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Ältere Erkrankte bestrahlen oder endokrine Therapie geben?

Die Prävalenz von ER+ Mammakarzinomen im Stadium I sei bei älteren Frauen ab dem 70. Lebensjahr vergleichsweise hoch, erläuterte Prof. Dr. Icro Meattini, Universität Florenz. Für die Gruppe der älteren Personen gelte es, therapeutisch die Balance zwischen effektiver Therapie und gesundheitsbezogener Lebensqualität (HRQoL) zu finden. Da es bis dato keine Daten zum direkten Vergleich einer postoperativen Bestrahlung (RT) mit einer adjuvanten endokrinen Therapie (ET) gegeben habe, wurde die Phase-3-Studie EUROPA gestartet.
Erster direkter Vergleich beider Strategien
Nach brusterhaltender Operation erfolgte die 1:1-Randomisierung. Die Patient:innen erhielten eine postoperative Ganz- oder Teilbrust-Bestrahlung oder eine adjuvante ET mit einem Aromatasehemmer oder Tamoxifen über 5–10 Jahre. Koprimäre Studienendpunkte sind die HRQoL nach 24 Monaten und die Rezidivrate in der ipsilateralen Brust (IBTR) nach fünf Jahren.
Eingeschlossen wurden Personen ab dem 70. Lebensjahr mit einem kleinen ER+/HER2- invasiven Mammakarzinom (pT1pN0 [oder cN0]) und einem Ki-67-Wert ≤ 20 %. Die aktuelle Zwischenauswertung basierte auf den Daten von 207 Teilnehmenden mit einem medianen Alter von 76 Jahren, die jeweils zu über 90 % einen pT1b/c-Tumor bzw. keinen axillär befallenen Lymphknoten (pN0) aufwiesen.
Effektivitätsdaten
Die Wirksamkeit ist bis dato in beiden Studienarmen ähnlich. Es traten jeweils keine therapiebedingten Todesfälle auf und bislang auch keine Fernmetastasen, kein lokoregionales und kein ipsilaterales Rezidiv.
Nach einem medianen Follow-up von 24 Monaten war die HRQoL im RT-Arm besser, gemessen anhand der Skala des globalen Gesundheitsstatus (GHS/QLQ-C30). Während die HRQoL/GHS im RT-Arm über die 24 Monate nur geringfügig abfiel im Vergleich zum Ausgangswert (p = 0,13), waren die Werte in der ET-Gruppe deutlich gesunken (p < 0,0001), berichtete der Experte. Die mittleren Unterschiede zwischen beiden Armen fielen nach 24 Monaten signifikant aus (p = 0,045).
Auch die Werte der meisten funktionalen Bereiche, die anhand des QLQ-C30-Fragebogens ermittelt wurden, waren im ET-Arm deutlich schlechter. Das galt jedoch laut Prof. Meattini nicht für die Funktionsskalen des QLQ-BR45-Fragebogens, der speziell auf Patient:innen mit Brustkrebs zugeschnitten ist. Auf den Symptomskalen des QLQ-BR45 schnitt dagegen die Strahlentherapie in den meisten Bereichen besser ab.
Mehr Arthralgien unter der Endokrinbehandlung
Therapiebedingte Nebenwirkungen gaben 67 % der Teilnehmenden unter RT und 85,4 % im ET-Arm an. Meist handelte es sich hierbei um Grad-1/2-Toxizitäten. Schwere therapiebedingte Nebenwirkungen (Grad ≥ 3) traten jeweils selten auf. Unter der ET standen Arthralgien im Vordergrund (Grad 1/2: 69,7 %; Grad 3/4: 6,7 %), die mehr als doppelt so häufig auftraten wie im RT-Arm (Grad 1/2: 28,9 %). Häufigste Nebenwirkung der RT waren Brustschmerzen (Grad 1/2: 38,1 %).
Gemäß Prof. Meattini müssen die Langzeitdaten der Studie abgewartet werden. Trotz der Vorteile zugunsten der Bestrahlung in Bezug auf die HRQoL seien derzeit sowohl die postoperative RT als auch die adjuvante ET Optionen für Ältere mit kleinem ER+/HER2- Mammakarzinom und niedrigem Risiko. Er betonte, dass sich die Daten speziell auf dieses Kollektiv beziehen. Für die Therapieentscheidung empfahl er ein multidisziplinäres und auf die Erkrankten abgestimmtes Vorgehen.
Quelle:
Meattini I et al. San Antonio Breast Cancer Symposium 2024; Abstract GS2-01
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