Akute Paronychien in den Griff bekommen

Dr. Elke Ruchalla

Bei solch einem Befund ist chirurgisches Geschick vonnöten. Bei solch einem Befund ist chirurgisches Geschick vonnöten. © navee – stock.adobe.com

Schmerzhaft pochend, berührungsempfindlich, gerötet: Präsentiert Ihr Patient solche Symptome im Bereich eines Finger- oder Zehennagels, sind primär Skalpell und tägliche Bäder gefordert.

Akute Weichteilinfektionen entlang des Nagelkomplexes werden zumeist von Staphylokokken, seltener Streptokokken oder Keimen der Mundflora hervorgerufen. Klagt der Patient „nur“ über (Berührungs-)Schmerzen sowie ein „Klopfen“ in der geröteten Finger- oder Zehenspitze, kann die Paronychie zunächst konservativ angegangen werden, erklären Dr. Reto Fuhrer­ von der Universitätsklinik für Plastische und Handchir­urgie am Inselspital in Bern und seine Kollegen.

Das bedeutet: Lösen Sie das Eponychium vorsichtig z. B. mit einem Elevatorium oder Skalpell von der Nagelplatte ab und heben Sie den Nagel seitlich an, um einer Abszessbildung vorzubeugen. Danach verordnen Sie Ihrem Patienten ein tägliches Finger- bzw. Zehenbad, damit das Eponychium nicht sofort wieder mit der Nagelplatte verklebt und das Sekret abfließen kann. Bevorzugen Sie farblose Wundspülungen, um besser beurteilen zu können, ob und wie die entzündliche Rötung zurückgeht. Gut geeignet ist z.B. eine Lösung mit Polihexanid plus Undecylenamidopropyl-Betain. Antibiotika sind in diesem Stadium nicht indiziert.

„Das habe ich schon lange“

Berichtet ein Patient über eine chronische Paronychie, hilft ein Röntgenbild dabei, Differenzialdiagnosen wie Osteomyelitis oder Tumor des Fingers auszuschließen. Auch ein tief liegender Fremdkörper kann chronische Infektzeichen hervorrufen. Mittels Ultraschall lässt sich die proximale Ausdehnung feststellen. Außerdem sollten Sie auch an Pilzinfektionen oder Mykobakterien als Ursache denken.

Hat sich bereits ein Abszess gebildet, müssen Sie ihn inzidieren bzw. die darüber gelegene Epidermis abtragen, schreiben die Chirurgen. Dafür schneiden Sie am proximalen Nagelwall radiär, optimalerweise nur einseitig, am lateralen Nagelbett dagegen längs zum Nagel. Achten Sie unbedingt auf einen ausreichenden Abstand zum Nagelfalz, betonen die Schweizer Kollegen. Danach können Sie nekrotisches Gewebe am Wundgrund entfernen und den Bereich reinigen. Bei einem Infekt der proximalen Nageltasche schneidet man einseitig radiär ein, hebt den Nagelwall an und spült die Nageltasche sorgfältig aus. Achten Sie auf potenzielle Fremdkörper! Sind sie unter die Nagelplatte geraten, bereiten sie den Weg zum subungualen Abszess. Liegt ein solcher bereits vor, exzidieren Sie die Nagelplatte von distal her. In einer solchen Situation braucht Ihr Patient zusätzlich zur Lokalbehandlung ein Antibiotikum. Bevor Sie ihm aber das Rezept in die Hand drücken, entnehmen Sie Gewebeproben für die mikrobiologische Untersuchung. Hautabstrich oder eine Wundsekretprobe genügen nicht, betonten Dr. Fuhrer und seine Kollegen. Die Antibiose erfolge zunächst empirisch gegen Staphylokokken und Streptokokken. Je nach Notwendigkeit passen Sie später die Therapie dem Ergebnis des Antibio­gramms an. Normalerweise reicht eine Behandlung über sieben bis zehn Tage aus. Ist die Infektion schon so weit fortgeschritten, dass ein Panaritium mit Befall von Knochen, Gelenken und/oder Sehnen vorliegt, ist ein erfahrener Chirurg gefordert.

Quelle: Fuhrer R et al. Ther Umschau 2020; 77: 199-206; DOI: 10.1024/0040-5930/a001177

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