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Frühe ER+ Mammakarzinome des Luminal-B-Subtyps lassen sich „heiß“ machen

Auch wenn die Langzeitergebnisse von NEO-CHECKRAY noch abgewartet werden müssen, seien die aktuellen Daten aus der Phase-3-Studie vielversprechend, erläuterte der Radioonkologe Dr. Alex De Caluwé, Institut Jules Bordet, Brüssel. Sie zeigten wichtige Perspektiven in der Behandlung von neu diagnostizierten Hochrisiko-Patient:innen mit frühem – nicht fernmetastasiertem – Luminal-B-Mammakarzinom auf.
Luminal-B-Mammakarzinome haben eine geringe Immunogenität, schilderte der Experte. Im Fokus von NEO-CHECKRAY stand daher die Frage, ob sich mit einer neoadjuvanten immunmodulierenden stereotaktischen Körperbestrahlung (iSBRT) ± Oleclumab, einem CD73-Antikörper, das Ansprechen auf Durvalumab plus neoadjuvante Chemotherapie (NACT) erhöhen lässt. Der Antikörper blockiert den Adenosin-Signalweg, welcher einen immunsupprimierenden Effekt ausübt.
Die Studie war dreiarmig angelegt (s. Kasten). Die insgesamt 135 randomisierten Patient:innen hatten ein frühes ER+/HER2- Mammakarzinom (cT1c-3 [≥ 2 cm] cN0 oder cT1c-3 [≥ 1,5 cm] cN1-3) mit hohem Rezidivrisiko (G3 oder G2 + Ki67 ≥ 15 %; MammaPrint ‚high risk‘). Den primären Endpunkt bildete die Rate der Erkrankten ohne bzw. mit nur geringem Tumorrest (RCB 0/1) in der Intention-to-treat(ITT)-Population.
Wer bekam was?
Alle Erkrankten erhielten präoperativ eine sequenzielle taxan-/anthrazyklinbasierte Chemotherapie (NACT) plus eine iSBRT (3 x 8 Gy/Tag in Woche 4) auf den Primärtumor. Die Forschenden verglichen folgende neoadjuvanten Regime:
- Arm 1: NACT + iSBRT
- Arm 2: NACT + iSBRT + Durvalumab
- Arm 3: NACT + iSBRT + Durvalumab + Oleclumab
Postoperativ folgte eine Standard-Bestrahlung der Brust bzw. Brustwand und der Axilla (ohne Boost auf das Tumorbett) sowie eine adjuvante endokrine Therapie mit oder ohne CDK4/6-Inhibitor.
Immuntherapie bei Mammakarzinom
In den beiden Durvalumab-Armen betrug die RCB-0/1-Rate jeweils 51,1 % und lag damit um 13,3 % höher als im Arm 1 ohne Immuntherapie (RCB 0/1: 37,8 %; OR 1,7; p = 0,2031). Oleclumab machte dabei keinen zusätzlichen Unterschied. Der deutliche numerische Vorteil für beide Durvalumab-Arme bestätigte sich bei der pCR-Rate (ypT0/TisypN0), dem sekundären Studienendpunkt: Sie betrug 33,3 % (Arm 2) bzw. 35,6 % (Arm 3) vs. 17,8 % unter NACT/iSBRT allein (Arm 2: OR 2,3; p = 0,0907; Arm 3: OR 2,6; p = 0,0565).
Gemäß der explorativen Subgruppenanalyse der ITT-Population zur pCR-Rate profitierten die Patient:innen mit PD-L1-negativem Karzinom in den beiden Durvalumab-Armen – unabhängig von Oleclumab – besonders deutlich von der neoadjuvanten iSBRT plus Immuntherapie (pCR: 34,6 % [Arm 2] bzw. 33,3 % [Arm 3] vs. 3,8 % [Arm 1]). Keinen zusätzlichen Vorteil hatten die Teilnehmenden mit PD-L1-positivem Karzinom, die aber per se höhere pCR-Raten erzielten. Auch diejenigen mit axillärem Lymphknotenbefall (cN+) profitierten deutlich – ebenfalls ohne additionalen Benefit durch Oleclumab. Die Immuntherapie-Kombinationen induzierten laut Dr. De Caluwé keine unerwartete Zunahme an Nebenwirkungen.
Prof. Dr. Elgene Lim, Garvan Institute of Medical Research, University of New South Wales, Sydney, sprach von „vielversprechenden RCB-0/1-Raten“ im neoadjuvanten Setting des ER+ frühen Mammakarzinoms. Mit Spannung erwartet er die Ergebnisse zum ereignisfreien Überleben. Der Diskutant zeigte sich verblüfft über die Resultate der PD-L1-Subgruppenanalyse, in der negative Betroffene scheinbar besonders profitierten. Die Mechanismen müssten weiter untersucht werden, ebenso die Toxizitäts-Nutzen-Bilanz der intensivierten Therapie.
Quellen:
1. De Caluwé A et al. ESMO Congress 2024; Abstract LBA10
2. Lim E. ESMO Congress 2024; Invited Discussant LBA10, LBA11 and LBA13
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