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Längere Adjuvanz, weniger Ereignisse

Aromatasehemmer sind ein fester Bestandteil der adjuvanten endokrinen Behandlung des postmenopausalen HR+ Mammakarzinoms. Sie werden üblicherweise entweder upfront über fünf Jahre oder – nach zwei bis drei Jahren Tamoxifen-Gabe – über zwei bis drei Jahre verabreicht. Italienische Forscher um Professor Dr. Lucia Del Mastro vom Ospedale Policlinico San Martino in Genua prüften nun, ob eine Verlängerung der Therapiedauer auf fünf Jahre die Prognose der Betroffenen verbessert.
In die an 69 italienischen Kliniken durchgeführte Phase 3-Studie GIM4 waren 2.056 postmenopausale Frauen mit einem operablen, invasiven HR+ Mammakarzinom im Stadium I bis III eingeschlossen. Alle Teilnehmerinnen hatten eine mindestens zwei-, aber maximal dreijährige adjuvante Tamoxifentherapie absolviert und wiesen zum Zeitpunkt des Studieneinschlusses keine Zeichen eines Tumorrezidivs auf. Gemäß Randomisierung erhielt etwa die Hälfte der Betroffenen Letrozol über fünf Jahre. In der Kontrollgruppe begrenzten die Autoren die Behandlungsdauer dagegen auf zwei bis drei Jahre. Den primären Studienendpunkt bildete das invasiv-krankheitsfreie Überleben, definiert als die Zeit zwischen Randomisierung und dem Auftreten eines der folgenden Ereignisse: Lokalrezidiv, Fernmetastasierung, ipsi- oder kontralaterales Mammakarzinom, weiteres Primärmalignom, Tod, Ausscheiden aus der Nachbeobachtung oder Studienende. Besseres erkrankungsfreies und Gesamtüberleben.
Die Studienteilnehmerinnen waren median 61 Jahre alt. Nach einer medianen Follow-up-Zeit von 11,7 Jahren hatten 262 der 1.030 Frauen (25,4 %) in der Kontrollgruppe und 212 der 1.026 (20,7 %) prolongiert mit Letrozol behandelten Patientinnen ein bezüglich des primären Studienendpunktes relevantes Ereignis erlitten. Das erkrankungsfreie Zwölf-Jahres-Überleben betrug in der Kontroll- bzw. Interventionsgruppe 62 % bzw. 67 %. Für die erweiterte Aromatasehemmertherapie ergab sich diesbezüglich eine Verringerung des Risikos um 22 % (Hazard Ratio 0,78; 95%-KI 0,65–0,93; p = 0,0064). Die Forscher bezifferten das Zwölf-Jahres-Gesamtüberleben auf 84 % bzw. 88 %, was einer Risikoreduktion durch die verlängerte Letrozol-Gabe um 23 % entsprach (Hazard Ratio 0,77; 95%-KI 0,60–0,98; p = 0,036).
Die häufigsten dritt- bis viertgradigen unerwünschten Ereignisse umfassten Arthralgien – 2,2 % der Kontrollen und 3,0 % der prolongiert mit dem Aromatasehemmer behandelten Frauen litten darunter – sowie Myalgien (0,7 % vs. 0,9 %). Eine Osteoporose entwickelten 4,7 % vs. 8,3 % und Knochenfrakturen traten in 0,5 % bzw. 0,9 % der Fälle auf. Schwere Therapienebenwirkungen erlitten 0,3 % bzw. 0,8 % der Erkrankten. Todesfälle infolge toxischer Effekte beobachteten die Wissenschaftler nicht.
Angesichts dieser Studienergebnisse, so das Fazit der Autoren, muss die endokrine Behandlung für postmenopausale Patientinnen mit HR+ Mammakarzinom neu definiert werden: Sie empfehlen, nach zwei bis drei Jahre dauernder Tamoxifentherapie eine fünfjährige Behandlung mit Letrozol zu erwägen.
Quelle: Del Mastro L et al. Lancet Oncol 2021; 22: 1458-1467; DOI: 10.1016/S1470-2045(21)00352-1
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