
Aktualisierte Leitlinie: Empfohlene Verfahren für die Raucherentwöhnung

In der täglichen Praxishektik können Kurzberatungen den Einstieg in den Ausstieg erleichtern. Die Leitlinienexperten geben dem Ansatz gute Noten (Empfehlungsgrad A). Vor allem zwei Techniken zeigen Erfolge: die 5A-Methode und, noch kürzer, die ABC-Methode (siehe Kasten). Auch telefonische Beratungen sind möglich. Des Weiteren gibt es Angebote via App oder im Internet.
Das ABC des Rauchstopps
- A für „Ask“ (nach dem Nikotinkonsum),
- B für „Brief Advice“, bei dem man kurze Empfehlungen und Motivationen zum Rauchstopp ausspricht, und
- C für „Cessation Support“, was bedeutet, dass man dem Raucher qualifizierte Unterstützung beim Aufhörwunsch anbietet oder ihn an ein anerkanntes Entwöhnungsangebot weiterleitet.
E-Zigaretten im Dual Use sind keine gute Idee
Den Einsatz der Produkte zur „Harm Reduction“ lehnen die Leitlinienautoren jedoch klar und deutlich ab. Bei diesem Ansatz rauchen die Patienten sowohl konventionelle Zigaretten (wenn auch weniger als üblich) als auch die E-Version. Bei diesem sogenannten Dual Use entstehen teilweise höhere Schadstoffmengen als beim alleinigen Konsum von Standardzigaretten, auch nehmen die Dual User möglicherweise mehr Nikotin auf. Positive Wirkungen etwa auf Herz und Lunge sind nicht nachgewiesen, allerdings auch keine negativen. Bevor keine qualitativ hochwertigen Daten dazu vorliegen, sollte die E-Zigarette nicht zur Harm Reduction angeboten werden, schreiben die Autoren ausdrücklich. Für Tabakerhitzer zur Reduktion der täglich gerauchten Zigarettenzahl ist die Datenlage noch unübersichtlicher. Dabei inhalieren die Nutzer über ein Filtersystem ein Aerosol aus erhitztem Tabak und verschiedenen Zusatzstoffen (Glycerin und andere). Die Nikotinmenge, die sie dabei aufnehmen, ist ähnlich wie beim Zigarettenrauchen. Daher ist das Suchtpotenzial vermutlich vergleichbar. Zudem enthält der Dampf teils karzinogene Schadstoffe. Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich das Nutzen-Risiko-Verhältnis beim Dual Use nicht abschätzen, die Experten sehen daher von einer Empfehlung – negativer oder positiver Art – vollständig ab. Die Nikotinersatztherapie dagegen empfehlen die Kollegen ausdrücklich (Empfehlungsgrad A), bei starken Rauchern kann man auch mehrere Applikationsformen (etwa Pflaster plus Sublingualtablette) kombinieren (Empfehlungsgrad A). Zur Raucherentwöhnung zugelassene Arzneimittel wie Bupropion (Antidepressivum) und Vareniclin (partieller Agonist am Nikotinrezeptor) bekommen von den Autoren ebenfalls eine gute Note (Empfehlungsgrad A). Andere Substanzen wie Nortriptylin, Cytisin und Clonidin stellen allenfalls Medikamente der zweiten Wahl dar und sind außerdem in Deutschland nicht in dieser Indikation zugelassen.Die Wirksamkeit der Hypnotherapie ist nicht belegt
Unter den psychotherapeutischen Interventionen ist vor allem eine klassische Verhaltenstherapie in Einzel- oder Gruppensitzungen wirksam, bei Bedarf auch kombiniert mit Medikamenten (Empfehlungsgrad A). Eine Hypnotherapie scheint für Patienten besonders reizvoll, sie wird häufig nachgefragt. Belege für die Wirksamkeit gibt es nicht, aber auch keine für einen eventuellen Schaden. Wichtig ist, dass das Verfahren nur von einem in klinischer Hypnose ausgebildeten Arzt oder Psychologen und nicht von Laientherapeuten angewandt wird. Von Aversionstherapien („Rapid Smoking“) raten die Leitlinienexperten wegen der Risiken wie Nikotinvergiftung, Rhythmusstörungen und/oder Koronarsyndrom ab (Empfehlungsgrad B).Quelle: S3-Leitlinie „Rauchen und Tabakabhängigkeit: Screening, Diagnostik und Behandlung“, AWMF-Register-Nr. 076-006
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).