
Akute myeloische Leukämie: Eine Diagnose, viele Gesichter

Das ist gefährlich, weil diese Krankheit die normale Blutbildung verhindern und damit zu lebensbedrohlichen Infektionen und Blutungen führen kann. Außerdem kann es bei dieser enormen Zellvermehrung zu Durchblutungsstörungen und Organversagen kommen. In Deutschland erkranken jährlich etwa 3.500 Menschen an der AML. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei etwa 65 bis 70 Jahren.
Die Diagnose der AML wird durch eine Blut- und eine Knochenmarkuntersuchung gestellt. Sie sollte in einer Fachklinik im Rahmen einer stationären Abklärung erfolgen. „Wir stellen so fest, welche spezielle Form der AML vorliegt. Denn es gibt verschiedene Unterformen, die durch Genuntersuchungen bestimmt werden können“, erklärt Prof. Martens. „Im Rahmen der Diagnostik müssen wir dann schnell entscheiden, ob unmittelbarer Handlungsbedarf besteht.“
Einfluss hierauf haben die konkrete Unterform der AML und die vorliegende Wachstumsgeschwindigkeit. Die Unterformen werden nach unterschiedlichem Risikoprofil eingeteilt. Um dieses zu erkennen, wird der genetische Fingerabdruck der Erkrankung bestimmt. Erst danach erstellen die Hämatologen die Therapiestrategie.
Induktionstherapie als Basisbehandlung
Steht die Form der AML fest, untersuchen die Ärzte in einem nächsten Schritt den Allgemeinzustand des Patienten. Denn als Faustformel für die Behandlung gilt: Je fitter der Patient, desto besser verträgt er die kraftraubende Therapie. „Als Basisbehandlung wählen wir in der Regel eine intensive Chemotherapie. Je nach Form der AML kann diese durch neue molekulare Therapieansätze ergänzt werden“, sagt Prof. Martens. „Das sind sogenannte zielgerichtete Therapien, die nur die Krebszellen bekämpfen und in der Regel andere Körperzellen schonen.“
Die Chemotherapie zur Behandlung einer AML heißt Induktionstherapie. Sie erfolgt unter stationären Bedingungen für die Dauer von etwa sieben Tagen. Die Zytostatika bekommt der Patient in dieser Zeit über einen zentralen Venenkatheter zugeführt. Sie töten die bösen Zellen der Leukämie, die sogenannten Myeloblasten, ab.
Als Nebeneffekt der Behandlung sterben auch normale gesunde Zellen. Betroffene haben dadurch für einige Wochen eine deutlich reduzierte Blutbildung und werden daher für circa zwei bis drei Wochen durch Bluttransfusionen unterstützt. Da auch die weißen Blutkörperchen, die Polizei im Körper, vorübergehend sehr verringert sind, besteht die Gefahr von Infektionen, die mit Antibiotika und Medikamenten gegen Pilzinfektionen behandelt werden.
Insgesamt müssen Patienten sich auf einen Krankenhausaufenthalt von etwa vier Wochen einstellen. Nach der Therapie kann es zu Schleimhautentzündungen, Durchfällen und Haarausfall kommen. Patienten können dem jedoch vorbeugen. Entsprechende Maßnahmen sind beispielsweise gute Körperhygiene und Mundpflege, keimarme Ernährung und ausreichende körperliche Bewegung. „Gerade mit einer guten Fitness und gezielten sportlichen Aktivitäten, auch vor und während der Therapie, vertragen Patienten die Behandlungen besser“, empfiehlt Prof. Martens.
Akute Leukämien nur in Fachkliniken behandeln
Gute Chancen bei APL
Eine Unterform der AML ist die akute Promyelozytenleukämie, kurz APL. Die APL haben circa 5 Prozent der Patienten. Ihre Behandlung stellt eine Ausnahme dar. „Die APL wird heutzutage ohne eine Chemotherapie behandelt, nämlich mit Tretinoin, einem Vitamin-A-Säure-Derivat, und Arsen. Die Heilungsrate liegt hier bei rund 90 Prozent“, sagt Prof. Martens. Bei älteren Patienten werden auch nicht intensive Therapien eingesetzt. Diese erfolgen ambulant mit Infusionen oder Bauchspritzen. Auch werden Substanzen eingesetzt, die die Fehlfunktion der Stammzellen umprogrammieren sollen. Man spricht hier von einer epigenetischen Therapie. Allerdings ist damit oft keine Heilung möglich, dafür aber eine Lebensverlängerung.Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).