Alternativen zur Koloskopie bei Darmkrebsprävention?

Maria Weiß; Foto: pitopia, Andy Nowack

Darmkrebsprävention konnte im vergangenen Jahrzehnt die Mortalität um 77% senken, trotzdem gehen die Teilnehmerzahlen zurück. Welche Alternativen gibt es zur unangenehmen Koloskopie?

Die aktuellen Daten zur Prävention und Früherkennung von Dickdarmkarzinomen bestätigen die hohe Effektivität der Vorsorge-Koloskopie. Doch die Patienten mögen nicht mitmachen. Können Sie „Ausweich-Verfahren“ anbieten?

Brandneue Zahlen zur Teilnahme der 55- bis 74-Jährigen an der Vorsorge-Koloskopie stellte Professor Dr. Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg vor: Danach führen Großstädte wie Hamburg, Berlin und Bremen mit Teilnehmerzahlen deutlich über 30 % - Schlusslichter sind Westfalen-Lippe und Hessen mit unter 20 %.

Insgesamt nehmen in Deutschland etwa 20 bis 25 % der Berechtigten die Chance zur Darmkrebsprävention wahr. In den letzten Jahren lässt sich leider sogar eher ein Rückgang verzeichnen, vor allem bei den über 70-Jährigen.

Darmkrebs-Prävention auf Erfolgskurs

An der Effektivität der Vorsorgekoloskopie gibt es keine Zweifel mehr: Die seit 2003 laufende DACHS*-Studie mit 4500 Fällen und ebenso vielen Kontrollen zeigte eine 77%-ige Reduktion des Darmkrebs-Risikos, sofern in den vergangenen zehn Jahren eine Koloskopie durchgeführt worden war. Noch wesentlich ausgeprägter war der Effekt, wenn es sich um eine reine Screening-Untersuchung handelte und es nicht um die Abklärung von klinischen Symptomen ging.

Auch eine Metaanalyse von fünf Studien ergab bei früheren Screening-Koloskopien einen Rückgang um etwa 70 %, wobei der Effekt in neueren Studien – wahrscheinlich aufgrund der verbesserten Endoskopietechnik - größer ausfiel als in älteren. Auch die Darmkrebsmortalität sank in dieser Metaanalyse um 70 %.

Koloskopie schreckt Viele ab

Dass es sich tatsächlich um Prävention und nicht nur um Früherkennung handelt, machen folgende Zahlen (bei Männern) deutlich: In den ersten zehn Jahren nach der Einführung der Vorsorge-Koloskopie verhinderte nach einer Hochrechnung die Entfernung von Polypen und Adenomen 100 000 Krebsfälle in Deutschland, 25 000 Fälle erkannte man früh. Die Zahl der Überdiagnosen, bei denen der Darmkrebs nicht mehr symptomatisch geworden wäre, ist dabei verschwindend gering.

Die Einführung der Screening-Koloskopie macht sich inzwischen durch eine Abnahme der kumulativen Darmkrebs-Inzidenz bei den 55- bis 85-Jährigen bemerkbar, berichtete Prof. Brenner. Gelänge es, die Teilnahme zu steigern, könnte dieser Effekt noch größer ausfallen.

Doch leider lassen sich viele Menschen nur ungern auf eine Darmspiegelung ein, vermutlich wird die Zahl der Teilnehmer über 50 % nie hinauskommen, sagte Dr. Chris­tian Peter Pox von der Medizinischen Universitätsklinik Bochum, Knappschaftskrankenhaus. Auch Nicht-Teilnehmern sollte man Alternativen anbieten, betonte der Experte.

Alternativen zur Darmspiegelung

Eine Möglichkeit wäre die Sigmoidoskopie als „kleine Schwester“ des Goldstandards Koloskopie, die aber wahrscheinlich ähnliche Überzeugungsarbeit erfordert. Alternative bleibt die regelmäßige Suche nach Blut im Stuhl – hier schneidet der immunologische Nachweis deutlich besser ab als der alte Guajak-Test, der zudem auch noch drei Stuhlproben erfordert.

Eher enttäuscht hat der Tumor-­M2-Pyruvatkinase-Stuhltest, der nur eine geringe Sensitivität für Adenome aufweist. Der Bluttest auf methyliertes Septin 9 erfüllte ebenfalls nicht die Erwartungen – bei knapp 8000 Screening-Patienten ließen sich damit nur 48 % der Karzinome und 11 % der fortgeschrittenen Adenome entdecken.

Stuhltest als non-invasive Methode?

Ein in den USA angebotener genetischer Stuhltest mit Nachweis von zwei Methylierungsmarkern, KRAS und Hb, bietet zwar eine hohe Sensitivität für Karzinome und ist beim Nachweis von fortgeschrittenen Präkanzerosen dem immunologischen Stuhltest überlegen. Der Test kostet aber mit etwa 450 Dollar nicht nur sehr viel – der Patient muss auch einen gesamten Stuhlgang einschicken, was die praktische Umsetzung etwas schwierig macht.

CT-Kolonographie und Kapselendoskopie stellen derzeit auch keine Alternativen dar. Die von vielen als sehr unangenehm empfundenen Abführrituale zur Vorbereitung sind die gleichen und es besteht der Nachteil, dass Polypen nicht in der gleichen Sitzung entfernt werden können.

*Darmkrebs: Chancen der Verhütung durch Screening


Quelle: Kongress Viszeralmedizin 2014 LEIPZIG

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