Aflibercept wirkt unabhängig von RAS und BRAF

Birgit-Kristin Pohlmann

Metastasierte kolorektale Karzinome können wirksam mit einer Kombination aus Aflibercept und FOLFIRI behandelt werden. Metastasierte kolorektale Karzinome können wirksam mit einer Kombination aus Aflibercept und FOLFIRI behandelt werden. © fotolia/Juan Gärtner

Die Kombination Aflibercept plus FOLFIRI (5-FU/­Folinsäure + Irinotecan) ist eine etablierte Zweitlinientherapie beim metastasierten kolorektalen Karzinom (CRC) nach oxaliplatinhaltiger Vorbehandlung. In einer retrospektiven Analyse wurde die Wirksamkeit von Aflibercept nun weiter untersucht. Danach scheint Aflibercept unabhängig vom RAS- und BRAF-Status sowie von der Tumorlokalisation zu wirken.

Die retrospektiv erhobenen Daten müssen weiter validiert werden, könnten aber im Zweifelsfall die Entscheidungsfindung im klinischen Alltag schon jetzt erleichtern, so die Ansicht von Professor Dr. Sabine Tejpar, University Hospital Gasthuisberg, Leuven, die die Ergebnisse vorstellte (LBA-005).

Bestätigen sich die Daten, würde dies bedeuten, dass Aflibercept im Rahmen der Zulassung unabhängig vom RAS- und BRAF-Status sowie von der Tumorlokalisation breit einsetzbar ist. Interessant ist, so Prof. Tejpar weiter, dass die Daten darauf hinweisen, dass Aflibercept möglicherweise einen besonders günstigen Effekt bei Patienten mit metastasiertem CRC und BRAF-Mutation hat.

Repräsentative Auswertung zum RAS- und BRAF-Status

Die Kombination Aflibercept/ FOLFIRI ist eine etablierte Zweitlinientherapie nach oxaliplatinhaltiger Vorbehandlung, die in der Zulassungsstudie VELOUR klare Vorteile gegenüber der alleinigen FOLFIRI-Gabe erreichte, betonte Prof. Tejpar. Dafür wurden die Gewebeproben der Patienten (FFPE[formalin-fixed paraffin-embedded]-Gewebeblöcke) aus beiden VELOUR-Studienarmen angefordert und retrospektiv mittels NGS (Next Generation Sequencing) hinsichtlich des RAS- und BRAF-Status analysiert. Lückenlose NGS-Analysen waren bei 482 Proben möglich. Diese sogenannte Biomarker-Population erwies sich laut Prof. Tejpar als repräsentativ im Vergleich zur Intent-to-treat(ITT)-Population der VELOUR-Studie. Um eine bessere Vergleichbarkeit mit älteren Studiendaten zu erreichen, wurde zusätzlich zur RAS-Analyse auch eine KRAS-Analyse durchgeführt. Für beide Analysen zeigten sich ähnliche Ergebnisse.

Hinsichtlich des medianen Gesamtüberlebens (OS) zeigte sich für die Wildtyp-Patienten (KRAS/RAS-WT) jeweils eine relative Reduktion des Sterberisikos um etwa 30 %, was dem Ergebnis in der ITT-Population entspricht. Bei den KRAS-Exon-2- und den RAS-mutierten (mt) Patienten war der erzielte Überlebensvorteil geringer, lag aber laut Prof. Tejpar im Bereich dessen, was in früheren Studien mit anderen anti-angiogenen Substanzen erreicht wurde. Beim medianen progressionsfreien Überleben (PFS) ergaben sich jeweils ähnliche Ergebnisse.

Profitieren BRAF-mutierte Patienten besonders?

Die BRAF(BRAF V600E)-mutierten Patienten könnten einen besonders deutlichen Vorteil von der zusätzlichen ­Aflibercept-Gabe haben, erläuterte Prof. Tejpar. Hinsichtlich des Gesamtüberlebens betrug die Hazard Ratio 0,42, was ein „deutlicher Hinweis“ sei. Mit median 10,3 versus 5,5 Monaten überlebten die BRAF-mt-Patienten unter Aflibercept/FOLFIRI knapp doppelt so lange wie jene im Kontrollarm ohne Aflibercept. Die PFS-Auswertung unterstütze dies, so die Expertin. Hier betrug die Hazard Ratio 0,59. Allerdings war der Interaktionstest hinsichtlich des Gesamtüberlebens positiv (p = 0,08), was Prof. Tejpar aber nicht überbewerten wollte. Dies sei der niedrigen Inzidenz der BRAF-Mutationen (~ 10 %) beim metastasierten CRC geschuldet, weshalb die Fallzahl der BRAF-mutierten Patienten in der Analyse relativ klein war (n = 36).

Biomarker-Daten in die Fachinfo aufgenommen

Die Interaktionstests für die KRAS- und RAS-Analyse waren hinsichtlich Gesamtüberleben und progressionsfreies Überleben jeweils nicht signifikant (OS: p = 0,38 [KRAS] bzw. p = 0,13 [RAS]; PFS: p = 0,57 [KRAS] bzw. 0,29 [RAS]). Dies unterstreicht laut Referentin die Annahme, dass der KRAS- bzw. RAS-Status die Wirksamkeit von Aflibercept nicht beeinflusst. Auch hinsichtlich der Lokalisation des Primärtumors zeigen die Ergebnisse keine Wirksamkeitsunterschiede von Aflibercept, so Prof. Tejpar. Die vorliegenden Biomarker-Daten wurden auf Anraten der europäischen Zulassungsbehörde EMA (European Medicine Agency) in die Fachinformation von Aflibercept aufgenommen.

Quelle: 19. World Congress of Gastrointestinal Cancer (WCGC)

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Metastasierte kolorektale Karzinome können wirksam mit einer Kombination aus Aflibercept und FOLFIRI behandelt werden. Metastasierte kolorektale Karzinome können wirksam mit einer Kombination aus Aflibercept und FOLFIRI behandelt werden. © fotolia/Juan Gärtner