Nagelpilz einfach sprießen lassen: Behandlung nur auf expliziten Wunsch

Die Prävalenz der Onychomykose liegt in Deutschland um die 12 %. „Therapieren Sie nicht alle Patienten“, lautet die klare Ansage von Professor Dr. Dietrich Abeck aus München. Aufgrund der immensen Zahl sei dies zum einen gar nicht möglich und außerdem ein finanzielles Disaster. „Behandelt wird jedoch der Patient, der dies wünscht“. Schon dieses Vorgehen schluckt viele Kapazitäten.
Klassischerweise sind bei einer Onychomykose die Nägel asymmetrisch betroffen und mindestens ein einzelner Nagel gar nicht. Patienten mit leichtem Befall greifen meist selbstständig auf Lacke aus der Apotheke zurück. In seiner Praxis sieht der Dematologe vorwiegend spätere Stadien, die potenziell eine systemische Medikation erfordern. Schon anhand der klinischen Zeichen erkennt der Experte, dass ein Pilz dahintersteckt.
Dennoch lautet die Devise: keine orale Therapie ohne Erregernachweis. In seltenen Fällen schickt er auch mal Proben ins Labor, um Betroffenen zu zeigen, dass keine Onychomykose vorliegt. So oder so notiert er seinen Verdacht immer in die Patientenakte – „nicht selbstverständlich für alle Kollegen“.
Systemische Therapie nur mit Erregernachweis
Da Prof. Abeck keine Lust auf das zeitintensive Mikroskopieren (Sensitivität 70–80 %) hat, greift er auf ein Duo aus Histologie und Kultur zurück. Während die Histo eine Sensitivität von etwa 80 % aufweist, liegt die der Kultur nur bei 50–60 %. Die Kombi hat jedoch eine Sensitivität von über 95 %. Ein einzelner positiver Nachweis rechtfertigt eine systemische Behandlung, wenn der Dermatologe schon aufgrund der klinischen Zeichen einen Pilz im Visier hatte.
Die Betroffenen bekommen den Befund postalisch und das Rezept gleich mit, das Porto müssen sie selbst bezahlen. „Ich versuche, für meine Patienten den Aufenthalt in der Praxis so kurz wie möglich zu halten. Wiedereinbestellen kostet sie und mich nur Zeit.“
Nur der wässrige Lack penetriert den Nagel
Der Münchener Kollege bedauert, dass es keine aktuelle Leitlinie gibt. Laut der alten erfolgt die Therapie:
- topisch, wenn ≤ 50 % der Nägel distal und ≤ 4 Nägel befallen sind,
- ansonsten topisch und systemisch.
Differenzialdiagnosen
- Green Nail Syndrom: seltene grüne Färbung der Nagelplatte, ausgelöst durch Pseudomonas aeruginosa
- Onychopyknose: der Nagel wird symmetrisch dicker, um Druck – z.B. durch zu enge Schuhe – auszugleichen
- Nagelpsoriasis: kann parallel zu einer Onychomykose auftreten. Eine Nagelpsoriasis spricht besser an, wenn man den Pilz „mitentfernt“
- eine Tablette Terbinafin pro Tag in der ersten Woche,
- danach wöchentlich eine Tablette bis der befallene Nagel rausgewachsen ist.
Fungi einfach wegbrutzeln?
Bei der Behandlung die Füße nicht vergessen
Kinder – die sich übrigens am häufigsten bei den Eltern anstecken – behandelt Prof. Abeck bis zu einem Gewicht von 40 kg mit der halben, danach mit der vollen Terbinafindosis. Um ein Rezidiv zu vermeiden, rät der Dermatologe, auch Fußpilz konsequent zu behandeln. Bei den Betroffenen zeigt sich Plaque mit einer verstärkten, randbetonten, einseitigen Schuppung. Vor der Therapie muss keine Diagnostik erfolgen, so Prof. Abeck.Fast jeder zweite Pilz taucht wieder auf
Unterstützend sollten Patienten ihre Schuhe mit Pilzspray einsprühen sowie Schwimmbäder und andere Orte mit erhöhter „Pilzgefahr“ meiden. Dadurch ließen sich Rezidive – die Rate liegt derzeit bei 40 % innerhalb von zwei Jahren – wahrscheinlich „verhindern“.Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).