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Mit Medikamenten zum Rauchstopp

Die medikamentöse Therapie trägt entscheidend dazu bei, dass der Ausstieg aus der Tabaksucht gelingt. Beratung allein bringt 3 % der Raucher zum endgültigen Verzicht, Verhaltenstherapie weitere 10 %. Die Kombination mit Medikamenten setzt noch einmal 10–15 % drauf, erläuterte Professor Dr. Joelle Fathi, Universität Seattle. Sie hat an der neuen Leitlinie der American Thoracic Society (ATS) zur medikamentösen Therapie der Nikotinabhängigkeit mitgearbeitet.
Denkfallen hindern Ärzte daran, zu intervenieren
- Der Misserfolg beim letzten Patienten lässt die Effektivität des ganzen Programms fragwürdig erscheinen.
- Andere Baustellen scheinen gerade wichtiger, zum Beispiel die optimale Blutdruckeinstellung, obwohl sich der Rauchstopp langfristig mindestens ebenso auszahlt.
- Die Vorstellung, man könne den Patienten verlieren, lässt zögern, das Rauchstoppthema anzusprechen.
- Die Angst vor Nebenwirkungen verhindert, dass eine wirksame unterstützende Medikation verordnet wird.
Neuropsychiatrische Probleme sind vom Tisch
Als lang wirksame Controller stehen Vareniclin und das ursprünglich als Antidepressivum entwickelte Bupropion zur Verfügung. Nikotinersatzprodukte können sowohl als Controller als auch in kurz wirksamer Formulierung als Reliever bei akutem Craving verwendet werden. Alle erhöhen die Verfügbarkeit von Dopamin im zentralnervösen Belohnungssystem, wirken aber unterschiedlich am Nikotinrezeptor α4β2nAChR: Nikotinersatz stimuliert ihn, Bupropion blockiert ihn partiell, Vareniclin wirkt teils agonistisch, teils antagonistisch. Die zwischenzeitlich aufgetauchten Bedenken, Bupropion und Vareniclin könnten neuropsychiatrische Probleme auslösen, wurden vor fünf Jahren durch die große Doppelblindstudie EAGLES mit mehr als 8.000 psychiatrischen und nicht-psychiatrischen Patienten entkräftet. Als Kernpunkte der neuen Leitlinie nannte Prof. Fathi die folgenden:- Vareniclin ist Controller der ersten Wahl vor Bupropion und Nikotinersatz, wobei die Leitlinie dazu rät, Vareniclin mit Nikotinpflaster zu kombinieren.
- Vareniclin erhält klar den Vorzug vor E-Zigaretten als Ausstiegshilfe.
- Selbst wenn der Patient (noch) nicht bereit ist, völlig aufs Rauchen zu verzichten, ist es sinnvoll, die Behandlung mit Vareniclin zu beginnen.
- Auch Patienten mit neuropsychiatrischen Erkrankungen sollte der Nikotinentzug durch Vareniclin erleichtert werden.
- Die Behandlung soll prolongiert für länger als zwölf Wochen erfolgen, weil das die Chance auf einen Langzeiterfolg substanziell erhöht. (Eine Dauer von sechs bis zwölf Wochen gilt als Standard.)
Wie klappt der Vape-Stopp?
Unterstützungssysteme off- oder online nutzen
Ist der Ausstieg geschafft, gilt es Rückfälle zu verhindern. Personalisierte Interventionen mit regelmäßigen Kontakten erleichtern es dem Patienten, abstinent zu bleiben. Außerdem sollte der Kontakt zu Unterstützungssystemen wie Selbsthilfegruppen off- oder online vermittelt werden. Eine intensivere Betreuung wird notwendig, wenn bei dem Patienten weitere psychische oder psychiatrische Störungen bestehen.Kongressbericht: ATS 2021 International Conference (Online-Veranstaltung)
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