Nicht nur etwas für Triple-Negative

ASCO 2022 Birgit-Kristin Pohlmann

Etwa 80 % aller Mammakarzinome –unabhängig vom Subtyp –exprimieren das transmembrane Glycoprotein TROP2. Etwa 80 % aller Mammakarzinome –unabhängig vom Subtyp –exprimieren das transmembrane Glycoprotein TROP2. © iStock/ pixelfit

Sacituzumab-Govitecan könnte eine potente Option für bereits intensiv vorbehandelte Patient:innen mit fortgeschrittenem HR +/HER2- Mammakarzinom sein. Das deuten die ersten Ergebnisse der TROPiCS-02-Studie an. Darin konnte sich die Substanz gegenüber einer Chemotherapie behaupten.

Das gegen TROP2 gerichtete Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC) Sacituzumab-
Govitecan (SG) ist derzeit zugelassen beim metastasierten triple-negativen Mammakarzinom (TNBC) für intensiv vorbehandelte Patient:innen mit mindestens zwei Vortherapien, davon mindestens eine in der metastasierten Situation. In der TROPiCS-02-Studie ging es um den Einsatz bei fortgeschrittenem HR+/HER2- Brustkrebs, erläuterte Prof. Dr. Hope S.Rugo, University of California, San Francisco.

Die Studie adressiere damit eine klinisch relevante Fragestellung: Erstlinienstandard für diese Patient:innen sei die endokrine Kombinationstherapie mit einem CDK4/6-Inhibitor. Bei Progression sei die nachfolgende Therapiesequenz aufgrund einer nur limitierten Datenlage unklar. Da etwa 80 % aller Mammakarzinome –unabhängig vom Subtyp –das transmembrane Glycoprotein TROP2 exprimieren, liege es nahe, SG auch für HR+/HER2-Tumoren zu untersuchen, so Prof. Rugo.

Progressionsrisiko um ein Drittel reduziert

Für die Studie wurden 543 Teilnehmende mit mehrheitlich metastasiertem, aber auch mit inoperablem lokal rezidiviertem HR+/HER2-Mammakarzinom randomisiert und mit SG versus eine Mono-Chemotherapie nach Wahl des Arztes bzw. der Ärztin behandelt. Sie hatten vorab mindestens eine endokrine Therapie, einen CDK4/6- Inhibitor und eine taxanbasierte Chemotherapie erhalten. Für die metastasierte Erkrankung waren sie mit mindestens zwei bis maximal vier Chemotherapien vorbehandelt. Die erste geplante Auswertung zum progressionsfreien Überleben der Intent-to- treat-Population – dem primären Studienendpunkt –basiert auf einer medianen Nachbeobachtungszeit von 10,2 Monaten und zeigt eine statistisch signifikante Reduktion des relativen Progressionsrisikos um 34 % gegenüber der Mono Chemotherapie (HR 0,66; p = 0,0003).

Im Median blieben die mit SG Behandelten 1,5 Monate länger progressionsfrei (medianes PFS 5,5 Monate vs. 4,0 Monate) bei einer prognostizierten Ein-Jahres- PFS-Rate von 21,3 % vs. 7,1 % unter Chemotherapie, berichtete die Referentin. Die prädefinierte Subgruppenanalyse zum PFS ergab konsistente Ergebnisse – auch für die Patient:innen mit mindestens drei zytostatischen Vortherapien, jene mit viszeralen Metastasen und die Älteren ab dem 65. Lebensjahr. Die Ergebnisse zum medianen Gesamtüberleben (OS) sind laut Prof. Rugo noch nicht reif, zeigten aber einen numerischen Vorteil für SG (HR 0,84; p = 0,14). Hier müsse das weitere Follow- up abgewartet werden.

Die Ansprechrate lag unter SG signifikant höher: Trotz der intensiven Vortherapie erreichten 21 % der mit SG behandelten Teilnehmenden eine objektive Remission (ORR), inkl. einer Komplettremission (CR), im Vergleich zu 14 % unter Chemotherapie, darunter keine CR (OR 1,63; p = 0,03). Die Clinical Benefit Rate – zuzüglich der Tumorstabilisierungen über mindestens sechs Monate – betrug mit SG 34 % (vs. 22 %; OR 1,84; p = 0,002). Neue Sicherheitssignale wurden laut Prof. Rugo nicht beobachtet. Die Behandlung mit SG sei gut handhabbar. Ausdruck dessen sei, dass sich der globale Gesundheitszustand und die Lebensqualität unter SG signifikant später verschlechterten im Vergleich zur Chemotherapie (EORTC QLQ-C30; HR 0,74; p = 0,005).

Zusammenfassend bewertete Prof. Rugo Sacituzumab-Govitecan als potenzielle Therapieoption und Alternative zur Chemotherapie für intensiv vorbehandelte Patient:innen mit fortgeschrittenem HR+/HER2-Mammakarzinom. Die nächsten Auswertungen mit längerem Follow-up müssten abgewartet werden.

Kongressbericht: 2022 ASCO Annual Meeting

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Etwa 80 % aller Mammakarzinome –unabhängig vom Subtyp –exprimieren das transmembrane Glycoprotein TROP2. Etwa 80 % aller Mammakarzinome –unabhängig vom Subtyp –exprimieren das transmembrane Glycoprotein TROP2. © iStock/ pixelfit