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Akuter Husten: Sommergrippe, COPD oder doch Pertussis?
Bis zu einer Dauer von acht Wochen gilt Husten als akut. Vielfältige Auslöser kommen infrage: Husten hilft der Lunge bei der Reinigung, wenn die mukoziliäre Clearance gestört (z.B. Rauchen) oder überfordert (z.B. Aspiration) ist. Aber natürlich kann er auch Hinweis auf broncho- oder extrapulmonale Krankheiten sein. Bei 70 % der Patienten mit akutem Husten reicht die Anamnese für die Diagnose aus, betonen die Autoren der aktuellen Leitlinie der DEGAM*.
Ein Virus ist vor allem bei bis 40-Jährigen der Auslöser
Fragen Sie zuerst nach Dauer und Charakter der Symptomatik und dann nach Begleitsymptomen wie Auswurf, Atembeschwerden, Schmerzen, Fieber, Schnupfen, Krankheitsgefühl, so die Empfehlung. Vorerkrankungen (z.B. Asthma, Allergien, Refluxkrankheit) und Expositionen wie Rauchen, berufliche Noxen, Medikamente, Tierkontakte oder Infekte im Umfeld gilt es ebenfalls zu erfassen.
Viruserkrankungen als Auslöser dominieren bei 5- bis 40-Jährigen, später müssen vermehrt andere Ursachen – Reflux, COPD-Exazerbation – in Betracht gezogen werden. Über 70-Jährige leiden häufiger infolge einer Stauungsbronchitis bei Herzinsuffizienz oder Arzneinebenwirkungen an Husten. Finden sich keine Hinweise auf eine Bedrohung (s. Kasten), sind technische Untersuchungen verzichtbar.
Bei einer banalen Erkältung – meist durch Rhinoviren – gehen das leichte Fieber, die mäßigen Halschmerzen, Schnupfen, Kopf-/Gliederschmerzen und Abgeschlagenheit i.d.R. nach zwei bis drei Tagen zurück, während der Husten meist deutlich länger anhält. Dauert er allerdings länger als drei Wochen ohne weitere Erkältungszeichen, muss man auch an chronischen Husten denken, spätestens nach acht Wochen raten die Experten dann zur umfassenden Abklärung.
Unnötiger Einsatz routinemäßiger Labordiagnostik
Der Übergang einer Erkältung zur akuten viralen Bronchitis ist fließend, der Husten wird dann im Verlauf produktiv, gelegentlich finden sich Zeichen der bronchialen Obstruktion. In der Mehrzahl der Fälle klingt die Infektion nach wenigen Tagen von selbst ab, der Husten kann über Wochen bleiben.
Eine ausgedehnte Diagnostik (Labor, Sputum, Lungenfunktion) empfiehlt die Leitlinie bei unkompliziertem Verlauf nicht, als Indikation für eine Röntgen-Thorax-Aufnahme nennt sie bronchopulmonale Vorerkrankungen mit Verdacht auf Komplikationen (z.B. Pneumonie) oder Fremdkörperaspiration.
Als eine der schwierigsten Differenzialdiagnosen zum viralen Infekt gilt die Allergie. Zur Abgrenzung helfen anamnestische Hinweise (atopische Krankheiten, saisonales Auftreten, Allergenexposition) sowie Symptome wie Konjunktivitis, wässrige Rhinitis und typische trockene Rasselgeräusche weiter.
Eine Influenza, die in der Regel foudroyant beginnt, kann bei Älteren schleichend anfangen. Für die Diagnose reicht meist die Klinik, Antikörpersuche oder direkter Virusnachweis aus Abstrichen bleiben Zweifelsfällen vorbehalten. Chronisch Kranke, multimorbide und alte Patienten sind oft besser im Krankenhaus aufgehoben.
Exazerbationen am häufigsten im fortgeschrittenen Stadium
Kennzeichnend für die akute Exazerbation einer COPD sind verstärkter Husten, vermehrte Dyspnoe, Zunahme von Sputummenge und/oder -viskosität, eventuell Brustenge und Fieber. Bei bekannter FEV1 unter 30 % und Verdacht auf Exazerbation sollte die stationäre Einweisung erfolgen, ebenso bei schwerer Atemnot, Hyper- oder Hypoventilation (> 30, < 12/min), rascher Progredienz und schlechtem Allgemeinzustand. Die Spirometrie stützt die Diagnostik kaum, da die Zunahme der Beschwerden dem FEV1-Abfall vorausgeht. Mikrobiologische Sputum-Untersuchungen empfiehlt die Leitlinie nur bei häufigen Ausbrüchen (mindestens drei/Jahr), Therapieversagern, besonders schweren Verläufen oder Verdacht auf multiresistente Bakterien.
Länger dauernder Husten in Verbindung mit behinderter Nasenatmung, Rhinorrhoe, eitrigem Sekret und frontalen Kopfschmerzen (verstärkt beim Vorwärtsbeugen des Kopfes) sprechen für eine akute Sinusitis. Für deren Versorgung liegt eine eigene DEGAM-Leitlinie vor.
Husten mit Tachypnoe (> 25/min), Tachykardie (> 100/min), hohem Fieber, Nachtschweiß, lokalisierten feinblasigen Rasselgeräuschen und atemabhängigen Schmerzen kennzeichnen beim Erwachsenen eine Pneumonie. Diese kann bei Älteren, Immunsupprimierten oder Lungenkranken untypisch auftreten (z.B. ohne Fieber). Vor allem bei schwerer Erkrankung, differenzialdiagnostischer Unsicherheit oder Komorbiditäten plädieren die Autoren für eine Thorax-Röntgendiagnostik. Die Bestimmung von Leukozyten und CRP gilt als sinnvoll, Sputum-Untersuchungen dagegen bieten nur geringe Spezifität und Sensitivität.
Pertussis lässt sich im katarrhalischen Anfangsstadium schwer von einer Erkältung unterscheiden. Erst im weiteren Verlauf von zwei bis vier Wochen kommt es dann – meist ohne Fieber – zum typischen, anfallsartigen, bellenden Husten, oft mit inspiratorischem Stridor. Die Diagnose gelingt am sensitivsten über den PCR-Nachweis des Pertussis-Antigens (noch nach drei bis vier Wochen und auch bei Geimpften). Serologische Ergebnisse sind dagegen teilweise schwer zu interpretieren.
Wann ist Gefahr im Verzug? Eine vitale Bedrohung kann bei akutem Husten durch verschiedene Erkrankungen vorliegen. Dazu gehören:
In all diesen Situationen ist eine sofortige Krankenhauseinweisung mit ärztlicher Begleitung unumgänglich. |
*Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin – www.degam.de
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