Camizestrant beim fortgeschrittenen ER+/HER2- Mammakarzinom

Dr. Judith Lorenz

Erkrankte mit ER+/HER2- Mammakarzinom profitieren von Camizestrant, einem oralen Östrogenrezeptor-Degrader der nächsten Generation. Erkrankte mit ER+/HER2- Mammakarzinom profitieren von Camizestrant, einem oralen Östrogenrezeptor-Degrader der nächsten Generation. © Nadezhda Buravleva – stock.adobe.com

Erkrankte mit einem lokoregional rezidivierten oder fernmetastasierten ER+/HER2- Mammakarzinom profitieren von Camizestrant, einem oralen selektiven Östrogenrezeptor-Degrader der nächsten Generation. Zu diesem Ergebnis kommen Forschende in der internationalen SERENA-2-Studie.

Eine antiendokrine Therapiestrategie beim HR+ Mammakarzinom basiert auf der Anta-gonisierung und dem Abbau des Östrogenrezeptors. Der erste für die metastasierte Situation zugelassene SERD, Fulvestrant, erzielt allerdings selbst bei maximaler Dosierung keinen vollständigen Rezeptor-Knock-down. Zudem muss Fulvestrant intramuskulär verabreicht werden. Camizestrant löst diese Probleme, erläutern Dr. Dr. Mafalda Oliveira vom Vall d‘Hebron Institute of Oncology in Barcelona und Kolleg:innen: Der Next-Generation-SERD ist ein vollständiger ER-Antagonist und kann oral eingenommen werden. Die Substanz entfaltet seine Antitumoraktivität sowohl bei ESR1-Wildtyp- als auch ESR1-mutierten Karzinomen. Aktivierende ESR1-Mutationen sind eine der Hauptursachen für eine Resistenzentwicklung unter einer antiendokrinen Therapie.

Die Forschenden verglichen nun in der internationalen randomisierten Phase 2-Studie Camizestrant und Fulvestrant hinsichtlich Effektivität und Sicherheit in einem Kollektiv von 240 postmenopausalen Personen (medianes Alter 60 Jahre). An der noch andauernden Untersuchung beteiligten sich zwischen 2020 und 2021 insgesamt 74 Zentren in Europa, Asien, Nordamerika und dem Mittleren Osten. Alle Teilnehmenden litten an einem lokoregional rezidivierten oder fernmetastasierten ER+/ HER2- Mammakarzinom und hatten unter einer endokrinen Therapie ein Tumorrezidiv oder einen -progress entwickelt. 

Studiendesign

Gemäß Randomisierung nahmen 74, 73 bzw. 20 Teilnehmende bis zum Krankheitsprogress täglich 75 mg, 150 mg bzw. 300 mg Camizestrant ein. Die 73 Personen des Kontrollarms absolvierten monatlich intramuskuläre Fulvestrant-Injektionen. Die 300 mg-Camizestrant-Gruppe wurde nach einer Protokolländerung vorzeitig geschlossen. Diese Patient:innen flossen nicht in die Effektivitätsanalyse ein.

Camizestrant bei Mammakarzinom

Nach einem medianen Follow-up von 16,6 Monaten bzw. 16,3 Monaten in der 75 mg- bzw. 150 mg-Camizestrant-Gruppe sowie 14,7 Monaten in der Fulvestrant-Gruppe betrug das mediane PFS in diesen drei Kollektiven 7,2 Monate, 7,7 Monate bzw. 3,7 Monate. Sowohl 75 mg als auch 150 mg Camizestrant erwiesen sich diesbezüglich als signifikant wirksamer als Fulvestrant (HR 0,59; 90%-KI 0,42–0,82; p = 0,017 bzw. HR 0,64; 90%-KI 0,46–0,89; p = 0,009). 

Behandlungsbezogene unerwünschte Ereignisse entwickelten 53 % der mit 75 mg, 67 % der mit 150 mg und 70 % der mit 300 mg Camizestrant sowie 18 % der mit Fulvestrant behandelten Personen. Einzelne dritt- oder höhergradige Nebenwirkungen erlitten jeweils höchstens zwei Teilnehmende pro Gruppe. Schwerwiegende Nebenwirkungen traten bei 8 %, 10 %, 10 % und 5 % auf. Therapiebezogene Todesfälle oder neue Sicherheitssignale verzeichneten die Forschenden nicht.

Angesichts dieser Ergebnisse halten Dr. Oliveira und Kolleg:innen Camizestrant in einer Dosis von 75 mg für eine vielversprechende Option für Erkrankte mit einem ER+/HER2- Mammakarzinom. Der Vorteil bezüglich des PFS besteht ihren Analysen zufolge dabei unabhängig von der Vorbehandlung mit einem CDK4/6-Inhibitor sowie dem Nachweis einer ESR1-Mutation an zirkulierender Tumor-DNA. Gegenwärtig wird der Wirkstoff in verschiedenen Phase-3-Studien (SERENA-4, SERENA-6, CAMBRIA-1, CAMBRIA-2) sowohl im frühen als auch im fortgeschrittenen Tumorstadium geprüft.

Quelle:
Oliveira M et al. Lancet Oncol 2024; 25: 1424-1439; DOI: 10.1016/S1470-2045(24)00387-5

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Erkrankte mit ER+/HER2- Mammakarzinom profitieren von Camizestrant, einem oralen Östrogenrezeptor-Degrader der nächsten Generation. Erkrankte mit ER+/HER2- Mammakarzinom profitieren von Camizestrant, einem oralen Östrogenrezeptor-Degrader der nächsten Generation. © Nadezhda Buravleva – stock.adobe.com