Allergie verursacht oft Riechstörungen

Dr. Elisabeth Nolde, Foto: Fotolia

Der Geruchssinn wird selten getestet und generell in seiner Bedeutung unterschätzt. Gerade bei Patienten mit allergischer Rhinitis kann das jedoch relevant sein. Wie es um das Riechvermögen steht und was gängige Behandlungsversuche bringen, erläutert ein Experte.

Einerseits schützt der Riechsinn vor Gefahren, etwa vor Rauch, Feuer, Stäuben und Toxinen. Zum anderen hat er eine "soziale Dimension", erklärte Professor Dr. Thomas Hummel, HNO-Klinik am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden.

So vermitteln Duftstoffe die sogenannte chemische Kommunikation: Nicht nur zwischenmenschliche Beziehungen, sondern auch die Aromawahrnehmung, der Feingeschmack beim Essen und Trinken, hängen stärker vom Geruchssinn ab als uns das bewusst ist, verdeutlichte der Spezialist. Wer nicht riecht, verliert soziale Kompetenzen – bei manch einem wird dadurch der Weg zur Depression gebahnt.

Schwillt die Nasenschleimhaut allergiebedingt an, kann dies zum kompletten Verschluss der Riechspalte führen. Durch solche mechanischen Blockaden gelangen Duftmoleküle schlichtweg nicht mehr zu den Riechrezeptoren. Die Störung ist aber reversibel: Sobald die Schleimhaut abschwillt, riechen die Betroffenen wieder. Aber auch bei weiter Riechspalte können Patienten aufgrund entzündlicher Veränderungen im Rahmen der allergischen Reaktion in der Schleimhaut ihr Riechvermögen einbüßen.

Riechfunktion wird nur selten untersucht

Doch wie häufig ist mit Riechstörungen bei allergischer Rhinitis (AR) zu rechnen und wie steht’s um die therapeutischen Möglichkeiten? Dazu erfolgte eine umfassende Literaturrecherche: Von 420 relevanten Arbeiten waren 36 Artikel verwertbar, erklärte Prof. Hummel.

So bemängelte er, dass die Riechfunktion nur selten quantitativ erfasst wurde. Subjektive Einschätzungen der eigenen Riechleistung, also die alleinige Befragung von Patienten, bezeichnete er als nicht zielführend. Denn dabei werde der spürbare Luftfluss durch die Nase oft mit dem Riechvermögen verwechselt. Es gibt eine riesige Diskrepanz zwischen gemessenem Riechvermögen und subjektiver Einschätzung, wie eine Studie zeigt.

Riechtests spüren die schwache Sinnesleistung auf

Um die Riechleistung zu objektivieren, eignen sich verschiedene, etablierte Tests, z.B. "UPSIT" (University of Pennsylvania Smell Identification Test) oder "Sniffin' Sticks".

Wie Prof. Hummel auf Basis der verfügbaren Studiendaten berichtete, zeigten im Schnitt 20-40 % der AR-Patienten Riechstörungen; das Spektrum reichte von 10-88 %. Dabei wurde der Riechverlust als mäßig ausgeprägt eingestuft, Anosmien fanden sich eher selten.

Es fiel jedoch auf, dass die Häufigkeit und der Schweregrad der Riechstörung mit der Dauer und Schwere der allergischen Erkrankung zunahmen. Beim Vergleich von persistierenden/perennialen und saisonalen allergischen Rhinitiden (PAR bzw. SAR) traten Riechstörungen bei ersteren häufiger und schwerer ausgeprägt auf.

Sprühaufsatz und Tropftechnik verbessert den Geruchsinn

Bei der Behandlung von Riechstörungen spielen auch die Applikationstechniken eine wichtige Rolle. Experimentell wies man inzwischen nach, dass Nasensprays, die über einen verlängerten Sprühaufsatz verabreicht wurden, in punkto Riechfunktion besser wirkten. Als optimale Kopfhaltung während der Applikation wird die sogenannte Kaiteki-Position empfohlen.
 

Allergie verursacht oft RiechstörungenAllergie verursacht oft Riechstörungen

Für das Tropfen des rechten Nasenlochs        rechts. Dann überstreckt er ihn um 20 bis 30
liegt der Patient auf der linken Seite und      Grad. Für das linke Nasenloch wird die
dreht den Kopf um 30 bis 40 Grad nach        Prozedur auf der anderen Seite wiederholt.
                                                                                                                 Fotos: MT-Archiv                                                       
                                                             


Quelle: 10. Deutscher Allergiekongress

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