Alternative zu Antidepressiva?

Dr. Andrea Wülker, Foto: fotolia, Photographee.eu

Patienten mit mehreren depressiven Episoden in der Vorgeschichte haben ein hohes Risiko für weitere Rezidive. Was schützt diese Menschen vor erneuten Schüben?

Die meisten Depressionen behandelt heute der Hausarzt und für Patienten mit rezidivierendem Leiden wird eine medikamentöse Erhaltungstherapie über mindes­tens zwei Jahre empfohlen.


Doch viele Betroffene wünschen sich eine Alternative zu Antidepressiva. Die achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie (mindfulness-based cognitive therapy, MBCT) ist eine psychosoziale Intervention, die zur langfristigen Rückfallprävention bei Depressionen entwickelt wurde. Studiendaten weisen darauf hin, dass MBCT die Rate an Rezidiven gegenüber Placebo oder „üblicher Behandlung“ signifikant reduziert. Doch blieb unklar, ob die MBCT eine Alternative für Patienten darstellt, die ihre Antidepressiva absetzen möchten.


Das Forscherteam um Dr. Willem Kuyken vom Department of Psychiatry der University of Oxford prüfte, ob MBCT depressive Rückfälle effektiver verhindern kann als eine medikamentöse Erhaltungstherapie.1

Achtsamkeitsbasierte Verhaltenstherapie als effektive Alternative

In ihre Studie nahmen die britischen Kollegen 424 Patienten auf, die mindestens drei depressive Episoden durchgemacht hatten. Randomisiert erhielten 212 Patienten Antidepressiva, die übrigen nahmen an einer MBCT-Gruppentherapie teil. Primärer Endpunkt war die Zeit bis zum Auftreten eines depressiven Rezidivs.


Diese Zeitspanne unterschied sich in den beiden Gruppen im Verlauf von 24 Monaten nicht, schreiben die Autoren (Hazard Ratio 0,89, MCBT vs. Pharmaka). Auch in Sachen schwere Nebenwirkungen lagen die zwei Therapieverfahren gleichauf. Beide Behandlungsoptionen waren in Bezug auf Rückfälle, residuelle depressive Symptome und Lebensqualität mit anhaltenden positiven Ergebnissen assoziiert.


Wenn die Studie auch keine Überlegenheit der MBCT nachweisen konnte, zeigt sie doch, dass die psychosoziale Intervention eine effektive Alternative für Patienten darstellt, die eine medikamentöse antidepressive Erhaltungstherapie ablehnen oder nicht vertragen, heißt es in einem Kommentar.2 Vielleicht sollte man sogar allen Patienten mit rezidivierender Depression eine MBCT anbieten, schlägt der Editorialist weiter vor.


Quelle:
1. W. Kuyken et al.; Lancet 2015, http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(14)62222-4
2. Roger Mulder; a.a.O.

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