Nicht nur Frauen haben Brustkrebs

Dr. Sofia Urner

Radikale chriurgische Versorgung und Radiatio haben bei diesem Brustkrebspatienten Spuren hinterlassen. Radikale chriurgische Versorgung und Radiatio haben bei diesem Brustkrebspatienten Spuren hinterlassen. © Science Photo Library

Brustkrebs bei Männern ist selten, aber dafür umso gefährlicher. Da ein Mammakarzinom bei ihnen oft erst spät erkannt wird, haben männliche Betroffene eine schlechtere Prognose. Bei der Diagnose und Behandlung gibt es einiges zu beachten.

Ein hormonelles Ungleichgewicht – etwa durch Störungen der testikulären Funktion oder Lebererkrankungen – gehört zu den Risikofaktoren für Brustkrebs beim Mann. Auch Gynäkomastie, Lebensstilfaktoren (wie ein BMI ≥ 30 kg/m² oder exzessiver Alkoholkonsum) sowie Mutationen im BRCA1- oder BRCA2-Gen erhöhen das Risiko eines Mammakarzinoms.

Zwar ist die Erkrankung bei Männern selten, sie geht aber mit einer schlechteren Prognose einher: Im Jahr 2016 erkrankten in Deutschland nur 710 Männer (im Gegensatz zu 68.950 Frauen) an Brustkrebs, ihre absolute Fünf-Jahres-Überlebensrate betrug jedoch nur 62 % vs. 79 % bei Frauen. Darauf weisen Dr. ­Caroline ­Preuß vom Uniklinikum Erlangen und Kollegen hin.

Neben dem primären Brustkrebs ist bei bösartigen Neubildungen der Brust auch an Metastasen zu denken, etwa des malignen Melanoms, Prostata- oder Bronchialkarzinoms. Bei jedem Verdachtsbefund muss die weitere Diagnostik ohne Verzögerung eingeleitet werden. Neben der ausführlichen Anamnese, bei der auch familiäre Krebserkrankungen erfragt werden, gehören dazu die beidseitige Inspektion und Palpation der Brust und der Lymphabflussregionen. Bei der apparativen Diagnostik sind Mammasonografie und Mammografie die Methoden der Wahl. Für die Abklärung von möglicherweise bösartigen Gewebeveränderungen erfolgt in der Regel eine Biopsie. Thera­piedaten spezifisch für das Mammakarzinom beim Mann liegen nur sehr wenige vor. Daher erfolgt die Therapie generell in enger Anlehnung an die therapeutische Vorgehensweise bei Frauen mit Brustkrebs. Hierzu gehören operative Maßnahmen wie die radikale Mastektomie und gegebenenfalls eine axilläre Lymphknotendissektion.

Medikamentöse Therapien teilweise nur off label

Eine adjuvante Bestrahlung erfolgt in der Regel bei größeren Tumoren (≥ 2  cm), axillären Lymphknotenmetastasen und bei hormonrezeptornegativen Brustkrebserkrankungen. Ähnlich wie beim Mammakarzinom der Frau stehen zahlreiche medikamentöse (Chemo-)Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Einige dieser Therapieoptionen sind aufgrund fehlender Studiendaten bei Männern allerdings bislang nur für Frauen zuge­lassen, weshalb sie off label eingesetzt werden müssen. Darüber sind die Betroffenen vor der Therapie aufzuklären.

Gleiches gilt für die Behandlung eines metastasierenden Mammakarzinoms beim Mann. In diesen Fällen kommt grundsätzlich eine endokrine Therapie infrage, wobei nicht klar ist, ob Aromatasehemmer beim Mann ausreichend wirksam sind. Dazu gehört immer die Kombination mit GnRH-Analoga zur Suppression der testikulären Funktion. Weitere mögliche Ergänzungen sind:

  • CDK4-/6-Inhibitoren (Ribociclib, Palbociclib, Abemaciclib)
  • Alpelisib (bei endokriner Therapie mit Fulvestrant) bei nachgewiesener PIK3CA-Mutation und hormonrezeptorpositivem, HER2-negativem Brustkrebs
  • Everolimus (mTOR-Inhibitor) bei hormonrezeptorpositivem, HER2-negativem Brustkrebs

Bei lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem HER2-negativem Brustkrebs und nachgewiesener Keimbahnmutation im BRCA1-/BRCA2-Gen sind auch die PARP-Inhibitoren Talazoparib und Olaparib jeweils als Monotherapie zugelassen. Bei hormonrezeptorpositiven Brustkrebserkrankungen sollte in der Regel eine endokrine Therapie vorausgegangen sein.

Nachsorge durch Experten für Brustkrebs beim Mann

Die Nachsorge erfolgt gemäß der S3-Leitlinie zum Mammakarzinom, u.a. sollte jährlich eine bildgebende Diagnostik durchgeführt werden. Idealerweise sollte dafür eine hohe Expertise für die Brustdiagnostik beim Mann vorhanden sein. Die Patienten sollten auch auf das speziell für sie vorhandene Informations- und Unterstützungsangebot hingewiesen werden, empfehlen die Autoren, etwa auf das Netzwerk für Männer mit Brustkrebs e.V. oder bei genetisch bedingtem Brustkrebs das BRCA-Netzwerk e.V.

Quelle: Preuss C et al. Dtsch Med Wochenschr 2023; 148: 301-305; DOI: 10.1055/a-1924-3194

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Radikale chriurgische Versorgung und Radiatio haben bei diesem Brustkrebspatienten Spuren hinterlassen. Radikale chriurgische Versorgung und Radiatio haben bei diesem Brustkrebspatienten Spuren hinterlassen. © Science Photo Library