randomisierten, offenen Phase-3-Studie nahmen 166 Zentren aus 17 Ländern teil. Eingeschlossen wurden insgesamt 536 intensiv vorbehandelte Frauen mit fortgeschrittenem, metastasiertem HER2-positivem Mammakarzinom, deren Alter sich zwischen 27 und 86 Jahren bewegte. Die Teilnehmerinnen zeigten progrediente Verläufe nach mindestens zwei gegen HER2-gerichteten Vortherapien sowie einer bis drei nicht-hormonellen Therapielinien zur Behandlung der metastasierten Erkrankung.

Während der Studie erhielten die Frauen eine Mono-Chemotherapie und in dreiwöchigem Abstand zusätzlich entweder Margetuximab (15 mg/kg) oder Trastuzumab (6 mg/kg). Im Mittel erfolgten sechs bzw. fünf Therapiezyklen. Primärer Studienendpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS), welches anhand der verblindeten Daten durch ein zentrales Gremium ermittelt wurde. Darüber hinaus beurteilten auch die Studienärzte, die über die Gruppenzugehörigkeit der einzelnen Patientinnen informiert waren, das PFS sowie das Gesamt­­­­überleben (OS). 

SOPHIA führt zur Zulassung

Die Daten der SOPHIA-Studie waren maßgeblich für die Genehmigung von Margetuximab durch die FDA im Dezember 2020. Der chimäre Antikörper ist zugelassen beim metas­tasierten HER2-positiven Mammakarzinom in Kombination mit einer Chemotherapie – wahlweise aus Capecitabin, Eribulin, Gemcitabin oder Vinorelbin. Frauen müssen zuerst mindestens zwei HER2-gerichtete Therapien erhalten haben, wovon mindestens eine gegen die metastasierte Erkrankung gerichtet war.

Finale Auswertung steht noch aus

Frauen, die mit dem chimären Anti­körper behandelt wurden, überlebten im Median ohne Progress 5,8 Monate im Vergleich zu denen unter Trastuzumab mit 4,9 Monaten. Die Hazard Ratio (HR) betrug 0,76. Die Beurteilung durch die Studienärzte, die sich auf eine etwas größere Datenbasis stützt, ergab eine Hazard Ratio von 0,71 zugunsten von Margetuximab bei einem medianen PFS von 5,7 Monaten versus 4,4 Monate. Das mediane Gesamtüberleben betrug 21,6 versus 19,8 Monate (HR: 0,89), wobei die abschließende Bewertung erst im Verlauf dieses Jahres möglich sein wird. Die Patientinnen vertrugen die beiden Medikamente den Autoren zufolge ähnlich gut. Lediglich infusionsassoziierte Nebenwirkungen traten unter Margetuximab mit 13,3 % versus 3,4 % häufiger auf, in 1,5 % der Fälle stuften die Forscher die Reaktionen als schwer ein. Meistens traten sie jedoch nur während der ersten Gabe auf.

Quelle: Rugo HS et al. JAMA Oncol 2021; DOI: 10.1001/jamaoncol.2020.7932

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